Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
nichts …«
    »Klappe halten!«, brüllte der Aufseher. »Du, Nummer Dreizehn! Du bist eines der Kinder des Pfeifers?«
    »Ja… jawohl«, stotterte Arthur.
    »Du bist kein Bote? Pfeiferkinder sind immer Boten hier unten.«
    »Nein«, antwortete Arthur, »ich bin kein Bote.«
    »Dann also extra dazugegeben«, stellte der Aufseher mit Genugtuung fest. Die Falten verschwanden von seiner Stirn; er hatte dieses gewaltige Problem gelöst. Er schaute wieder auf seinen Zettel und las langsam die nächste Anweisung vor, wobei er ab und zu innehielt, um über ein Wort zu rätseln oder einen Fleck wegzuwischen, der die Schrift verbarg.
    »Kolonne Nummer hier eintragen! Ihr seid dabei, eure Reise auf den Grund der Grube zu beginnen! Ihr werdet auf die Straße geführt werden, und Nummer eins wird eine Zeitkerze erhalten. Ihr müsst den Ersten Mittelbahnhof erreichen, bevor diese Zeitkerze abbrennt. Wenn nicht, wird man euch nach unten jagen und bestrafen. Am Ersten Mittelbahnhof wird man euch eine neue Zeitkerze geben, und ihr müsst zum Zweiten Mittelbahnhof weitermarschieren, bevor sie abbrennt. Auf diese Weise gelangt ihr bis zum Unterbahnhof, wo man euch in neue Kolonnen einteilen und an die Arbeit schicken wird. Gelobt sei Grimmiger Dienstag!«
    Der Aufseher war am Ende angekommen, faltete seinen Zettel zusammen und verstaute ihn in einer Tasche. Dann durchwühlte er nahezu jede andere Tasche, bevor er schließlich eine große weiße Kerze hervorzog, die in fingerbreiten Abständen mit roten Streifen markiert war. Sobald der Bürger, der jetzt Nummer Eins war, sie genommen hatte, fing ihr Docht Feuer. Alle Bürger starrten sie an, und auf den Gesichtern spiegelte sich Erschrecken, Entsetzen und Abscheu wider.
    Auch Arthur sah auf die Kerze. Ihr Licht erinnerte ihn an sein Zuhause, während allen anderen schmerzhaft bewusst wurde, dass sie jetzt wirklich auf dem Weg zu den unbekannten Schrecken auf dem Grund der Grube waren.
    »Setzt euch in Bewegung!«, dröhnte der Aufseher.
    Doch als Nummer Eins losging, schob der Aufseher sein Visier hoch und murmelte etwas. Arthur brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass es, genau wie bei dem Versorgungsbeamten, »Viel Glück!« geheißen hatte.
    Arthur war völlig überrascht, dass ein Aufseher ihnen Glück wünschte, und genauso besorgt, dass sie es dringend nötig haben würden. Er hätte beinahe etwas gesagt, als er an ihm vorbeiging, aber der Aufseher hatte sein Visier schon wieder heruntergeschoben, und aus dem Smog tauchte der nächste Haufen niedergeschlagener Bürger auf.
    Arthurs eigene Kolonne hatte den Weg nach unten eingeschlagen und ging im Gänsemarsch neben den Eisenbahnschienen her; Nummer Eins schlug ein zügiges Marschtempo an. Arthur zögerte einen Augenblick lang, aber wie schon vorher hatte er keine wirkliche Wahl. Er konnte nicht zurück nach oben, und auf der anderen Seite der Gleise war nur der Rand der Grube.
    Er musste dem Rest der Kolonne folgen und in die rauchgeschwängerte Dunkelheit hinabsteigen.

K APITEL S IEBEN

    N ummer Eins verlangsamte sein Tempo nicht, und mehrere Stunden lang hielt er nicht an. Arthur musste sich anstrengen, um Schritt zu halten, und gelegentlich sogar laufen, um die Kolonne wieder einzuholen. Als die Wand der Grube zu seiner Linken anstieg und die Straße schmäler wurde und sich dichter an die Gleise schmiegte, begann Arthur zu ahnen, wie riesig dieses Loch sein musste. Die Eisenbahnschienen und die parallel verlaufende Straße waren deutlich erkennbar in der Grubenwand verlegt worden und folgten dieser in einer gewaltigen Spirale nach unten. Es war nicht möglich, bei diesem dichten Smog weit zu sehen, aber die Biegung war so sanft, dass Arthur den Durchmesser der Grube auf mehrere Kilometer schätzte.
    Von ihrer Tiefe konnte er sich dagegen keine Vorstellung machen. Er fragte Japeth, der auch keine Ahnung hatte, sich aber bei Nummer Elf erkundigte, doch diese Bürgerin schüttelte den Kopf und wollte nicht antworten. Auch von den anderen Bürgern redete keiner; sie trotteten alle mit gesenktem Kopf hinter Nummer Eins her, die Augen starr auf ihre Holzschuhe oder die Fersen des Vordermanns gerichtet. Gelegentlich warf einer einen besorgten Blick auf die Zeitkerze und versuchte zu erkennen, wie viele Streifen noch unversehrt waren.
    Sie marschierten stundenlang, ohne auf etwas Interessantes zu stoßen, wenn man die gelegentlichen Haufen defekter Zugteile, die neben der Strecke aufgetürmt waren, nicht dazuzählen wollte.

Weitere Kostenlose Bücher