Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

das Schiff mit den leuchtenden grünen Segeln zurückkam, um ihn aus der Seenot zu retten.
    Er hoffte, dass das eine gute Idee war. Irgendwo in seinem Hinterkopf saß die nagende Sorge, dass Blatt gar nicht wirklich gerettet worden, sondern vom Regen in die Traufe gelangt war. Wie würden die Bürger sie behandeln? Sie waren doch hinter ihm hergewesen, nicht hinter ihr. Er hoffte, da Lady Mittwoch ihm eine Einladung und keinen Kampftrupp geschickt hatte, sie würden zumindest annähernd freundlich sein. Aber vielleicht war das ja auch nur ein raffinierter Plan, um ihn dorthin zu bekommen, wo sie ihn haben wollte. In diesem Fall mochte Lady Mittwoch ihren Groll durchaus an Blatt auslassen …
    Falls Blatt das Gewitter überlebt hat, dachte Arthur schuldbewusst. Das Schiff hat doch bestimmt irgendwelche Schutzvorrichtungen gehabt …
    Das Bett gluckerte unter ihm und sank etwas tiefer, wodurch Arthur an sein dringlichstes Problem erinnert wurde.
    »Ein Schiff!«, rief er laut. »Ich brauche ein Schiff! Oder ein Boot! Ein besseres Floß! Irgendwas!«
    Sein Ruf klang einsam und leer, verloren inmitten der Wasserwüste. Nur das Plätschern der Wellen um die Matratze antwortete ihm.
    »Land täte es auch«, sagte Arthur. Er richtete die Worte direkt an die Scheibe des Kapitäns, aber wieder einmal schien sie nichts zu tun. Es war eben nur ein eingeritztes Boot auf einem Stück Fischbein.
    Kein Land kam in Sicht. Obwohl er keine Sonne entdecken konnte, wurde es wärmer und dann richtiggehend heiß. Selbst das Meerwasser, das Arthur jetzt ständig überspülte, kühlte ihn nicht ab. Es war lauwarm und sehr salzig, wie er herausfand, indem er etwas von der Fingerspitze leckte. Er wurde sehr durstig, und ihm fielen plötzlich alle möglichen Schreckensgeschichten von Leuten ein, die auf See verdurstet waren oder die vor Durst den Verstand verloren und sich ins Wasser gestürzt hatten oder ihre Freunde angegriffen hatten, um deren Blut zu trinken …
    Arthur schüttelte ein paarmal den Kopf. Es sah so aus, als ob er bereits verrückt wurde, wenn er schon an solches Zeug dachte. Insbesondere wo er doch wusste, dass man im Haus nicht verdursten konnte. Es mochte sich vielleicht so anfühlen, und natürlich konnte er trotzdem wahnsinnig werden …
    Er sollte sich lieber etwas Sinnvolles einfallen lassen. Etwa ein Signal senden oder einen Fisch fangen. Falls es in diesem seltsamen Ozean innerhalb des Hauses Fische gab. Wenn es allerdings Fische gab, konnte es natürlich auch Haie geben. Ein Hai würde keine Probleme haben, ihn vom Bett zu ziehen. Als Floß konnte man es kaum noch bezeichnen, so weit war es schon gesunken.
    Arthur schüttelte wieder den Kopf und versuchte, die negativen Gedanken zu verscheuchen.
    Hör auf, an Haie zu denken!, befahl er sich.
    Im selben Moment entdeckte er in geringer Entfernung etwas im Wasser. Einen dunklen, größtenteils untergetauchten Umriss. Ein Schatten unter der Wasseroberfläche.
    Arthur schrie erschrocken auf und versuchte, sich gegen das Kopfende gestützt aufzustellen; als er sich mit dem steifen Bein in einer Falte des Betttuchs verfing, musste er hüpfen. Die heftige Bewegung wirkte sich auf die Lage des Bettes aus: Eine Ecke tauchte fast einen Meter tief ins Wasser ein und dabei löste sich eine riesige Luftblase.
    Diese nach unten gerichtete Bewegung setzte sich noch einige Sekunden fort, während weitere Luftblasen an der Oberfläche zerplatzten, dann sank das Bett wie dieTitanic: ein Ende wie zum Abschied senkrecht in den Himmel gereckt, bevor es endgültig unter den Wellen verschwand. Arthur ließ gerade noch rechtzeitig los und stieß sich ab. Er schwamm hektisch ein paar Meter weg, um sicherzugehen, dass er nicht mit in die Tiefe gezogen wurde, und trat dann mit einem Bein Wasser und ruderte mit den Armen, während er fieberhaft nach dem dunklen Schatten Ausschau hielt.
       

      
    Da war er, nur ein paar Meter entfernt! Arthur wappnete sich instinktiv gegen den Schock eines Haiangriffs und versteifte sich. Weil er aufhörte sich zu bewegen, sank er mit dem Kopf unter Wasser, tauchte aber gleich wieder auf, weil er ganz unwillkürlich Schwimmbewegungen machte.
    Der dunkle Umriss griff nicht an. Er rührte sich nicht einmal. Arthur sah genau hin und erkannte, dass es gar kein Hai war. Er schwamm näher heran und stellte fest, dass es sich in Wirklichkeit um einen dunkelgrünen Ball von etwa anderthalb Metern Durchmesser handelte. Die unregelmäßige Oberfläche sah aus, als