Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag
nein!«, protestierte der Sonnenbär. »Eure Hochwohlgeborene …«
»Zausel passt schon«, sagte Susi laut. »Nach dir, Zausel!«
»Ich sagte … oh … sprecht einfach nicht mit mir!«, grummelte der Bär eingeschnappt, während er hinter Arthur herwatschelte.
Draußen auf dem Verbindungsgang versuchte sich Arthur bereits an der Tür zur Linken. Sie ließ sich problemlos öffnen, doch die Zelle dahinter war völlig leer und ziemlich dunkel, nur vom Gang schien ein wenig Licht hinein. Arthur stürmte in den Raum, überflog das Innere mit einem Blick und stürmte wieder hinaus.
»Die andere!«, sagte er und versuchte, leise zu sprechen, aber es gab dennoch einen Widerhall.
Dem Echo folgte ein Ruf von unten, und die Stimme war scharf und mächtig und gehörte nicht Tom. Außerdem war sie nicht so weit entfernt, wie Arthur gehofft hatte, sondern höchstens vier oder fünf Ebenen unter ihnen.
»Kapitän! Habt Ihr das gehört?«
»Was?«, kam Toms Antwort. Arthur und Susi schlichen unterdessen zu der anderen Tür, schoben behutsam den Riegel zurück und drückten sie auf. In dieser Zelle war Licht, und sofort begann Arthur wieder zu hoffen. Jetzt würden sie den Obskurweg schnell finden und entkommen, zumindest fürs Erste.
»Das war kein Nichtling! Er hat die anderen Eindringlinge offenbar nicht gefressen!«, fuhr die Stimme fort.
»Wir sollten uns um den Nichtling kümmern, Lord Dienstag«, antwortete Tom. »Er ist stark, und er wird immer stärker. Ihn müssen wir zuerst finden!«
»Komm her, Nichtling!«, brüllte die Stimme, die, wie Arthur jetzt klar war, Grimmigem Dienstag gehören musste. »Ich kann meine Zeit nicht mit der Suche nach Schurken vergeuden!«
Er knurrte noch etwas Unverständliches und rief dann: »Bei der Macht des Zweiten Schlüssels befehle ich allen Eindringlingen, vor mir zu erscheinen!«
Arthur fühlte sich von einer unsichtbaren Hand gepackt, die ihn zur nächstgelegenen Leiter zerren wollte. Auch Susi taumelte mehrere Schritte zurück, während sich die Überraschung auf ihrem Gesicht abmalte. Nur das Vermächtnis schien unberührt, stand zu Arthurs Linken und sah zu, wie er mit seinen immateriellen Stiefeln rückwärts über den eisernen Boden rutschte.
Arthur warf sich verzweifelt nach vorne, aber er fiel nur mit der Nase voran auf das kalte Eisen und rutschte weiter, als hätte ein unsichtbares Raubtier seine Klauen in ihn geschlagen. Er versuchte, sich mit den Fingern in dem Gitterboden festzukrallen, aber er musste loslassen, sonst wären sie gebrochen oder abgerissen worden.
Auf der Suche nach irgendeinem anderen Halt ruderte er wild mit den Armen und berührte dabei den Schwanz des Vermächtnisses. Im selben Augenblick war von der Kraft, die an ihm gezerrt hatte, nichts mehr zu spüren. Sofort packte Arthur fester zu.
»Wie kannst du es wagen!«, quiekte das Vermächtnis, und seine schrille Stimme hallte durch den ganzen Raum.
Arthur gab keine Antwort. Er streckte die Hand aus und ergriff Susis Arm, als sie vorbeigezogen wurde; auch sie blieb schlagartig liegen und begann, zurückzukrabbeln.
»Lass meinen Schwanz los!«, quietschte das Vermächtnis und versuchte, Arthur zu kratzen, aber der ließ nicht los und brachte sich hinter ihm in Sicherheit.
»Ich werde nicht loslassen, bis wir alle auf dem Obskurweg dieser Zelle stehen«, keuchte Arthur und wich mit einem Sprung den Tatzen des Bären aus; Susi sprang zwangsläufig mit, und es gelang ihr, ebenfalls festen Halt am Schwanz des Vermächtnisses zu finden.
»Das ist ein unerhörtes Benehmen! Ich protestiere!«
»Wer ist das?«, brüllte Grimmiger Dienstag; gleich darauf tönten schwere Schritte auf den eisernen Sprossen.
»Beeilen Sie sich!«, fuhr Arthur das Vermächtnis an. »Sie wollen Grimmigem Dienstag doch auch nicht begegnen, oder?«
Der Bär drehte sich wieder um und rannte weitaus schneller in die Zelle, als Arthur es ihm zugetraut hätte. Die beiden Kinder konnten kaum Schritt halten; sie wurden mehr gezogen, als dass sie liefen und schrammten schmerzhaft am Türrahmen vorbei.
Arthur trat die Tür mit dem Fuß zu und wurde dabei unangenehm an sein lahmes Bein erinnert. Draußen hallten grimmige Rufe, während er sich gehetzt in dem Raum umsah. Dieser war größtenteils leer; nur ein Ohrensessel stand vor zwei exquisiten Uhren an der Wand: einer reichverzierten Kuckucksuhr aus fein gearbeitetem Gold und einer äußerst schlichten Wanduhr mit Elfenbeinzifferblatt und Nussbaumgehäuse.
»Lasst los,
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