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Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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hoch.«
    Doktor Scamandros steckte die Kerze in den Sand und setzte sich hin, um sich seiner Schuhe zu entledigen. Arthur setzte sich ebenfalls und zog seine immateriellen Stiefel aus.
    »Wir müssen vorsichtig sein«, erklärte Scamandros, als er die Kerze wieder aufnahm und ins ufernahe Wasser watete. »Der Strand fällt sehr steil ab. Wir müssen in der Nähe der Gezeitenmarke bleiben.«
    Sie gingen los; Doktor Scamandros auf der meerzugewandten Seite neben Arthur, sodass ihre Köpfe fast auf einer Höhe waren. Er war sehr klein für einen Bürger, dachte Arthur. Kleiner noch als selbst die bedauernswerten Kohle-Kollationatoren in den tiefen Kellern des Unteren Hauses.
    »Wo sollen wir beginnen?«, fragte Scamandros.
    »Was ist das für eine Geschichte mit Mittwoch?«, erkundigte sich Arthur. »Warum haben alle Angst, in ihre Nähe zu kommen?«
    »Das kann ich problemloser als die Meisten beantworten, denn ich reise freiwillig auf der Motte und stehe nicht in ihren Diensten«, antwortete Scamandros. »Auch habe ich eine gewisse Untersuchung über die Grenzsee und ihre Herrscherin angestellt. Ich bin sicher, du bist vertraut mit dem Vermächtnis der Architektin, dessen Zerbrechen durch die Treuhänder und so weiter?«
    »Ja«, erwiderte Arthur, »das könnte man so sagen.«
    »Etwa um diese Zeit wurde Lady Mittwoch von einem enormen Hunger befallen – was kein Bürger normalerweise auch nur im Geringsten verspürt. Wir essen nur zum Vergnügen. Sie aß und aß und aß und hätte eigentlich immer größer werden müssen. Durch den Gebrauch des Dritten Schlüssels jedoch war sie in der Lage, dieses Wachstum ruhen zu lassen. Das ging ungefähr zweitausend Jahre lang so weiter, obwohl sie zu der Zeit täglich Tonnen und Abertonnen von Nahrung verschlang.
    Ich kann nicht mit Gewissheit sagen, was dann passiert ist. Entweder versagte die Macht des Schlüssels, oder Lady Mittwoch wandte sie falsch an. Jedenfalls wurde sie in etwas verwandelt, das von Gestalt und Größe her der Menge der Nahrung entsprach, welche sie zu sich nahm. Sie wurde zu einem Leviathan.«
    »Einem was?«
    »Einem Behemoth.«
    »Äh, ich kann nicht ganz –«
    »Einem gewaltigen weißen Wal. Einem monströsen Wal! Einhundertsechsundzwanzig Meilen von Kopf bis Schwanz und zweiunddreißig Meilen im Durchmesser, mit einem Rachen, der in geöffnetem Zustand zwei Meilen hoch und zehn Meilen breit ist!«
    Arthur blieb stehen, um über das Gehörte nachzudenken. Ein einhundertsechsundzwanzig Meilen langer Wal! Doktor Scamandros ging weiter und fuhr fort zu reden, sodass der Junge hasten musste, um ihn wieder einzuholen, und ein paar Wörter verpasste.
    »… Verwandlung und Untertauchen in die Grenzsee eine riesige Menge Wasser verdrängte. Glücklicherweise erstreckte sich die Verwandlung über einen Zeitraum von einer Woche und mehr, wodurch man Zeit hatte, die Docks und Küstengebäude vorzubereiten; die meisten wurden wie die Motte in Schiffe umfunktioniert. Ein neuer Hafen wurde provisorisch auf dem Berggrat von Mittwochs Aussichtsturm errichtet; dort ist jetzt Mittwochshafen.
    Doch die größte Zerstörung ging nicht von der Sintflut aus, sondern von Lady Mittwoch selbst. In der Gestalt eines Leviathans war sie hungriger denn je, und in ihren frühen Jahren aß sie nicht nur tonnenweise das übliche Plankton, Krill und andere Kleinstlebewesen, sondern auch viele ihrer eigenen Diener, einschließlich Mittag und Abenddämmerung. Seit Jahrtausenden hat niemand gewagt, sich ihr zu nähern, außer der überlebenden Morgengrauen, mit der sie, so glaubt man, durch Bewegen der Pupillen nach irgendeinem Code kommuniziert, sodass Morgengrauen ihr nicht zu nahe kommen muss.
    Darum erscheint es eigenartig, dass du bei ihr zum Mittagessen eingeladen bist. Wie kann man mit einem Leviathan zu Mittag speisen? Insbesondere mit einem, der alles verschlingt, was sich in seine Nähe wagt?«
    »Warum wird sie Kalter Mittwoch genannt?«, fragte Arthur. »Ich meine, offensichtlich ist sie ja nicht ertrunken.«
    »Ich glaube, dass sie sich, als ihre Verwandlung einsetzte, in die Grenzsee stürzte und als ertrunken galt«, erläuterte Scamandros. »Ein übles Schicksal für einen Bürger, denn etwas Bewusstsein bleibt, bis die Fische dich völlig weggeknabbert haben. Ich vermute auch, dass ihre trotz allem noch loyalen Bürger vor der Bezeichnung ›Wal Mittwoch‹ zurückschrecken.«
    Arthur nickte und machte ein paar Sprünge, um ganz zu Scamandros aufzuschließen. Sie

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