Die Schlucht
Tweed.
Paula stand auf und brachte ihm die Zeitung, die Tweed rasch überflog.
»Das haben wir mit Sicherheit dem Katastrophenbullen zu verdanken«, sagte er und schnaubte verächtlich.
»Wem?«, fragte Marler.
»Chief Inspector Reedbeck«, erklärte Paula. »Bei Scotland Yard munkelt man schon seit einiger Zeit, dass er sensible Informationen an die Presse weitergibt. Gegen Bares, versteht sich.«
»Viel interessanter als Franklins Geschreibsel ist ja ein anderer Artikel«, sagte Tweed, nachdem er weiter in der Zeitung gelesen hatte.
»Welcher denn?«, wollte Paula wissen.
»Archie MacBlade ist wieder im Land.«
»Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Wer ist das nochmal?«
»Einer der erfolgreichsten Öl-Prospektoren der Welt«, meldete sich Newman zu Wort. »Er war gerade in Brunei, wo er im Dschungel ein riesiges neues Ölfeld entdeckt hat. Dabei ist der Sultan von Brunei schon jetzt einer der reichsten Männer der Erde.«
Tweed besah sich noch einmal das Bild von Archie MacBlade. Es zeigte einen Mann mit Hakennase und langen, ungepflegten Haaren, buschigen Augenbrauen und stechendem Blick.
Das Telefon klingelte. Monica nahm ab, hörte dem Anrufer eine Weile zu und deutete dann auf Tweeds Telefon.
»Heben Sie ab, es ist Harry Butler.«
»Schön, dass Sie auch mal wieder etwas von sich hören lassen«, meldete sich Tweed. »Wo zum Teufel stecken Sie? Wie bitte? Könnten Sie das noch einmal wiederholen? In Hobartshire?«
Als Paula die Ortsbezeichnung hörte, zog sie eine Landkarte aus ihrer Schreibtischschublade und wartete.
Das Telefonat dauerte mehrere Minuten, während derer sich Tweed irgendwelche Daten auf einem Block notierte. Hin und wieder fragte er: »Sind Sie sicher?«, bevor er eifrig weiterschrieb. Schließlich fragte er: »Wenn Paula und ich jetzt sofort aufbrechen, dann sind wir doch bis Mittag bei Ihnen, oder?«
»Ja, das wären wir«, erklärte Paula.
»Sagten Sie gerade Gunners Gorge?«, fragte Tweed nach. »Seltsamer Name für einen Ort.«
»Ich habe es gefunden«, verkündete Paula. »Liegt an einem Fluss namens Lyne.«
»Paula und ich brechen in zehn Minuten auf«, sagte Tweed. »Sie haben gute Arbeit geleistet, Harry, außergewöhnlich gute Arbeit. Bis nachher.«
Tweed legte auf. »Ich habe das Gefühl, dass wir in diesem Fall gerade vor dem Durchbruch stehen, auf den wir so dringend gewartet haben«, sagte er und blickte in die Runde. »Harry Butler ist Falkirk bis in einen Ort namens Gunners Gorge in Hobartshire gefolgt. Er reserviert Paula und mir dort Zimmer in einem Hotel, das Nag's Head heißt. Ich habe Ihnen die Adresse hier auf den Zettel geschrieben, den Monica aufbewahren wird. Wenn wir Verstärkung brauchen, melde ich mich, und wenn hier etwas passiert, rufen Sie mich auf Paulas Handy an.«
Dann sprang er auf und zog seinen Kamelhaarmantel an. Paula hatte bereits aus einem Nebenraum die beiden Taschen mit allem Nötigen geholt, die für einen Fall wie diesen ständig bereitstanden.
»Nehmen Sie den zweiten Audi«, sagte Nield. »Den gepanzerten, den Harry auffrisiert hat. Man kann schließlich nie wissen, was einen erwartet.«
»Gute Idee«, erwiderte Tweed. »Einverstanden.«
»Jetzt fahre ich«, sagte Paula, als sie unten auf der Straße waren, und setzte sich hinter das Steuer des zweiten Audi. »Sie sind gestern gefahren, und außerdem kenne ich den Weg.«
Nachdem sie sich durch den dichten Londoner Berufsverkehr gequält hatten, gelangten sie auf eine Ausfallstraße, auf der sie rascher vorankamen.
»Ach, ist das nicht herrlich?«, fragte Paula, als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten und zwischen weiten Feldern und grünen Hecken eine breite Landstraße entlangfuhren. »Endlich kein Lärm und kein Benzingestank mehr. Manchmal geht mir die Stadt mit ihrem ganzen Trubel schon sehr auf die Nerven.«
»Und was für ein wunderbares Wetter!«, fügte Tweed hinzu.
Aus dem blassblauen Himmel schien die kräftige Frühjahrssonne herab und glitzerte auf den Tragflächen eines Passagierflugzeugs, das hoch am Himmel einen Kondensstreifen hinterließ.
»Wo mag das wohl hinfliegen?«, fragte Paula.
»Vielleicht in die Karibik. Oder auf die Bahamas.«
»Da wäre ich jetzt auch gern«, sinnierte Paula. »Obwohl, wenn ich es mir recht überlege: Diese unzählig vielen Touristen und in den Häfen eine Jacht an der anderen … Nein, danke, eigentlich bleibe ich doch lieber hier.«
»Ich auch. In England ist es nun mal am schönsten.«
Auf ihrer Fahrt
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