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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Schlüssel langsam zurück. Er hatte das zwar nicht erwartet, doch es war ein gutes Ergebnis. Würde das Eis aber der unglaublichen Hitze standhalten können? Zur Sicherheit berührte er den Eisblock noch einmal mit dem Schlüssel und sagte: »Doppelt einfrieren!«
    Mehr Eis ergoss sich in gleichmäßigem Strom aus dem Schlüssel, bis es weniger Nieser war, der vor Arthur stand, als vielmehr ein mannsgroßer Eiszapfen, der so dick war, dass der Butler nur noch als schemenhafter Schatten in seinem Kern zu sehen war.
    Arthur inspizierte den Eiszapfen. Ein paar Wassertropfen liefen bereits daran herab, aber er würde wohl ein paar Stunden halten. Arthur würde hoffentlich nur einen Bruchteil dieser Zeit benötigen, um zu tun, was er tun musste.
    Arthur verließ die Plattform und ging, so leise er konnte, die Stufen zu der tieferen Brücke hinab. Sie lag kaum höher als der Matsch, der hier und da sogar darüberfloss. Aber Arthur war durch den Schlüssel geschützt und kam problemlos vorwärts.
    So nah an der Oberfläche war der Dampf erheblich dichter. Arthur musste noch langsamer gehen und schwenkte den Schlüssel vor sich hin und her, um den Nebel zu teilen und überhaupt etwas sehen zu können. Herr Montag musste doch sicher ganz in der Nähe sein?!
    Das war er auch. Der Dampf verflüchtigte sich etwas, und Arthur erblickte das Ende der Brücke. Dahinter lag ein Becken blubbernden Schlamms, aus dem mehrere eiserne Pfosten ragten. Zwischen diesen Pfosten hing eine Hängematte, die aus silbernen Seilen geflochten war, und in der Hängematte lag Herr Montag.
    Arthur blieb stehen; sein Mund war trotz des Dampfes völlig trocken. Montag schien zu schlafen. Er war in einen dicken weißen Bademantel gehüllt und hatte etwas auf den Augen. Im ersten Moment dachte Arthur, es wären Gurkenscheiben, wie sie seine Mutter manchmal benutzte, dann erkannte er, dass es Münzen waren. Goldmünzen.
    Arthur wagte sich bis ans Ende der Brücke und blieb stehen. Von hier führte eine eiserne Sprossenleiter in den Schlamm hinunter. Arthur blickte auf die Leiter und dann wieder auf Montag. Was war das für ein Glänzen in der rechten Tasche seines Bademantels? War es der Stundenzeiger, der Größere Schlüssel?
    Montag bewegte sich. Arthur zuckte zusammen, aber beruhigte sich schnell. Es war nur die leise Bewegung eines Schlafenden gewesen, und Montags Brustkorb hob und senkte sich weiterhin ruhig und gleichmäßig.
    Sprich die Beschwörungsformel. Der Stundenzeiger wird zu dir fliegen. Die Worte des Vermächtnisses hallten in Arthurs Kopf wider. Sprich die Beschwörungsformel.
    Arthur erhob seinen eigenen Schlüssel und richtete ihn auf Montag. Dann schluckte er zweimal und flüsterte kaum vernehmlich: »Minuten zu Minuten, Stunden zu Stunden, zwei Zeiger zu einem, zur Macht verbunden.«

K APITEL F ÜNFUNDZWANZIG
     

     
    D
    ie Goldmünzen wurden zischend in die Luft geschleudert, als Montag abrupt die Augen öffnete. Er griff instinktiv in seine Tasche, aber es war zu spät. Der Stundenzeiger schoss über den Schlamm auf Arthur zu, ein goldsilberner Strich, der beinahe zu schnell war für das menschliche Auge.
    Irgendwie fing Arthur ihn auf. Vor einem Augenblick noch ein Blitz in der Luft, lag der Stundenzeiger jetzt in seiner linken Hand, der Minutenzeiger in seiner rechten. Er hielt beide Schlüssel fest und voneinander entfernt; die Anziehungskräfte, die zwischen ihnen wirkten, ließen seine Arme vor Anstrengung zittern. Jetzt musste er sich nur noch in die Daumen stechen …
    Aber bevor er eine Bewegung machen konnte, taumelte er, von einer plötzlichen Windbö erfasst, rückwärts und stürzte auf die Brücke und fast in den Schlamm. Als Arthur versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, sah er Herrn Montag über sich schweben, dessen unnatürlich schönes Gesicht vor Wut verzerrt war. Riesige goldene Flügel, die allerdings Rostflecken hatten, spreizten sich auf seinem Rücken, und er benutzte sie, um einen weiteren Windstoß zu entfachen, der Arthur über die Brücke kugeln ließ.
    »Törichter Sterblicher! Komm zu mir, mein Schlüssel!«
    Arthur spürte, wie der Stundenzeiger in seiner Faust ruckte und versuchte, zu Herrn Montag zurückzukehren. Arthur hielt die Faust mit aller Kraft geballt, aber seine Finger öffneten sich langsam, und der Zeiger begann sich zu befreien. Um ihn aufzuhalten, presste Arthur mit dem Minutenzeiger dagegen und drückte beide Schlüssel an seine Brust. Zugleich raffte er sich auf die Beine und

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