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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Untergrund wider, bis er den Schlüssel abwärts richtete und befahl: »Ruhe!«
    Die Brücke schien kein Ende nehmen zu wollen; sie war viel, viel länger, als er erwartet hatte. Etwa alle hundert Meter wurde sie von einer Plattform unterbrochen, aber davon abgesehen sah Arthur nichts als Dampf, kochenden Schlamm und gelegentlich einen Geysir, wenn ihn sein Weg nahe genug daran vorbeiführte. Er hörte viel mehr Geysire, als er sehen konnte, und der siedend heiße Schlamm, der so dicht fiel wie Regen, überzog Arthurs ganzen Körper mit einer dünnen Schicht. Der Schlüssel verhinderte, dass die Hitze ihn versengte, aber trotzdem musste er ab und zu langsam machen, um sich das Gesicht abzuwischen.
    Während er lief, ging Arthur im Geiste wieder und wieder die Anweisungen des Vermächtnisses durch; gleichzeitig dachte er im Hinterkopf, dass dessen Plan zwar gut war, sein Gelingen jedoch nicht sehr wahrscheinlich. Er musste auf alles vorbereitet sein.
    Endlich veränderte die Brücke ihr Gesicht; sie verbreiterte sich etwas und führte abwärts. Arthur verlangsamte seinen Lauf und spähte angespannt in den Nebel, den Schlüssel fest umklammert, bereit zu handeln.
    Vor ihm lag eine weitere Plattform. Eine tiefer gelege ne, breite Plattform, die sich höchstens einen halben Meter über dem Schlamm befinden konnte. Jemand stand an einem Tisch. Arthur kauerte sich auf den Boden und kroch näher; sein Herz schlug wie verrückt. War das Herr Montag, wach und ihn erwartend?
    Die Gestalt drehte sich um, und Arthurs Herzschlag setzte einen Augenblick lang aus. Er holte tief Luft und öffnete den Mund, um mit der Beschwörung zu beginnen. Aber er sprach die Formel nicht aus, denn der Dampf teilte sich und ließ ihn sehen, wer da stand.
    Nieser! Herr Montags Butler! Er sah haargenau aus wie damals in Arthurs Welt, allerdings mit einem beachtlichen Unterschied: Sein linkes Handgelenk war an ein Tischbein gekettet, das, wie Arthur bemerkte, ebenfalls aus Gusseisen war. Es war eine außerordentlich lange Kette, die unter dem Tisch zusammengerollt war. Auf dem Tisch standen ein Silbertablett, ein Destillationsapparat, zwei Flaschen Cognac oder Whisky oder etwas Ähnliches, ein Kochtopf und eine große Dekantierkaraffe mit einer farblosen Flüssigkeit, wahrscheinlich Wasser.
    Nieser sprach murmelnd mit sich selbst und fummelte an seinen fingerlosen Handschuhen herum. Als er sich umdrehte, konnte Arthur sehen, dass sein Gehrock und sein Hemd in Streifen von seinem Rücken hingen. Seine gelbsüchtig aussehende Haut war von hässlichen roten Striemen gezeichnet. Wenn er bedachte, wie schnell sich alle Bürger des Hauses von Verletzungen erholten, war Arthur klar, dass keine gewöhnliche Peitsche diese Wunden verursacht haben konnte.
    Arthur dachte darüber nach. Er musste an Nieser vorbei, ohne dass der Alarm schlug. Herr Montag war vermutlich nicht weit weg. Von Niesers Plattform führten Stufen zu einer noch tiefer gelegenen Brücke, die sich in Höhe des Schlammes befand. Montag konnte ohne weiteres nur ein paar Meter entfernt sein, verborgen vom Dampf.
    Arthur beobachtete den Butler weiter. Nieser zog an seinen Handschuhen, dann schob er planlos die Flaschen und die Karaffe auf dem Tisch hin und her. Nach einer Minute kroch Arthur näher heran, während ihm Nieser den Rücken zukehrte. Als er nur noch ein, zwei Meter von der Plattform entfernt war, konnte er Niesers Gemurmel verstehen.
    »Nicht mein Fehler. Ich habe doch nur Karten gespielt. Wie hätte ich denn wissen sollen, dass das Vermächtnis in meine Nase kriechen würde? Ich wäre doch nie auf die Idee gekommen, in meinem Taschentuch nachzusehen. Wem wäre so was schon eingefallen? Habe das Taschentuch seit dem Anbeginn der Zeit benutzt, und nie war etwas drin, bevor ich hineingeschnäuzt habe. Nicht mein Fehler. War immer bemüht, nach Kräften zu dienen. Habe nie eine Ausbildung gehabt. Nicht mein Fehler. In einem Taschentuch! Nicht mein Fehler, ulps …«
    Nieser stoppte mitten im Satz, als Arthur ihm das spitze Ende des Schlüssels an die Kehle drückte und ihm flüsternd befahl: »Eisige Stille!«
    Arthur war nicht vorbereitet auf das, was als Nächstes geschah: Nieser gefror, aber im wahrsten Sinne des Wortes. Leise knackend floss das Eis aus dem Schlüssel und überzog rasch Niesers Arme und seinen ganzen Körper bis hinauf über den Kopf. In Sekundenschnelle war der Butler völlig in glänzendem blauen Eis eingeschlossen. Regungslos eingefroren.
    Arthur zog den

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