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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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lasst los, lasst los!«, winselte das Vermächtnis. »Ich bestehe darauf, dass ihr loslasst!«
    Arthur warf Susi einen raschen Blick zu und lockerte dann versuchsweise seinen Griff. Als keine unsichtbare Faust nach ihnen griff, ließen beide ganz los und traten eilends zurück, um außer Reichweite der Bärenkrallen die Uhren begutachten zu können.
    »Wenn ihr mein Fell zerknittert habt, werde ich euch die Rechnung für die Reinigung schicken!«, drohte das Vermächtnis und bog den Hals, um seinen Schwanz in Augenschein zu nehmen.
    Arthur ignorierte es. Forschend berührte er die Tür der Kuckucksuhr. Sie war aus Gold und hatte einen smaragdbesetzten Türknauf. Arthur öffnete sie und war nicht überrascht, als die Tür wuchs, während er daran zog, und sich nach unten und den Seiten ausdehnte, bis von der Uhr selbst nichts mehr zu sehen war. Stattdessen standen sie vor einem Durchgang von normaler Größe, hinter dem ein dunkler Gang verlief. Wände, Boden und Decke schlugen kleine Wellen, als bestünden sie gar nicht aus dem festem Stein, nach dem sie aussahen, sondern aus einem elastischen Gewebe.
    »Komm!« Arthur hielt die Tür für Susi auf. Eigenartigerweise fühlte es sich immer noch so an, als hielte er die kleine Kuckucksuhrentür fest. »Zausel, na los!«
    »Wie oft muss ich noch wiederholen, dass die Anrede, die ihr …«, begann das Vermächtnis zu sprechen und machte keine Anstalten, sich in Bewegung zu setzen.
    Bevor es seine Ansprache beenden konnte, schlug Arthur plötzlich die Hand vor den Mund und ächzte, weil ihn ein nur zu vertrauter Schmerz überfiel: Tom hatte seine Harpune benutzt, was durch einen gequälten Schrei von Ruß bestätigt wurde. Auch der Grimmige brüllte etwas Unverständliches, und es klang, als ob sie alle sehr nahe seien.
    »Nun gehen Sie schon durch!«, schrie Arthur frustriert, weil das Vermächtnis noch einmal den Kopf drehte, um seinen Schwanz zu inspizieren.
    Und schon wieder war Grimmiger Dienstag zu hören – er musste unmittelbar vor ihrer Zellentür stehen.
    »Macht Ihr den Nichtling fertig, Kapitän! Ich werde mich um die anderen Diebe kümmern!«

K APITEL N EUNZEHN

    D ie Worte brachten das Vermächtnis schlagartig in Bewegung. Der Sonnenbär schoss in den Obskurweg, und Arthur stürzte hinterher. Aus dem Augenwinkel sah er noch, wie sich die Zellentür öffnete und der Schatten eines Mannes auf den Ohrensessel fiel. Dann zog sich die Kuckucksuhr wieder zusammen und verschloss den Obskurweg.
    Arthur zitterte. Er wollte Grimmigem Dienstag nicht ohne die Unterstützung des Vermächtnisses gegenübertreten; er musste erst noch die Sprüche oder Beschwörungen lernen, die notwendig waren, um dem verräterischen Treuhänder den Zweiten Schlüssel zu entringen.
    Das Vermächtnis hatte Susi bereits eingeholt. Arthur lief den beiden nach und stützte sich mit den Händen an den Wänden ab, während er von Seite zu Seite wankte. Dieser Obskurweg schaukelte noch mehr unter den Füßen als der im Unteren Haus, durch den er zu Herrn Montag gelangt war.
    Er war auch viel kürzer. Arthur erreichte sein Ende und lief geradewegs hinaus, ohne überhaupt zu bemerken, dass die Dunkelheit der Ausgang und keine weitere Biegung war. Er prallte gegen Susi und den Sonnenbären und stürzte dann über eine hüfthohe Palme.
    »Dienstag ist in der Zelle!«, keuchte er, während er sich an der Pflanze hochzog und die Wedel arg in Mitleidenschaft zog. Er konnte den Ausgang des Obskurwegs noch sehen – einen merkwürdigen, pechschwarzen Durchgang zwischen zwei zirka drei Meter hohen Palmen. »Wie verschließen wir den Obskurweg?«
    »Mit Blut müsste es gehen«, sagte Susi. Sie zog ihr Messer, und bevor Arthur wusste, wie ihm geschah, hatte sie sein Handgelenk ergriffen und ritzte seinen Daumen ein. »Das Blut eines der Tage, heißt das. Also deins. Tut mir leid. Schmeiß etwas rein!«
    Arthur schnippte ein paar Blutstropfen in Richtung des dunklen Tors. Statt hindurchzufallen, blieben sie daran hängen wie an einer Glasscheibe. Der Obskurweg gab einen gurrenden Seufzer von sich, der Arthur erschrocken einen Schritt zurückweichen ließ, und zog sich dann zusammen, bis nur noch Luft zwischen den Palmen war.
    Arthur betrachtete seine Umgebung. Die Luft war klar und sauber, und ringsumher standen gesund aussehende Palmen und sorgfältig gepflegte Sträucher mit blassrosa, kleeblattartigen Blüten. Einen Moment lang glaubte er, sie hätten die Fernen Weiten hinter sich gelassen; dann sah er

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