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Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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hinweg, der sich nur dreißig oder vierzig Meter unter ihnen befand, eine gewaltige Fläche weißen Walspecks, und einige Augenblicke darauf über ein Blasloch, so groß wie die Sauna eines Millionärs.
    Was eigentlich gar nicht so groß war, dachte Arthur. Der Leviathan war beträchtlich geschrumpft, höchstens noch eine Meile lang, und man konnte das Schrumpfen sogar mit bloßem Auge wahrnehmen. Es war wie bei einem Ballon, der langsam die Luft verliert.
    »Eine kleine Fehleinschätzung«, erklärte Morgengrauen, während sie wieder in einen gleitenden Sinkflug überging. Irgendetwas an ihrem Tonfall weckte in Arthur den Verdacht, dass sie das absichtlich inszeniert hatte, um ihm Angst einzujagen, vielleicht auf Mittwochs Anweisung hin.
    Ob absichtlich oder nicht, die Landung auf dem Schiff ging jedenfalls gefahrlos vonstatten. Morgengrauen kreiste ein paarmal und behielt dabei den weißen Wal im Auge, der immer kleiner wurde. Dann, als Kalter Mittwoch keine zwanzig Meter mehr lang war, schoss Morgengrauen auf das erhöhte Achterdeck hinab, setzte Arthur ab und nahm wieder menschliche Gestalt an.
    »Geht hinunter aufs Hauptdeck«, wies sie ihn an. »Mylady wird Euch dort treffen.«
    Arthur entfernte die Klammer von seiner Nase und stieg langsam den Niedergang zum Quarterdeck und dann zum Mittelschiff hinunter. An Backbord und Steuerbord standen Tische in zwei langen Reihen, die vom Vordeck bis zum Hauptmast reichten. Sie waren mit feinem, weißem Tuch gedeckt und mit vielen Arten von Speisen auf edlen, silbernen Platten und Tabletts und in Porzellan- und Kristallschüsseln beladen.
    Dies, vermutete Arthur, musste das Mittagsmahl von siebzehn Gängen sein, obwohl alle siebzehn Gänge bereits auf dem Tisch standen und, soweit er es erkennen konnte, keine Stühle vorhanden oder Plätze eingedeckt waren.
      

      
    Er hörte Wasser auf Deck klatschen und schaute zur Seitenleiter. An die oberste Sprosse klammerte sich eine tropfende Hand mit schwammigen Fingern, der eine zweite folgte.
    Kalter Mittwoch kam an Bord.
    Sie sah nicht gut aus. Ihre Haut war bleich und eigenartig klumpig, und Arme und Beine waren unterschiedlich groß, die linken viel aufgedunsener als die rechten. Sie trug ein einteiliges Kleidungsstück, das wie ein Mehlsack aussah, in den Löcher für Kopf und Arme geschnitten waren. Ihr Haar hing wie ein Büschel braunen Seetangs wirr herab und verbarg viel von ihrem Gesicht. Dennoch konnte Arthur erkennen, dass sie einmal schön gewesen war, so wie alle höherstehenden Bürger, aber die ehemals feinen Gesichtszüge verloren sich im Fett.
    Statt eines Gürtels hatte sie ein Seil um die Hüfte gebunden, das einer langen, silbernen Gabel Halt bot – vielleicht ein kurzer Dreizack. Arthurs Blicke wurden sofort davon angezogen, und auch ohne irgendeine Bestätigung wusste er, dass dies der Dritte Schlüssel war! Direkt vor ihm! Er könnte nach vorn rennen und ihn aus dem Seil –
    »Seid gegrüßt, Lord Arthur«, murmelte Lady Mittwoch und taumelte an ihm vorbei an die Tafel, wo sie einen gewaltigen, fleischigen Knochen ergriff. Sofort begann sie mit den Zähnen daran zu zerren und große Fetzen Fleisch herauszureißen, die sie fast ohne zu kauen hinunterschlang. »Man sollte nicht für möglich halten, wie satt … ich Krill und … mikroskopisch kleine Fische habe!«
    Arthur gab sich alle Mühe, sich seinen Ekel nicht anmerken zu lassen, als sie den Knochen wegwarf, sich eine gigantische Torte griff und in den Mund stopfte.
    »Abstoßend, nicht wahr?«, nuschelte Mittwoch kauend. »Tue ich nicht freiwillig, versteht Ihr. Kann nicht zu essen aufhören.«
    »Warum nicht?«, fragte Arthur. »Das verstehe ich nicht. Was stimmt nicht mit Ihnen? Und was wollen Sie von mir?«
    »Bin verflucht«, kam die undeutliche Antwort, während Mittwoch sich einer Silberterrine voll Suppe zuwandte und sie in sich hineinzuschütten begann. »Oder etwas in der Art. Hätte mich nie mit den anderen Treuhändern zusammentun dürfen. Damals hat der Hunger eingesetzt, fast genau in dem Augenblick, als ich meinen Teil des Vermächtnisses genommen habe. Konnte ihn aber mit dem Schlüssel noch in Schach halten. Reicht mir den Truthahn da!«
    Arthur blickte auf den Tisch. Er brauchte einen Moment, bis er den gebratenen Riesenvogel ausgemacht hatte, der wohl der Truthahn sein musste. Er war doppelt so groß wie der größte Puter, den Arthur jemals gesehen hatte. Mit beträchtlicher Mühe hob er ihn hoch und reichte ihn Mittwoch, die

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