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Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Ergebnis der Gesichterrekonstruktion erst in einigen Wochen rechnen kann.«
    Monica telefonierte nach unten, und kurze Zeit später führte George Hector Humble herein, der unter seinem Jackett eine sehr bunte, aber trotzdem geschmackvolle Weste trug.
    »Schickes Outfit«, rief ihm Paula zu. »Wirklich einzigartig.«
    »Ich habe mir die Weste in der Old Kent Road gekauft. Zum halben Preis. Sie hing dort wochenlang im Schaufenster, und keiner wollte sie haben.«
    Humble, der von Paulas Kompliment ganz rot im Gesicht geworden war, trug zwei mit Pappe verstärkte Briefumschläge unter den Arm geklemmt. Dankbar nahm er Monicas Angebot, ihm eine Tasse Kaffee zu bringen, an und ließ sich erschöpft in einen Sessel vor Tweeds Schreibtisch fallen.
    »Ich habe es geschafft«, sagte er, während er Tweed einen der Umschläge reichte. »Ich habe die ganze Nacht durchgearbeitet, denn der Fall hat mir einfach keine Ruhe mehr gelassen. Und außerdem wusste ich, dass Sie die Bilder dringend brauchen.«
    Tweed öffnete den Umschlag und zog mehrere Fotos heraus, die er vor sich auf dem Schreibtisch ausbreitete. Es waren Bilder der ermordeten Frauen, auf denen sie aussahen, als wären sie noch am Leben. Alles, auch die Haut, die Augen und die Haare, sah täuschend echt aus.
    Das ganze Team scharte sich um Tweeds Schreibtisch.
    »Sie waren wunderschön«, sagte Paula mit einem Anflug von Bewunderung und Bedauern in der Stimme. »Wir müssen alles tun, um den Schweinehund dingfest zu machen, der sie auf dem Gewissen hat.«
    »Ich habe Ihnen von jeder Rekonstruktion jeweils sieben Abzüge gemacht«, fuhr Hector fort. »Und jetzt gebe ich Ihnen noch den zweiten Umschlag, aber schauen Sie nur dann hinein, wenn Sie in guter Verfassung sind. Die Fotos darin zeigen die Frauen, wie sie ausgesehen haben, bevor ich ihre Gesichter rekonstruiert habe.«
    »Vielen Dank, aber solche Fotos haben die Be amten von der Spurensicherung schon am Tatort gemacht.«
    Die Tür ging auf, und Mr Howard, der Leiter des SIS, kam herein. Er war ein großer Mann, der gern aß und trank und deshalb schon einen kleinen Bauch angesetzt hatte. Er trug einen perfekt sitzenden Arma ni-Anzug und ein frisch gestärktes weißes Hemd mit goldenen Manschettenknöpfen. Als Tweed ihm die Bilder zeigte, nahm sein sonst so freundliches und unbekümmertes Gesicht einen ernsten Ausdruck an.
    »Mr Humble hat wahre Wunder bewirkt«, sagte Tweed.
    »Das finde ich auch. Stellen Sie ihm einen Scheck über die von ihm geforderte Summe aus.«
    Tweed holte sein Scheckbuch aus der Schublade.
    »Zehntausend Pfund, nicht wahr?«, fragte er Humble, der energisch den Kopf schüttelte.
    »Nein, da habe ich gestern zu viel verlangt. Sieben-oder achttausend reichen mir auch.«
    »Nein, nein, das haben wir so vereinbart, und dabei bleibt es auch«, sagte Tweed beharrlich und füllte den Scheck aus.
    »Wirklich schade«, sagte Howard, nachdem er sich die Fotos der von Humble rekonstruierten Gesichter noch einmal angesehen hatte. »Die beiden Frauen hätte ich gern mal zum Abendessen eingeladen …« Er schluckte. »Du meine Güte. Das war geschmacklos von mir. Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Ich gehe jetzt wohl besser in mein Büro. Es war mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Mr Humble.«
    So rasch, wie er gekommen war, verschwand Ho ward auch wieder.
    Humble trank den Kaffee, den Monica ihm gebracht hatte, und stand dann auf. Zum Abschied küsste er Paula auf beide Wangen.
    »Sie sind so eine liebenswerte Frau«, murmelte er, wobei er wieder errötete.
    Noch bevor Paula etwas darauf antworten konnte, eilte er aus dem Büro.
    »Jeder von Ihnen bekommt je ein Foto von den beiden Toten«, sagte Tweed zu seinem Team, als sie wieder allein waren. »Sie sollten es sich jedoch gut überlegen, wem Sie die Bilder zeigen. Und sagen Sie auf keinen Fall, dass die beiden Frauen ermordet wurden. Momentan kommen wir in unserem Fall noch nicht weiter, weil wir nicht wissen, wer die Opfer sind.«
    »Also sollen die Bilder nicht in die Zeitungen?«, fragte Newman.
    »Auf gar keinen Fall. Die Presse darf nichts erfahren«, erwiderte Tweed.
    »Dafür ist es leider zu spät. Der Clarion hat heute einen Aufmacher auf der ersten Seite. Natürlich von Drew Franklin, wem sonst. Zeigen Sie ihm den Artikel, Paula.«
    Paula hob eine Zeitung in die Höhe, die auf ihrem Schreibtisch lag.
    DOPPELMORD IM NOBELVIERTEL
    Unbekannter Mörder
    schlitzt zwei Frauen die Kehle auf!
     
    »Darf ich den Artikel lesen?«, fragte

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