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Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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am Strand aufgestellt, außerhalb des Laternenscheins. Der letzte Rest des scharlachroten Zwielichts war verblasst, sodass von den Bürgern nicht mehr als ein dunkler Schattenriss zu sehen waren, doch Arthur konnte ihre Konzentration auf Sonnenstich und die Truhe spüren.
    Der Zweite Offizier drehte den Schlüssel um. Er spielte Musiknoten, während er sich mehrere Male im Schloss drehte.
    Ding – ding – ding – ding – ding …
    Jeder Ton schien der letzte zu sein. Endlich blieb der Schlüssel stehen, und statt eines misstönenden Geräusches war ein sanftes Klick zu hören, als das Schloss nachgab. Sonnenstich beugte sich vor und hob den Deckel der Truhe an.
    »Ahhhh!«, tönte es aus hundert Kehlen.
    »Das ist alles?«, fragte Arthur, der über Sonnenstichs Schulter sah. Der Inhalt der Truhe machte auf ihn einen sehr enttäuschenden Eindruck. Sie war mit kleinen weißen Klötzen gefüllt, in die Buchstaben geschnitzt waren. Sie sahen wie billige Mah-Jongg-Steine aus.
    Sonnenstich gab keine Antwort. Er schien ausgesprochen verblüfft. Als Arthur sich umschaute, stellte er fest, dass es beinahe allen anderen genauso ging. Alle starrten mit offenen Mündern auf den Inhalt der Truhe.
    Bis auf Doktor Scamandros. Er bückte sich, nahm einen der Klötze auf und hielt ihn schräg, sodass der eingeschnitzte Buchstabe das Licht einfing.
    »Ein schwerer, quälender Husten«, erklärte Scamandros. »In Auriphantenbein aus Senhein fixiert. Gut für zwanzig Jahre oder mehr, nach Hauszeit.«
    Er legte das Stück zurück und nahm ein anderes.
    »Eine Roseole an Kopf, Ohren und Hals«, las Scamandros. »Fixiert in holzfeuergebranntem Ton. Gut für wenigstens eine Dekade im Haus.«
    Arthur wusste, dass menschliche Krankheiten von den Bürgern des Hauses hoch geschätzt wurden. Sie bekamen die Symptome, spürten aber die Auswirkungen nicht. Mittels solcher Klötze aus Bein und Ton wurden die Krankheiten also von den Bürgern benutzt; sie waren vermutlich sehr begehrt. Aber was waren sie wert?
    »Das ist ein großer Schatz«, sagte Doktor Scamandros. »Ein sehr großer Schatz. Das müssen zwanzigtausend Husten, Hautausschläge, Ödeme und andere Gebrechen sein, alle von höchster Bösartigkeit und durch Zauber ersten Ranges fixiert. Ich würde schätzen, dass der Inhalt dieser Truhe den Wert von einer Million Simoleons in Gold überschreitet.«
    Seine Worte wurden vom lauten Jubel aller Mannschaftsmitglieder begrüßt, die zu singen und zu tanzen begannen und ihre Mützen in die Luft warfen.
    »Und neunzig Prozent davon gehören mir?«, erkundigte sich Arthur. Er konnte in dem Aufruhr kaum das eigene Wort verstehen.
    »Theoretisch«, erwiderte Scamandros. »Wie ich schon sagte, wenn du sowohl dich selbst als auch den Schatz geborgen haben willst, dann musst du zu einer Einigung mit Kapitän Katzenkissen kommen.«
    »Fieberauge wird diesen Verlust niemals einfach so hinnehmen«, murmelte Sonnenstich, der immer noch in die geöffnete Truhe starrte. Er zeigte auf ein kleines Bronzetäfelchen, das auf der Unterseite des Truhendeckels angebracht war. Als er es mit dem Finger berührte, flammten die eingravierten Buchstaben feuerrot auf, und eine donnernde Stimme brüllte über den Strand:
    »DIEBE! DIEBE! DIEBE! Dies ist der Schatz von Kapitän Elishar Fieberauge! Die Rote Hand brandmarkt euch! Fieberauges Rache wird schnell und langsam sein: Schnell wird sie euch ereilen, langsam wird sie vollstreckt werden. Reue und Bedauern werden euch nicht hel–«
    Die Drohung wurde rüde von Doktor Scamandros unterbrochen, indem er das Täfelchen mit einem elfenbeinernen Brieföffner antippte, der in seiner Hand materialisiert war. Stille senkte sich über den Strand; nur das Plätschern der Wellen war zu hören. Die Lieder und Jubelrufe waren verstummt und einer furchtsamen Stimmung gewichen.
    »Ich bin der Einzige hier mit der Roten Hand«, sagte Arthur. »Nicht wahr?«
    »Das stimmt«, bestätigte Doktor Scamandros. »Aber Fieberauge wird jeden töten oder versklaven, der mit dir segelt oder dir Unterstützung gewährt.«
    »Sie sind doch ein Zauberer – können Sie das Mal nicht entfernen?«
    »Nein. Das liegt außerhalb meiner Macht. Fieberauge ist Experte für eine Magie, die ich nicht einmal kennen lernen möchte.«
    Arthur blickte auf den Schatz und dann auf seine roten Hände.
    »Also sind Sie alle gefährdet, solange ich hier bin?«
    »In der Tat. Aber, um der Wahrheit die Ehre zu geben, Fieberauge tötet oder versklavt ohnehin

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