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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Offensichtlich litt die Eisenbahn des Grimmigen Dienstag häufig an gebrochenen Achsen, verbogenen Pleuelstangen, korrodierten Kolben, Rädern mit Unwuchten und anderen Schäden. Wahrscheinlich wurden diese durch den Kontakt mit Nichts am Grund der Grube verursacht, mutmaßte Arthur.
    Er hätte sich gern die einzelnen Teile näher angesehen, aber der erste Stopp der Kolonne erfolgte erst, als Nummer Sechs über ihre eigenen Schuhe stolperte und hinfiel, wobei sie Nummer Fünf umwarf, der seinerseits Nummer Vier unter sich begrub. Sie hielten jedoch nur so lange an, bis die drei Bürger aufgestanden waren und Nummer Sechs sich die Schuhe wieder angezogen hatte.
    Nach einer weiteren Stunde kickte Arthur absichtlich einen seiner Holzschuhe weg, um sich eine Rast zu verschaffen, aber da er am Ende der Schlange marschierte, bemerkte es außer Japeth keiner, und so mussten die beiden rennen, um die anderen wieder einzuholen.
    Diese Aktion hatte Arthurs verbliebene Kräfte nahezu aufgebraucht. Er wusste zwar, dass man im Haus kein Essen und Trinken benötigte, aber er fühlte sich nichtsdestoweniger hungrig, durstig und deprimiert. Er versuchte, die Niedergeschlagenheit abzuschütteln, indem er sich sagte, seine Laune käme nur von seiner Müdigkeit. Aber genau das war das Problem. Er war nicht einfach nur müde – er war erschöpft. Und diese Erschöpfung wurde immer schlimmer, je länger sie gingen, und ein Ende ihres Marsches war noch lange nicht in Sicht.
    Während er lief und lief und lief, trug er sich immer wieder mit dem Gedanken, aufzugeben und den Schlüssel und die Herrschaft über das Untere Haus abzutreten. Er sah einfach keinen anderen Ausweg, als aufzugeben.
    Es gelang ihm, seine Hoffnungslosigkeit eine Zeit lang zu unterdrücken, bis sie den Smog hinter sich gelassen hatten und er sich etwas besser fühlte. Er lief sogar nach vorne, um einen Blick auf die Zeitkerze zu werfen, ohne sich um den tadelnden Gesichtsausdruck von Nummer Eins zu kümmern. Aber die Besserung hielt nur ein paar Minuten an. Arthur ließ sich wieder auf seine Schlussposition zurückfallen und war niedergeschlagen, weil die Kerzenflamme erst den zweiten von zwölf Streifen verzehrt hatte. Nach seiner Uhr, die rückwärtsging, aber ansonsten die Zeit korrekt zu messen schien, waren sie jetzt seit sechs Stunden unterwegs. Mit zehn verbleibenden Streifen auf der Kerze bedeutete das weitere dreißig Stunden marschieren.
    Auch ohne den Smog war es noch stockfinster; das einzige Licht kam von den Strumlaternen der Kolonne und von ihrer Zeitkerze. Es machte die Sache nicht besser, dass ihr Abstieg sie bald darauf in dunkle, schwere Wolken führte, die zwar sauberer als der Smog, aber dafür kalt und feucht waren.
    Noch dreißig Stunden marschieren. Das schaffe ich nicht. Aber ich muss … ich muss …

        Arthur war eigentlich schon zu müde, um darüber nachzudenken, wie er aus seiner gegenwärtigen misslichen Lage entkommen könnte, aber die schreckliche Vorstellung, weitere dreißig Stunden gehen zu müssen, ließ es ihn trotzdem versuchen. Er nahm sich vor, seine Umgebung genauer im Auge zu behalten, nur für den Fall, dass sich irgendeine Gelegenheit bieten sollte.
    Vielleicht könnte ich mich verstecken und später wieder hochschleichen, dachte er. Oder einen Aufseher überfallen, ihm seine Sachen abnehmen und mich verkleiden. Nur dass ich bis jetzt hier unten noch keinen Aufseher gesehen habe … Oder vielleicht gibt es auch irgendwo eine Telefonzelle mit ein paar Münzen, die der Grimmige übersehen hat, und ich kann das Vermächtnis anrufen und mich retten lassen …
    Das Geräusch eines polternden Holzschuhs riss Arthur aus seinem Tagtraum. Er erkannte, dass er im Gehen eingeschlafen war und dass Japeth nicht mehr vor, sondern neben ihm ging, ihn am Ellbogen festhielt und gleichzeitig lenkte.
    Es war sein eigener Schuh, der über den Boden gekollert war. Er bückte sich, um ihn aufzuheben, wobei er sich so langsam bewegte, als träumte er noch.
    »Wie lange … geschlafen?«, murmelte Arthur. Alles sah genau wie vorher aus: Bürger verschwanden vor ihm im Nebel, angeführt von einer schemenhaften Gestalt, die ein flackerndes Licht trug; rechts von ihnen verliefen die Eisenbahngleise; dort drüben war ein weiterer Haufen zerbrochener Räder und aller möglichen Teile.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Japeth, »aber Ihr seid mutig, wenn Ihr hier im Gehen schlafen könnt. Ich bezweifele, dass ich in den nächsten Wochen auch nur

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