Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag
Stücken, die er Susi hatte benutzen sehen, bestand der Haufen aus unförmigen Stücken unterschiedlichster Größe. Als Arthur ein wenig umherging, fiel ihm auf, dass auch die Haufen unterschiedlich groß und manche viel sorgfältiger angelegt waren als andere. Ein paar Mal sah er eingestürzte Pyramiden, die nur noch formlose Anhäufungen waren.
Wie Mittag versprochen hatte, war es sowohl kalt als auch klamm. Wenigstens hält das Wasser den Kohlenstaub am Boden, dachte Arthur, obwohl er ihn beim Gehen aufwirbelte. Aber er musste hin und her gehen, weil es zu kalt war, um ruhig stehen zu bleiben. Wenn Susi Recht hatte und er nicht zu essen brauchte, dann würde er sich wohl die ganze Zeit bewegen können.
Nur dass sie nichts darüber gesagt hatte, dass man nicht schlafen musste, und Arthur war müde. Hier arbeitete man in Schichten, wie er wusste; das bedeutete vermutlich, dass die Leute – oder Bürger, wie sie anscheinend genannt wurden – doch schliefen.
Der Schlüssel würde ihn hoffentlich vor einer Erkältung oder einer Lungenentzündung schützen, falls man so etwas entgegen Susis Meinung bekommen konnte. Es würde aber schon schlimm genug sein, bei dieser Kälte und Nässe, auf einem Kohlehaufen zu schlafen.
Arthur ging zwischen den Haufen auf und ab und dachte darüber nach, was er als Nächstes tun sollte. Konnte er Abenddämmerung vertrauen? Eines der letzten Dinge, die das Vermächtnis erwähnt hatte, war die Unwahrscheinliche Treppe – als mögliches Mittel, um in Herrn Montags Tagraum zu gelangen. Auch Abenddämmerung hatte von der Unwahrscheinlichen Treppe gesprochen; vielleicht führte sie sowohl aus der Grube als auch in Montags Gemächer.
Aber um das herauszufinden, würde er den Alten finden und riskieren müssen, mit ihm zu sprechen. Arthur war es nicht entgangen, wie Morgengrauen und die Portierfeldwebel bei der Erwähnung des Alten erschaudert waren. Sie hatten Angst vor ihm, so viel war sicher. Und auch das Vermächtnis musste den Alten fürchten, schlussfolgerte Arthur, sonst würden Mittag und Montag ihn bestimmt nicht in den Kohlenkeller geschickt haben, solange er den Schlüssel noch hatte.
Ihm fiel keine brauchbare Alternative ein; also würde er den Alten finden müssen, und dazu hieß es methodisch vorgehen. Die Grube maß nur etwas mehr als einen halben Kilometer im Durchmesser, wenngleich sie viele Kilometer tief war. Wenn Arthur sich merken könnte, wo er schon gewesen war, sollte es möglich sein, die ganze Grube systematisch abzusuchen, was allerdings seine Zeit dauern würde.
Die naheliegende Methode war, von jeder Pyramide ein paar Kohlestücke zu nehmen und sie davor in einem Muster anzuordnen. So wüsste er jedes Mal, wenn er zu einer käme, welchen Weg er schon gegangen war.
Arthur seufzte und ging zum nächstgelegenen Kohlehaufen. Er hatte gerade die Hand ausgestreckt, um ein paar Stücke von der Spitze wegzunehmen, als jemand von der anderen Seite aufsprang, mit einer Waffe herumfuchtelte und kreischte:
»Ho! Halt! Finger weg von meiner Kohle, du Rüpel!«
K APITEL F ÜNFZEHN
»D
as sind meine Kohlen, Schurke!«, rief der Mann. Dann bemerkte er den Schlüssel in Arthurs Hand; mitten im Satz wechselte er den Ton und senkte sofort das seltsame Metallgerät, das er geschwungen hatte. »Oh, nicht Ihr, Sir, wer immer Ihr sein mögt. Ich habe jemand anderes gemeint. Da läuft er!«
Verwirrt schaute Arthur auf die Stelle, auf die der Mann zeigte, aber da war niemand.
»Dann werd ich mich mal wieder an die Arbeit machen, Sir«, fügte der Mann hinzu. Er war in das gleiche togaartige Gewand gekleidet, mit dem die Degradierung des Fahrstuhlführers manifestiert worden war, nur dass dieses hier schwarz wie die Kohle und arg zerlumpt war. Auch er war klein, einen Kopf kleiner noch als Arthur, obwohl er ansonsten den Körperbau eines erwachsenen Mannes hatte.
»Wer sind Sie?«, fragte Arthur.
»Kohlesortierer Äußerst Gewöhnlicher Zehnter Klasse«, meldete sich der Mann, »Nummer 9665785553 der Rangordnung.«
»Ich meine, wie heißen Sie?«
»Oh, ich habe keinen Namen – nicht mehr. Sehr weni ge von uns haben Namen hier unten, Euer Exzellenz. Nicht, was Ihr Namen nennen würdet, nein, Sir. Darf ich jetzt gehen?«
»Also, was war Ihr Name?«, beharrte Arthur. »Und was waren Sie, bevor Sie hier heruntergekommen sind?«
»Das ist eine grausame Frage, das muss man schon sagen«, entgegnete der Mann und wischte sich eine Trä ne aus dem Auge. »Aber da ist
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