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Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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gefahren?«, flüsterte Newman Monica im Vorbeigehen zu, während er den alten Regenmantel aus dem Schrank holte. »Ein Bär mit einem Brummschädel ist gut gelaunt gegen ihn.«
    »Keine Sorge. Das legt sich bald wieder«, sagte Monica beschwichtigend. »Tweed ist frustriert, weil er in diesem Fall noch keine brauchbare Spur hat.«
    »Dann können wir nur hoffen, dass wir bald etwas herausfinden«, sagte Newman. Dann verließ er das Büro, um einen Auftrag zu erledigen, von dem er sich nicht besonders viel versprach.
    Marler war beeindruckt, als sie am Finden Square ankamen. Der Platz war an allen vier Seiten von neoklassizistischen Häusern aus dem 18. Jahrhundert eingerahmt, denen man es schon von außen ansah, dass ihre Besitzer nicht gerade in Armut lebten. In der Mitte befand sich eine gepflegte Grünanlage mit alten Nadelbäumen und Sträuchern, an denen das frische Grün herrlich spross.
    »Ich wusste gar nicht, dass es so eine Idylle mitten in London gibt«, staunte Marler, als sie durch den kleinen Park auf die andere Seite des Platzes gingen.
    »Sie sollten vielleicht mehr spazieren gehen«, bemerkte Paula in neckischem Ton. »Aber Sie sitzen ja lieber in Pubs herum und unterhalten sich mit irgendwelchen zwielichtigen Gestalten.«
    »Man muss sich eben auf dem Laufenden halten«, entgegnete Marler mit einem breiten Grinsen.
    »Da drüben steht ein Rolls-Royce vor einem Eckhaus«, sagte Paula. »Das muss die Zentrale von Otranto Oil sein.«
    »Sieht ganz danach aus. Umsonst werden sie das große rote O nicht auf dem Mast im Garten angebracht haben«, meinte Marler. »Bestimmt wird es in der Nacht beleuchtet.«
    »Und haben Sie die große Satellitenschüssel auf dem Dach gesehen? Über die kommuniziert er bestimmt mit seinen Tochterfirmen auf der ganzen Welt.«
    Paula hatte noch nicht richtig zu Ende gesprochen, als die Tür des Hauses aufging. Die beiden duckten sich hinter einen großen Busch und lugten durch eine Lücke zwischen den Zweigen.
    Nachdem ein livrierter Diener einen teuren Lederkoffer zu dem Rolls-Royce getragen und in den Kofferraum gelegt hatte, stieg der Chauffeur aus dem Wagen und riss die hintere Tür für einen großen, schlanken Mann auf, der mit raschen Schritten aus dem Haus kam. Leider drehte er ihnen den Rücken zu, so dass sie sein Gesicht nicht erkennen konnten. Aber sie hörten, was er zu dem Chauffeur sagte, der ihn mit einer devoten Verbeugung begrüßt hatte.
    »Jordon«, verkündete er mit kultivierter Stimme. »Wir werden auf dem Weg in Oxford anhalten und abwarten, ob es Neuigkeiten gibt. Fahren Sie mich dort zum besten Hotel am Platz.«
    »Das muss Neville Guile sein«, brummte Marler, während der Rolls-Royce sich in Bewegung setzte. »Schade, dass wir ihn nicht besser gesehen haben.«
    »Lassen Sie uns zurück in die Park Crescent fahren«, sagte Paula. »Ich will Tweed berichten, was wir gesehen haben.«
    Quer durch den kleinen Park gingen sie zurück zu dem Saab, den sich Marler von Pete Nield ausgeliehen hatte.
    »Ein Gespräch mit Neville Guile kann ich mir vorerst abschminken«, sagte Paula, als sie sich ein paar Straßen weiter in den dichten Großstadtverkehr einfädelten. »Aber jetzt wissen wir wenigstens, dass er nach Oxford fährt.«
    Newman war inzwischen im East End und klapperte die einschlägigen Kneipen ab. Er hatte Glück und fand seine Informanten dort, wo er sie um diese Tageszeit vermutet hatte: an den Theken zwielichtiger Bars und Spelunken, wo sie sich mit Bier und Brandy den Nachmittag um die Ohren schlugen.
    Der dritte Informant, dem man den übermäßigen Bierkonsum schon an seiner Leibesfülle ansah, schüttelte den Kopf und gab Newman eine ähnliche Antwort wie auch die beiden anderen zuvor.
    »Ich habe nichts gehört und wüsste nicht, dass irgendwer was Größeres vorhat. Hier ist es momentan ziemlich ruhig …«
    Newman bedankte sich bei dem Dicken und drückte ihm eine Zehnpfundnote in die Hand. Jetzt blieb nur noch ein Informant übrig, der sich normalerweise in einem Pub ganz in der Nähe aufhielt. Er war einer der intelligentesten und zuverlässigsten Informanten, die der SIS hatte.
    Newman kaufte an einem Obststand einen Apfel und aß ihn auf dem Weg zu dem Pub, das Pig's Trotters hieß. Sein Informant war ein großer, schlanker Mann, von dessen stets ein wenig verschlafen wirkendem Gesichtsausdruck man sich nicht täuschen lassen durfte. Mr Merton, wie der Mann mit Decknamen hieß, entging nicht so leicht etwas.
    »Gutes Timing«, sagte

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