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Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Gestalt angenommen haben, sobald sie es erreicht.«
    »Was geschieht, wenn sie sich zurückverwandeln muss?«, wollte Arthur wissen.
    Mittwochs Morgengrauen antwortete nicht; stattdessen glitt sie in einem steileren Winkel nach unten und knickte ihre Flügelspitzen auf und ab, um den Sinkflug zu steuern.
    »Ich habe gefragt, ›Was geschieht, wenn sie sich zurückverwandeln muss?‹«, wiederholte Arthur, denn er wusste, dass das wichtig war.
    »Dann fliehen wir«, erklärte Morgengrauen.
    »Und die Leute … die Bürger auf dem Schiff?«
    »Es gibt keine«, sagte Morgengrauen. »Das Schiff wurde auf meine Anweisung hin bereitgemacht und die Mannschaft von Bord genommen. Es ist kein wichtiges Schiff.«
    »Verstehe«, murmelte Arthur und fügte lauter hinzu: »Vergessen Sie Ihr Versprechen nicht!«
    »Ich werde es nicht vergessen«, erwiderte Morgengrauen. »Sie sind ohnehin wahrscheinlich Myladys einzige Hoffnung.«
    »Was?«
    Dieses Mal ließ Morgengrauen sich zu keiner Antwort herab. Während sie gleichmäßig sanken, beobachtete Arthur den Leviathan. Vielleicht wurde er kleiner, aber er sah nach wie vor wie eine gebirgige Insel mit enorm hohen Kreidefelsen an der Spitze aus, viel zu groß, um sich bewegen zu können.
    Dann hob der Wal die Fluke. Obwohl sie noch zwanzig Meilen oder weiter entfernt waren, zuckte Arthur in Morgengrauens Tentakelgriff zusammen. Die Flosse stieg wenigstens eine Meile hoch aus dem Ozean und landete mit einem krachenden Aufprall wieder auf dem Wasser, dass Arthur es nicht nur hören, sondern auch in der Luft spüren konnte. Er konnte auch die Woge sehen, die dadurch erzeugt wurde, und war überrascht, dass sie, als sie das Schiff erreichte, nur noch eine etwas höhere Welle in der Dünung war.
    »Sie verändert sich«, sagte Morgengrauen zuversichtlich. »Sie ist schon nur noch halb so groß.«
    Arthur fand das schwer zu glauben, aber Morgengrauen musste es wohl beurteilen können. Sie kreisten jetzt über dem Schiff, zwar noch in großer Höhe, aber beunruhigenderweise nicht höher als Mittwochs mächtige weiße Stirn. Sie rückte bedrohlich näher und näher, und Arthur nahm seine Hand als Maßstab: Er streckte den Arm aus und zählte die Finger seiner offenen Hand von der Wasseroberfläche bis zum Scheitel des Walkopfes. Das mochte nicht sonderlich wissenschaftlich sein, aber Arthur war dennoch erleichtert festzustellen, dass nach dieser groben Messung der Wal tatsächlich an Größe verlor.
    Wenn man es ihm auch nicht ansah.
    »Sollten wir nicht ein wenig höher fliegen?«, fragte er und wiederholte die Frage rufend, weil Morgengrauen nicht antwortete.
    »Nein«, brüllte Morgengrauen. »Das wäre despektierlich. Ich vertraue Mylady!«
    Arthur nahm noch einmal Maß mit den Fingern. Der Wal wurde eindeutig kleiner, war aber noch immer von einer Größe, für die ihm nur das Wort ›gigantisch‹ einfiel.
    »Ich finde nicht, dass das respektlos wäre«, rief Arthur. »Ich meine, schließlich bin ich der Gast. Sollten wir nicht sie zuerst auf das Schiff lassen?«
    Morgengrauen antwortete nicht, aber sie sank auch nicht tiefer hinab.
    Arthur betrachtete weiterhin Kalter Mittwoch. Wegen ihrer enormen Größe merkte man kaum, wie schnell sie sich näherte. Die Entfernung zwischen ihnen sank rapide, und noch immer überragte sie ihre Flughöhe. Er kam sich wie eine Ameise vor, die einen herannahenden Güterzug beobachtet und auf den Gleisen feststeckt.
    Wenigstens ist ihr Mund geschlossen, dachte Arthur. Sie war jetzt so nahe, dass er eines ihrer riesigen Augen sehen konnte, ein Ding von der Größe einer Rennbahn. Ölige Tränen, so groß wie Busse, rannen über den Augapfel und hinterließen Regenbogenspuren.
    Plötzlich bewegte sich die Pupille ein paarmal auf und ab und dann nach rechts und links. Es sah wie ein Code aus.
    Sofort peitschten Morgengrauens Flügel die Luft; sie schwenkte von dem anstürmenden Wal weg und kreiste, um Höhe zu gewinnen. Arthur, der völlig überrascht war, drehte sich in Morgengrauens Griff und starrte plötzlich auf ihren Haifischbauch. Hastig schob und stieß er sich wieder herum, um mitzubekommen, was passierte.
    Es dauerte gut eine Minute, bis ihm das schließlich gelungen war – eine sehr lange Minute, die er in der Erwartung verbrachte, als Nächstes den geöffneten Riesenrachen auf sich zukommen zu sehen, ganz egal wie sehr sich Morgengrauen bemühte, davon wegzukommen.
    Aber dieser Anblick blieb ihm erspart. Sie flogen schon über den Nacken

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