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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Gesichts zu starren.
    Nach einer Minute fiel ihm diese Aufgabe etwas leichter; die anderen Spiegelbilder drifteten fort, und Arthur verlor jedes Gefühl für seine Umgebung und das, was darin vor sich ging. Er war ganz allein im Universum, betrachtete sich selbst, und das war alles, was es gab …
    Tom beendete den Spruch und legte seine wettergegerbte Hand um den Löffel.
    Arthur blinzelte.
    Sie waren wieder in Toms Zimmer im Schatzturm. Arthur konnte entfernte Rufe und zorniges Geschrei hören. Zu verstehen war nichts, bis ein paar schwache Wortfetzen zu ihm durchdrangen, die von zwei Stimmen stammten. Arthur erkannte, dass die leisere davon Ruß gehörte.
    Die lautere rief gerade: »Kapitän! Zu mir!«
    Tom fluchte.
    »Ich muss gehorchen«, erklärte er. »Viel Glück, Arthur! Nimm!«
    Er riss die Goldmünze von seinem rechten Ohr ab und schnippte sie Arthur zu, während er zur Tür ging und seine ›Freundin‹ sich beim zweiten Schritt in seiner Hand materialisierte.
    Arthur fing die Münze auf, die ein bisschen blutig war, und sah zum Tisch hinüber.
    »Danke! Aber wie sende ich ein …«
    Es war zu spät. Tom war verschwunden, und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Susi eilte an den Tisch, während das Vermächtnis unbeholfen auf Toms Stuhl kletterte und wieder sein arrogantes, missbilligendes Gesicht aufsetzte.
    »Hier muss irgendwo ein Telegrammformular herumliegen«, erklärte sie und sah rasch die Zettel durch. »Du schreibst einfach in die Kästchen. Hier!«
    Aus den unergründlichen Tiefen ihres Hemdes zog sie einen Federkiel und ein Tintenfläschchen hervor, schraubte den Deckel ab, befeuchtete die Spitze des Schreibgeräts mit der Zunge und reichte es Arthur.
    »Du schreibst«, sagte dieser und wollte ihr die Feder zurückgeben. Er hatte noch nie mit etwas anderem als einem gewöhnlichen Kugelschreiber oder einem einfachen Filzstift geschrieben.
    Susi schüttelte den Kopf. »Ich nehme immer noch Schreibunterricht. Dame Primus meint, meine Buchstaben sind eine Schande; besonders die Esse. Und die Has.«
    Arthur betrachtete das Telegrammformular. Es war ein einfaches gedrucktes Formblatt, überschrieben mit DER ERHABENE UND VEREHRUNGSWÜRDIGE TELEGRAFISCHE UND TELEFONISCHE NACHRICHTENDIENST DES HAUSES. Darunter stand AN über einer Zeile von sieben Wortkästchen, NACHRICHT mit fünf Zeilen à sieben Kästchen und VON wiederum mit einer Zeile und sieben Kästchen. Außerdem war in einer Ecke ein Kreis aus roter Tinte, der in etwa die Größe der blutbeschmierten Goldmünze hatte, die Arthur noch in der Hand hielt. Darunter standen in einem sehr kleinen Kästchen die Worte ANTWORT BEZAHLT.
    Arthur tauchte den Federkiel in die türkisblaue Tinte und schrieb klecksend Dame Primus. Schon für das – mus musste er die Spitze neu eintauchen, wobei er Susis stumme, aber unübersehbare Verachtung für seinen unbeholfenen Umgang mit dem Schreibgerät ignorierte.
    Er dachte ein paar Sekunden lang nach, dann schrieb er unter häufigem Eintauchen, zahlreichen Klecksen und einigem Gekratze:
     
    IN SCHATZTURM STOPP HABEN VERMÄCHTNIS STOPP WILL MICH NICHT ANERKENNEN STOPP SAGT BRAUCHT OFFIZIELLE BESTÄTIGUNG STOPP BESTÄTIGUNG SCHICKEN ODER HILFE STOPP HILFE! ENDE
     
    Er zögerte kurz bei den VON-Kästchen, dann trug er schlicht Arthur ein und tippte anschließend das Kästchen mit dem Eintrag ANTWORT BEZAHLT an.
    Sofort begann der rot umrandete Kreis silbern zu leuchten, und der handgeschriebene Eintrag 12R erschien darin.
    »Leg die Münze drauf!«, wies Susi ihn an.
    Arthur tat es. Im selben Moment verschwand das gesamte Formular; an seiner Stelle lagen vier Silbermünzen unterschiedlicher Größe und Prägung.
    »Glück gehabt, dass du das Wechselgeld bekommen hast«, meinte Susi und beförderte die Münzen vom Tisch in ihre Tasche. »Meistens unterschlagen sie es!«
    »Wir sollten jetzt besser diesen Obskurweg nebenan finden«, sagte Arthur, dem plötzlich bewusst wurde, dass von draußen kein Geschrei mehr zu hören war.
    »Auf welcher Seite?«, wollte Susi wissen.
    »Hab vergessen zu fragen«, rief Arthur und war schon in Richtung Tür unterwegs. »Komm schon! Sie auch, Vermächtnis!«
    »Wenn du schon mit mir sprechen musst, dann darfst du mich mit Eure Hochwohlgeborene Testamentarische Klausel anreden«, sagte der Sonnenbär blasiert.
    »Zausel?«, fragte Susi, während sie Toms Stuhl nach vorne kippte, um das Aufstehen des Bären zu beschleunigen. »In Ordnung, Zausel, schwirr ab!«
    »Nein, nein,

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