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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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eine Minute Schlaf finden werde.«
    »Ich bin einfach fertig«, murmelte Arthur. »Ich bin eben kein Bürger.«
    »Kein Bürger?«, wiederholte Japeth erstaunt. »Aber selbst die Kinder des Pfeifers wurden zu Bürgern, oder etwas Ähnlichem …«
    »Ich nicht einmal das. Sterblich. Vorher nur einmal im Haus gewesen …«
    »Aber Ihr habt Macht! Das habe ich doch gespürt, als ich Eure Hand berührt habe! Ihr habt gesagt, Ihr wärt auf einer Mission …«
    Arthur schüttelte den Kopf, um wach zu werden. Er war so müde, dass er nicht einmal mehr seine Zunge und seinen Mund dazu bringen konnte, die Wörter richtig zu bilden. Er gab sich eine Ohrfeige und spürte, wie ein kleiner Funke von der Handfläche aufs Gesicht übersprang. Das machte ihn wach – ein bisschen.
    »Es ist schwer zu erklären«, erzählte er Japeth. »Grimmiger Dienstag ist mein Feind, und ich will wirklich allen helfen, aus dieser Grube zu entkommen. Aber zuerst muss ich selbst hier herauskommen.«
    »Es gibt für Vertragsarbeiter kein Entkommen«, sagte Japeth düster und betastete die Schnur um seinen Hals. »Vertragsarbeiter werden immer wieder in die Fernen Weiten zurückgeschickt, selbst wenn es ihnen gelingen sollte, in einen anderen Teil des Hauses zu gelangen. Es gibt keine Flucht, keinen Ausweg, kein Entkommen oder Entrinnen. Wir sind für alle Ewigkeit hier unten; für immer plus den gesetzlichen Feiertag.«
    »Es muss irgendeinen Weg geben«, beharrte Arthur. Er fühlte sich ein bisschen frischer; das kam wohl entweder von der Ohrfeige oder von seinem Nickerchen. Aber er war immer noch weit davon entfernt, ausgeruht zu sein; eine tiefe Müdigkeit lauerte in jedem seiner Knochen und Muskeln, um ihn zu überwältigen.
    »Kann das Identifikationsschild mit dem Kontostand denn nicht abgeschnitten werden oder etwas in der Art?«
    »Ruhe dahinten!«, befahl Nummer Eins, der sich mit der Kerze in der Hand wohl als Befehlshaber fühlte.
    »Steck deine Nase unter deine eigene Schürze!«, gab Japeth zurück. »Wir unterhalten uns so viel oder so wenig wir wollen!«
    Nummer Eins grummelte eine unverständliche Erwiderung, sagte aber nichts mehr. Stattdessen beschleunigte er seinen Gang, und die anderen Bürger taten es ihm gehorsam gleich. Für Arthur bedeutete das, dass er jetzt ungefähr alle zwanzig Schritte laufen musste statt wie bisher etwa jede halbe Stunde. Es dauerte nicht lange, bis er die vertraute Enge im rechten Lungenflügel spürte. Auch seine Kehle und seine Nase fühlten sich rau und wund an. Anscheinend ließ die Wirkung des Spruches nach, den der Leutnant Hüter ihn gelehrt hatte.
    »Selbst wenn Ihr das Schild mit meinen Vertragsdaten abschneiden könntet, würde es nichts helfen«, erklärte Japeth, während er leichtfüßig neben Arthur herlief. »Grimmiger Dienstag besitzt ein Register, das den Kontrakt jedes Bürgers enthält und auch ihre Löhne und Schulden auflistet. Ein Identifikationszeichen, das beschädigt oder zerstört wird, bildet sich einfach neu. Der einzige Ausweg wäre, dass einer der anderen Tage unsere Kontrakte ablöst. Und das wird nie passieren. Unsere Tage haben uns überhaupt erst an den Grimmigen ›transferiert‹, obwohl es präziser wäre zu sagen, dass sie uns verkauft, verschachert oder versklavt haben.«
    »Es muss einen Weg geben«, murmelte Arthur stur. Zumindest er stand nicht unter Vertrag. Nicht, dass das eine Rolle spielte, solange er in genau die Richtung ging, die jeder Hoffnung auf Entkommen entgegengesetzt war. Auch war er am Ende seiner Kräfte; ein Lungenflügel hatte seine Arbeit bereits eingestellt, und der andere ächzte unter der doppelten Last. Zu allem Überfluss lief ihm noch ständig die Nase. Seine momentane Fähigkeit zu planen beschränkte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen; was auch nur ein klein wenig weiter in der Zukunft lag, entzog sich seiner Vorstellungskraft.
    »Übrigens«, fragte Japeth, »wo habt Ihr eigentlich Eure laufende Nase her? Die wäre im Mittleren Haus ein Vermögen wert!«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich ein Sterblicher bin«, schniefte Arthur. »Ich bin erkältet.«
    »Stark!«, sagte Japeth. »Eine Erkältung! Könnt Ihr sie übertragen? Damit könntet Ihr vielleicht einen Aufseher bestechen …«
    Arthur schüttelte den Kopf. Er hatte keine Ahnung, wie er seinen Schnupfen übertragen sollte, außer vielleicht indem er Japeth annieste, was er allerdings nicht vorhatte. Er konnte nicht begreifen, warum die Bürger auf

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