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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Dann erhoben sie sich langsam in die Luft und nahmen Haltung an, während sie auf die Decke zuschwebten. Auf Höhe der Baumwipfel verschwanden sie.
    Arthur beobachtete sie bis zuletzt. Als er sich wieder den anderen zuwandte, war auch Abenddämmerung verschwunden, und Mittag und Morgengrauen schauten ihn an.
    »Nun, Knabe?«
    Arthur warf Susi einen verstohlenen Blick zu. Sie stand nicht mehr am Bach, schaute aber auch nicht in seine Richtung. Er konnte nicht erkennen, ob sie das Vermächtnis aus dem Wasser gezogen hatte, und wurde von plötzlichen Zweifeln heimgesucht. Was, wenn sie sich nur die Hände hatte waschen wollen und ihm gegenüber keine Verantwortung mehr verspürte? Oder wenn sie tatsächlich helfen wollte, aber das Vermächtnis schon verschwunden war?
    »Ich glaube, ich habe keine Wahl«, antwortete Arthur langsam. Er stand auf und reckte das Kinn in die Höhe, um zu zeigen, dass er keine Angst hatte. »Ich werde mit Ihnen gehen.«
    Während er das sagte, sah er noch einmal heimlich zu Susi hinüber. Sie stand ein wenig abseits vom Bach, erwiderte aber seinen Blick. Arthur gab ihr ein äußerst vorsichtiges, langsames Zeichen, woraufhin sie sich an den Hals griff und hüstelte. Also hatte sie das Vermächtnis, und das war ein kleiner Trost für Arthur. Nur ein kleiner Trost, aber jetzt gab es bei dem, was ihm bevorstand, wenigstens die Aussicht auf Hilfe.
    Mittag machte eine Geste, und die Feldwebel brüllten Befehle. Ein Dutzend metallener Portiers formierte sich um Arthur und schloss ihn zwischen sich ein. Sie waren so groß und standen so dicht beisammen, dass er kaum zwischen ihnen hindurchsehen konnte.
    »Portiereskorte des Gefangenen, im Gleichschritt, marsch!«, donnerte ein Feldwebel. Die Portiers setzten sich in Bewegung, und Arthur musste mitmarschieren, um nicht zerquetscht oder zertreten zu werden. Er bezweifelte durchaus, dass der Schlüssel ihn vor einer gebrochenen Rippe oder einem zermalmten Fuß bewahren würde.
    Arthur hatte erwartet, dass wenigstens ein Teil der Entourage ausscheren würde, bevor sie zum Aufzug kamen; er hatte schon nicht begreifen können, wie überhaupt so viele Personen daraus hatten hervorkommen können. Aber als sie weitermarschierten und den Fahrstuhl betraten, erkannte er, dass es gar nicht derjenige war, den Susi und er benutzt hatten, obwohl er sich genau an derselben Stelle befand. Dieser Aufzug hier war viele Male größer, etwa so groß wie die Schulaula, und auch viel eleganter, mit auf Hochglanz polierter Holzvertäfelung an den Wänden und Parkettfußboden.
    In der Mitte des Aufzugs befand sich eine Rotunde, um die ein Messinggeländer lief. Mittag und Morgengrauen begaben sich dorthin und kletterten hinein, während alle anderen sich davor aufstellten wie bei einer Parade auf dem Exerzierplatz. Arthur erhaschte noch einen letzten Blick auf Susi, wie sie mit dem Feldwebel sprach, der das Büro zerstören sollte. Dann glitt die Tür zu, und eine Klingel ertönte.
    Jetzt kam sich Arthur wirklich wie ein Gefangener vor: allein unter Feinden.
    Mittag tippte in die Luft, und vor ihm erschien ein Sprachrohr. Er zog es zu sich heran und sagte: »Unteres Parterre zwanzigzwölf. Express.«
    Jemand erwiderte etwas. Mittag runzelte die Stirn.
    »Dann leitet ihn eben um! Ich sagte Express!«
    Der Aufzug ruckte plötzlich und fiel; Arthur krachte in einen der Portiers, die stocksteif Haltung bewahrten, Mittag und Morgengrauen wurden gegen das Geländer der Rotun de geworfen. Mittag nahm mit finsterem Blick das Sprachrohr, griff mit einem langen, dünnen Finger hinein und zerrte an etwas. Ein erstickter Schrei kam aus dem Inneren der Röhre, dann zog Mittag langsam eine Nase daraus hervor, die er mit zwei gebogenen Fingern seiner weißbehandschuhten Hand festhielt, gefolgt von einem Mund, einem Kinn, dann einem ganzen Kopf inklusive eines ramponierten Hutes – was Arthur nicht glauben konnte, denn das Rohr war nicht breiter als eine Konservendose.
    Ein paar Sekunden später hatte Mittag einen vollständigen Mann zu Tage gefördert beziehungsweise gezerrt, den er auf den Boden neben der Rotunde fallen ließ. Der herausgeholte Bursche war klein und dick; sein Rock war ihm zu lang, sodass der schlecht geflickte hintere Teil über den Boden schleifte.
    Mittag blickte finster zu ihm hinab.
    »Aufzugführer Siebter Klasse?«
    »Nein, Euer Ehren«, antwortete der kleine Mann. Arthur konnte sehen, wie er sich bemühte, tapfer zu sein. »Aufzugführer Vierter

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