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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Krankheiten der Sterblichen so versessen waren, selbst wenn sich diese nur kosmetisch auswirkten, weil ein Bewohner des Hauses nicht krank werden konnte.
    Eine halbe Stunde später verwandelte sich die konstante Feuchtigkeit der Wolken in richtigen Regen, und die Kolonne machte kurz Halt, um die Umhänge anzulegen. Von da an fiel ein beständiger Nieselregen, der von gelegentlichen dicken, schweren Tropfen durchsetzt war. Einer davon fiel auf Arthurs Hand und ätzte ein zischendes Loch in seine Haut, aber wie die Schnittwunde vom Kampf mit dem Nihilmorph verheilte es in wenigen Minuten, ohne dass eine Spur davon zurückblieb.
    Nichtsregen, dachte Arthur stumpf. Das ist alles, was mir zu meinem Glück noch gefehlt hat.
    Die beißenden Tropfen kamen alle paar Minuten herunter, aber die meisten fielen auf Arthurs Kapuze oder seinen Umhang und hinterließen in dem stabilisierten Schlamm kleine Krater. Arthur war so müde, dass er ihnen kaum Aufmerksamkeit schenkte. Es gelang ihm, sich auf den Beinen zu halten und zu gehen, und das auch nur, weil Japeth ihn fast trug.
    Doch selbst mit dieser Hilfe fielen sie weiter und weiter zurück; die Flamme der Kerze, die Nummer Eins vor sich hielt, verschwand häufig außer Sicht, und schon Nummer Elf war nur noch eine schemenhafte Gestalt, deren Rücken ab und zu vor ihnen auftauchte.
    »Ich kann nicht mehr weiter«, stöhnte Arthur schließlich, als sie Nummer Elf endgültig aus den Augen verloren hatten. »Gehen Sie. Ich werde die Kolonne einholen, wenn ich mich ausgeruht habe. Ich kann mich vor den Aufsehern hinter dem ganzen Müll dort verstecken.«
    Japeth setzte den Jungen neben einem Haufen zerbrochener Zugteile ab. Arthur lehnte sich mit dem Rücken an ein Paar Räder und ließ den Kopf auf die Knie sinken. Er wischte sich halbherzig die Nase am Ärmel ab und überlegte, ob er den Atmungsspruch noch einmal aufsagen sollte. Aber er war so müde …
    Nach einer Weile fiel ihm auf, dass Japeth noch immer vor ihm stand.
    »Gehen Sie!«, sagte Arthur schwach. »Ich lasse mir etwas einfallen, wie ich Sie wieder einholen kann. Sie wollen doch nicht bedampft werden!«
    »Vielleicht muss man das Bedampfen weniger fürchten als einen weiteren Abstieg in die Grube«, erwiderte Japeth nachdenklich. »Ich habe nur Verzweiflung und Fatalismus unter den Bürgern hier gesehen, aber Ihr bietet Hoffnung an. Ihr steht nicht unter Vertrag; Ihr habt verborgene Kräfte – ich werde mein Glück mit Euch versuchen. Ruht Euch aus; ich werde Wache stehen. Aufpassen. Acht geben. Euch beschützen. Patrouillieren. Die Gegend im Auge behalten. Streife gehen. Euren Schlaf bewachen. Mich um Eure Sicherheit sorgen. Nachtwache halten …«
    Japeth plapperte weiter, aber Arthur spürte, wie er selbst weit wegdriftete, bis die Stimme des Bürgers nur noch ein entferntes Rauschen war. In weniger als einer Sekunde war der Junge eingeschlafen.
    Er wachte erst wieder auf, als Japeth ihn an der Schulter rüttelte. Ein merkwürdiges Sirren lag in der Luft, und die Eisenbahnschienen vibrierten.
    »Arthur! Wach werden! Irgendetwas ist im Gange!«
    Arthur setzte sich auf, und sofort schüttelte ihn ein Hustenanfall, ein quälender Husten, der seinen Ursprung tief in der Brust hatte und durch seine Kehle nach oben polterte, ein Husten, der nicht enden wollte, als ob sein Körper verzweifelt versuchte, irgendein Gift loszuwerden.
    Arthur steckte zwei Finger in seine Nase und den Daumen in den Mund, und unter fortwährendem Husten gelang es ihm, die Worte hervorzustoßen, die der Leutnant Hüter ihm beigebracht hatte. Aber das Husten wurde nicht besser, seine Nase lief munter weiter, und Arthur bekam es mit der Angst zu tun. Der Spruch hatte nicht funktioniert, und er würde in dieser scheußlichen Grube ersticken …
    Dann hörte der Husten plötzlich auf, und im selben Moment wurde seine Nase trocken. Arthur nahm einen tiefen Luftzug und genoss das Gefühl, wie der Sauerstoff bis in die letzten Verästelungen seiner Lungenflügel strömte. Er fühlte sich hervorragend, obwohl er immer noch sehr steif in den Beinen war. Nach seiner rückwärtsgehenden Uhr hatte er drei Stunden geschlafen.
    »Wir müssen uns verstecken! Verbergen! Schutz suchen!«, rief Japeth.
    Arthur blickte die Gleise hinauf, und prompt erwischte ein großer, mit einem guten Schuss Nichts durchsetzter Regentropfen seine Wange und verfehlte nur knapp sein Auge. Er fluchte und wischte ihn weg, ohne den stechenden Schmerz zu beachten, und sah wieder zu

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