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Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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unbequeme Haltung, die ihm die Enge der Boje aufgenötigt hatte, verkrampft waren, und winkte hektisch.
    »Hilfe! Ich bin hier drüben! Hilfe!«
    Vom Schiff kam keine Antwort. Es rollte und schlingerte auf ihn zu, aber er konnte sehen, wie einige der Segel eingeholt wurden, und auf Deck liefen Bürger hin und her. Jemand rief Befehle, und andere wiederholten sie oder fragten nach. Insgesamt wirkte es nicht besonders gut organisiert.
    Besonders als das Schiff geradewegs an ihm vorbeifuhr.
    Arthur konnte es nicht glauben. Er schrie sich heiser und sprang so heftig auf und ab, dass er fast aus der Boje fiel. Aber das Schiff folgte unbeirrt seinem Kurs, bis nur noch der Schein der einzelnen Laterne zu sehen war, die an der Heckreling hing.
    Arthur sah zu, wie das Licht in der Dunkelheit verschwand, und setzte sich dann völlig niedergeschlagen hin. Er vergrub den Kopf in den Händen und unterdrückte einen Schluchzer.
    Ich werde nicht weinen, sagte er sich. Ich werde mir etwas einfallen lassen. Ich bin der Herrscher des Unteren Hauses und der Fernen Weiten! Ich werde nicht in einer Boje auf irgendeinem verdammten Ozean sterben!
    Arthur nahm einen tiefen Atemzug und blickte auf.
    Es wird ein anderes Schiff kommen. Es muss ein anderes Schiff kommen!
    Während er sich noch an diese Hoffnung klammerte, sah er das Licht wieder, gefolgt von einem zweiten.
    Zwei Lichter!
    Sie waren dreißig oder vierzig Meter voneinander entfernt und vielleicht zweihundert Meter weit weg. Arthur benötigte nur einen Augenblick, um zu erkennen, dass er auf Bug- und Hecklichter des Schiffes blickte. Er hatte das Hecklicht aus den Augen verloren, als das Schiff abdrehte, doch jetzt sah er beide sich in der Dünung heben und senken.
    Ein paar Momente später hörte er Riemen im Wasser schlagen und den Gesang von Bürgern, die ein kleines Boot auf ihn zuruderten. Arthur konnte den Liedtext nicht verstehen, bis sie recht nahe waren und das Licht einer Blendlaterne über die Wellen flackerte, mit der sie nach ihm und der Boje Ausschau hielten.
     
    »Treibgut treibt, wenn alles sinkt
    Strandgut ist kein Müll, der stinkt
    Es warten Husten, Schnupfen, wunde Stellen
    Drum lasst die Ruder ins Wasser schnellen!«
     
    Der gelbe Lichtstrahl streifte Arthur; dann kam er zurück und leuchtete ihm direkt ins Gesicht. Arthur hob die Hand gegen das Licht. Es war zwar nicht hell genug, um zu blenden, aber das Boot und Besatzung waren dahinter schwer zu erkennen. In dem Boot saßen mindestens ein Dutzend Bürger, die meisten an den Rudern.
    »Riemen zurück!«, erscholl ein Ruf aus der Dunkelheit. »Yarko hat Recht gehabt! Da ist ein Nichtling auf dieser Boje! An die Armbrüste!«
    »Ich bin kein Nichtling!«, rief Arthur. »Ich bin … ich bin ein Matrose in Seenot!«
    »Ein was?«
    »Ein Matrose in Seenot«, wiederholte Arthur. Er hatte das einmal irgendwo gelesen. Matrosen halfen einander normalerweise.
    »Welches Schiff? Und was machst du auf dem Schatzmarker?«
       

       
    »Äh, mein Schiff war die Eisenbett. Es ist gesunken. Ich bin hierhergeschwommen.«
    Auf dem Boot wurde gemurmelt. Arthur konnte nicht alles verstehen, nur so viel wie »Anrecht«, »unser« und »stecht ’n ab und ersäuft ’n«. Dann wurde jemandem auf den Kopf geschlagen, der vor Schmerz stöhnte. Arthur hoffte, es möge der Bürger sein, der »stecht ’n ab« vorgeschlagen hatte, denn er war sich ziemlich sicher, dass das »’n« sich auf seine Person bezog.
    »An die Riemen!«, rief der kommandierende Bürger. Die Ruder tauchten wieder ins Wasser, und das Boot näherte sich der Boje. Als es längsseits ging, bekam Arthur die Crew erstmals richtig zu sehen, denn der Bürger mit der Blendlaterne öffnete ihren Schieber, sodass die nähere Umgebung beleuchtet wurde.
    Das war kein gut aussehender Haufen. Es waren acht Männer und fünf Frauen, die früher einmal die üblichen attraktiven Gesichtszüge von Bürgern gehabt haben mochten, nun aber waren sie durch Augenklappen und lange bleiche Narben entstellt, und ihre Haut schien der lebendige Werbekatalog eines rührigen Tätowierers zu sein: Schiffe, Stürme, Totenköpfe und Schlangen tummelten sich auf Unterarmen, Wangen und nackten Bäuchen. Sie trugen Kleider zahlreicher Stile in leuchtenden Farben und als einzige Gemeinsamkeit einen breiten Ledergürtel, in dem ein Messer und ein Entermesser steckten. Die Hälfte von ihnen hatte rote Strickmützen auf, und den Anführer, einen breitschultrigen Bürger, dem ein scharlachrotes

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