Die Schlucht
ironisches Lächeln spielte. Marler galt als der treffsicherste Scharfschütze Europas.
Pete Nield, Butlers Arbeitspartner, war ebenfalls elegant gekleidet. Er trug einen weißen Anzug, ein hellblaues Hemd und eine gelbe Chanel-Krawatte. Nield hatte perfekte Manieren und stets ein elegantes Äußeres, was ihn von seinem eher salopp gekleideten Kollegen Harry Butler unterschied. Trotzdem waren die ungleichen Partner ein unschlagbares Team, das für Tweed schon viele Kastanien aus dem Feuer geholt hatte.
Tweed verschwendete keine Zeit. Nachdem er sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, informierte er die Anwesenden darüber, dass er einen neuen Mordfall übernommen hatte. Es war ihm wichtig, dass alle Mitarbeiter stets auf dem Laufenden waren. Und so berichtete er ihnen bis ins kleinste Detail alles, was bisher geschehen war, angefangen mit dem Leichenfund bis hin zu dem Rolls-Royce mit dem geheimnisvollen Passagier.
»Haben Sie schon eine Idee, wer die beiden Frauen ermordet haben könnte?«, fragte Marler bedächtig.
»Dafür ist es noch zu früh«, entgegnete Tweed. »Was wir brauchen, ist eine heiße Spur.«
»Und die sollen wir Ihnen jetzt verschaffen«, vermutete Marler scharfsinnig.
Das Telefon klingelte, und Monica nahm ab. Sie hörte eine Weile zu, bevor sie wieder auflegte.
»Das war Harry Butler«, sagte sie. »Er verfolgt gerade Falkirk. Der ist in einen Wagen gestiegen und hin aus aufs Land gefahren, aber jetzt hat der Wagen eine Panne. Falkirk wartet auf den Abschleppdienst, und Harry hat sich hinter einer Hecke versteckt, damit er nicht entdeckt wird.«
»Wieso haben Sie mir das Gespräch nicht durchgestellt?«, fragte Tweed.
»Weil die Verbindung furchtbar schlecht war. Harry konnte mir nur ganz schnell die paar Informationen durchgeben, dann ist sie abgebrochen.«
»Hat er denn nicht gesagt, wo er ist?«
»Nein, leider nicht.«
»Na prima«, sagte Tweed sarkastisch. »Der kann weiß der Teufel wo stecken. In Devon oder Norfolk oder wo auch immer.«
»Harry weiß, was er tut«, sagte Pete Nield ruhig. »Jedenfalls scheint er immer noch an Falkirk dran zu sein. Das ist doch was. Sie sagen doch immer, dass wir unsere Entscheidungen vor Ort selbst treffen müssen, Tweed.«
»Alle mal herhören«, rief Paula, die inzwischen zwei Anrufe getätigt hatte. »Ich habe ein paar Neuigkeiten für Sie.«
»Schießen Sie los«, sagte Tweed.
»Ich weiß jetzt, wem der Rolls-Royce gehört, den wir in Lisa Clancys Straße gesehen haben«, verkündete sie. »Es ist ein Firmenwagen, der auf eine Otranto Oil Company zugelassen ist. Weil uns das nicht viel weiterbringt, habe ich unseren alten Freund Keith Kent angerufen und ihn ein bisschen über die Firma ausgefragt.«
Tweed nickte zustimmend. Keith Kent war ein hochkarätiger Finanzexperte, der den SIS schon häufig in schwierigen Fragen beraten hatte.
»Keith weiß ziemlich viel über Otranto Oil«, fuhr Paula fort. »Sie gehört einem gewissen Neville Guile, einem ziemlich skrupellosen Finanzmogul, der Otranto zu einer mächtigen Unternehmensgruppe aufgebaut hat. Dazu soll er sich mit recht zweifelhaften Methoden eine Reihe kleinerer Ölfirmen unter den Nagel gerissen haben. Angeblich soll er dabei vor Erpressung und sogar Schlimmerem nicht zurückgeschreckt sein.
Guile besitzt drei Rolls-Royce. Zwei gehören der Firma, und einer ist sein Privatwagen. Und jetzt kommt es. Die Zentrale von Otranto Oil liegt am Finden Square …«
»Und wo ist der?«, fragte Tweed.
»Ganz in der Nähe der Bexford Street und der Lynton Avenue, in der die beiden Morde verübt wurden. Ich finde, wir sollten uns diesen Ölbaron einmal genauer ansehen. Wenn Sie nichts dagegen haben, Tweed, dann würde ich jetzt gern zum Finden Square fahren.«
»Ich begleite Sie«, bot Marler an. »Mit diesem Neville Guile ist bestimmt nicht gut Kirschen essen. Vielleicht hat er Sie ja vom Rücksitz seines Rolls-Royce aus gesehen.«
»Ich würde mich freuen, wenn Sie mitkämen«, sagte Paula. »Ist Ihnen das recht, Tweed?«
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, brummte Tweed.
Sobald sie gegangen waren, sah er hinüber zu New-man, der ihn erwartungsvoll anlächelte.
»Und was kann ich für Sie tun?«
»Sie ziehen sich Ihren schäbigen Regenmantel an und klappern Ihre Informanten im East End ab. Ich will wissen, ob es irgendwelche Gerüchte über eine bevorstehende Operation gibt.«
»Was für eine Operation meinen Sie?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Was ist denn in den
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