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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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gezwungen!«
    Herr Montag beachtete sie nicht. Er erhob sich lang sam, ließ den Jagdstuhl stehen, wo er war, und schlender te zur offenstehenden Fahrstuhltür. Die Portiers und Feldwebel salutierten, als er vorüberschritt, und Abenddämmerung, Mittag und Morgengrauen verbeugten sich. Die Tür des Aufzugs schloss sich hinter ihm und öffnete sich schon im nächsten Augenblick. Von Montag war keine Spur mehr zu sehen.
    »Ehrlich, Sir! Es war nicht mein Fehler«, sagte Susi noch einmal, diesmal zu Mittag. Sie kniete nieder und beugte den Kopf so tief, dass sie das Gras berührte, wo bei sie mit den Fingern gequält in der Erde scharrte. »Schic ken Sie mich nicht in den Kohlenkeller! Lassen Sie mich zurück an meine Arbeit!«
    »Wo ist das Vermächtnis?«, fragte Mittag. Er ging zu Susi und zog sie an den Haaren hoch, bis sie mit schmerzverzerrtem Gesicht nur noch auf den Zehenspitzen stand.
    »Es ist weggelaufen, als der Saurier kam!«, schrie Su si. »Es kannte einen Obskurweg nach draußen, einen kleinen, einen zu kleinen, als dass wir ihn auch hätten benutzen können.«
    »Welche Gestalt hat es angenommen?«, fragte Mittag. »Wo war dieser Obskurweg?«
    »Das Vermächtnis … das Vermächtnis sah aus wie ei ne orange Katze, aber mit langen Ohren«, schluchzte Susi. »Es ist den Baum da raufgeklettert und dann … war es verschwunden. Ich wollte ja nicht tun, was es verlangt hat, aber es hat mich gezwungen …«
    Mittag ließ sie angewidert fallen.
    »Wollt ihr das hier?«, fragte er Abenddämmerung und Morgengrauen und zeigte dabei auf Susi, die wieder auf dem Boden lag. Diesmal hatte sie es fertiggebracht, sich die Erde übers ganze Gesicht zu verteilen und mit den Tränen zu verschmieren.
    Morgengrauen schüttelte den Kopf; Abenddämmerung antwortete nicht sofort. Dann überflog ein leises Lächeln sein Gesicht, so leise, dass Arthur sich fragte, ob er es sich nur eingebildet hatte.
    »Du bist eines der Kinder dieses unzurechnungsfähigen Pfeifers, nicht wahr?«, fragte Abenddämmerung. »Eine ehemalige Sterbliche?«
    »Jawohl, Euer Ehren«, schluchzte Susi. »Ich bin jetzt Tintenbefüllerin Sechster Klasse.«
    »Eine ehrenvolle Beschäftigung«, erwiderte Abend dämmerung. »Du darfst zu deinen Pflichten zurückkeh ren, Susi Türkisblau. Aber zuerst wasch dir Gesicht und Hän de; dieser Bach scheint mir geeignet dafür.«
    Susi sah misstrauisch zu ihm hoch, als sie ihren Namen hörte, dann schlug sie die Augen nieder und stand wacklig auf. Nur Abenddämmerung und Arthur beobachteten sie, als sie zu dem Bach hinüberging und sich bückte, um sich zu waschen. Ihr Jammern und Betteln hatten Arthur überrascht, aber als sie jetzt genau zu der Stelle ging, wo das Vermächtnis hineingesprungen war, dachte er anders darüber. Sie kehrte allen den Rücken zu, um vor ihren Blicken zu verbergen, was sie mit den Händen im Wasser tat. Was, so hoffte Arthur, die Bergung des Vermächtnisses sein würde. Nicht, dass er vom Vermächtnis irgendwelche Taten erwartete – nicht mit Montags drei mächtigen Dienern im Aufgebot.
    »Zerstört dieses Büro«, wies Mittag einen Feldwebel an. Er zückte sein Notizbuch, kritzelte etwas mit einem Stift hinein, der aus der Luft auftauchte, riss die Seite heraus und gab sie dem Feldwebel. »Benutze dies hier, um das Bildfenster zu schließen.«
    »Meine Mitternächtlichen Besucher und ich werden Arthur in den Tiefen Kohlenkeller bringen«, erklärte Abenddämmerung. Er gab seinem Leichenzuggefolge ein Zeichen, und sie traten vor.
    »Nein, das werdet ihr nicht«, widersprach Mittag. »Das ist meine Aufgabe. Ich besitze immerhin die mir von unserem Herrn verliehene Generalvollmacht.«
    »Die meines Wissens für die Sekundären Reiche er teilt wurde«, sagte Abenddämmerung sanft.
    »Dieses Detail wurde ausgelassen«, entgegnete Mittag mit seinem strahlendsten Lächeln. Er wandte sich an Arthur und sagte: »Hoch mit dir, Junge! Wenn du schön brav mitkommst, werde ich nicht gezwungen sein, dir weh zu tun. Denke daran, dass du trotz allem viele Schmerzen empfinden kannst, vorausgesetzt, wir versuchen nicht, den Schlüssel an uns zu nehmen.«
    Abenddämmerung blickte Morgengrauen an, die mit den Schultern zuckte.
    »Mittag hat das Recht dazu«, erklärte sie. »Ich werde ihn begleiten.«
    »Wie ihr meint, Schwester, Bruder«, fügte sich Abenddämmerung. Er schnippte mit den Fingern und wies nach oben. Die Mitternächtlichen Besucher verbeugten sich leicht und schlugen ihre Umhänge um sich.

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