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Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Sonnenblühen auf die Wangen tätowiert war, zierte ein etwas zu klein geratener Napoleonhut.
    Er lächelte Arthur an und entblößte dabei ein Gebiss, dem die meisten Zähne fehlten. Drei von den übrig gebliebenen vier oder fünf waren Goldzähne.
    Piraten, mutmaßte Arthur.
    Gleichzeitig aber wirkten sie eigenartig unaggressiv. Wie Leute, die sich bloß kostümiert hatten. Echte Piraten hätten ihn gewiss schon ohne langes Nachdenken umgebracht und ihn nicht einfach ruhig im Boot sitzend angeschaut. Zu alledem fing einer an, die Szene mit Kohlestift auf einem Zeichenblock festzuhalten.
    »Die Eisenbett«, meinte der Anführer. »Kann nicht behaupten, schon von ihr gehört zu haben. Wann ist sie gesunken? Irgendwelche Fracht geladen?«
    »Vielleicht vor einem Tag«, antwortete Arthur vorsichtig. »Nicht viel Fracht. Baumwolle und so ’n Zeugs.«
    »Und so ’n Zeugs«, wiederholte der Anführer und zwinkerte Arthur zu. »Nun, mit einem Schatzmarker vor uns werden wir uns nicht um Baumwolle und so ’n Zeugs kümmern, falls etwas darunterliegt. Die Frage ist, erhebst du Bergungsanspruch?«
    »Äh, ich weiß nicht recht«, antwortete Arthur vorsichtig. »Vielleicht. Möglicherweise tu ich das.«
    »Nun, wenn du dir nicht sicher bist, dann spielt es keine Rolle!«, stellte der Anführer lachend fest, und die Crew stimmte mit ein. »Wir müssen einfach einen Blick darunter werfen, und wenn noch etwas übrig ist, dann werden wir es heben. Dann gehen wir wieder unserer Wege, und du kannst dich um deine Geschäfte kümmern.«
    »Warten Sie!«, rief Arthur. »Nehmen Sie mich mit!«
    »Eidechse, nimm dir ein Seil und wirf einen Blick unter die Boje«, sagte der Anführer einer kleinen Frau, die im ganzen Gesicht eine blaue Schuppentätowierung hatte. Wenigstens hoffte Arthur, dass es Tätowierungen und keine echten Schuppen waren. Sie legte ihren Gürtel ab und tauchte mit einem Seil zwischen den Zähnen schnell ins Wasser.
    »Bitte, ich muss an Land kommen«, sagte Arthur. »Ich muss irgendwo telefonieren.«
    »Gibt keine Telefonanrufe auf der Grenzsee«, meinte einer der Bürger. »Die Vermittlung ist überschwemmt worden, und sie haben nie eine andere auf höhergelegenem Land gebaut.«
    »Halt die Luke, Einohr«, wies ihn der Anführer zurecht. Er wandte sich wieder Arthur zu. »Dann willst du also als Passagier an Bord der Motte kommen?«
    »Das ist Ihr Schiff?«, fragte Arthur. »Die Motte ?«
    »Aye, die Motte «, bestätigte ein Bürger, der den zähnestarrenden Rachen eines Hais um den Mund tätowiert hatte. »Was stimmt nicht damit? Motten können äußerst furchterregend sein! Wenn man in einem Kleiderschrank gefangen ist und ein ganzer Schwarm Motten –«
    »Ich habe nicht gesagt, dass etwas mit dem Namen nicht in Ordnung ist«, sagte Arthur. Er dachte schnell nach. »Ich war nur überrascht, dass mich ein so berühmtes Schiff mitnimmt.«
    »Was denn?«, fragte ein anderer Bürger. »Die Motte ?«
    »Jawohl. So ein berühmtes Schiff und die Mannschaft so … äh … so bekannte Piraten!«
    Arthurs kleine Rede traf auf plötzliches Schweigen. Dann kam Hektik in die Mannschaft; bei ihren hastigen Versuchen, die Ruder wieder zu Wasser zu bringen, stolperte und fiel einer über den andern. Alle schrien gleichzeitig:
    »Piraten! Wo? Was für Piraten? Zurück zum Schiff!«
    »Sofort aufhören!«, brüllte der Anführer. Er kämpfte sich durch die Crew und schlug mit der flachen Hand so lange auf die Hinterköpfe seiner Leute, bis sie unter den Hieben wieder zur Besinnung kamen. Dann wandte er sich Arthur zu.
    »Noch nie habe ich etwas so Beleidigendes gehört! Wir! Piraten! Wir sind Berger, und wir sind stolz darauf. Wir nehmen nichts an uns, was nicht vorher weggeworfen worden oder gesunken und dann wieder aufgetaucht ist. Oder Schätze, die auf offener See zurückgelassen worden sind.«
    »Tut mir leid«, sagte Arthur. »Es war nur wegen der Augenklappen und der Kleider und der Tätowierungen und allem … ich war verwirrt. Aber ich wäre wirklich gern Passagier.«
    »Nur weil wir Berger sind, heißt das noch lange nicht, dass wir uns nicht hübsch anziehen und Augenklappen tragen können, wenn uns danach ist«, grummelte Hairachen. »Sogar zwei Augenklappen, wenn wir Lust dazu haben.«
    »Du kannst keine zwei tragen, du Idiot«, widersprach ein anderer Bürger.
    »Kann ich wohl«, beharrte der Erste. »Hol etwas Wegwerfleder vom Doktor und –«
    »Klappe halten!«, brüllte der Anführer. Wieder an Arthur gewandt

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