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Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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IERZEHN

    E s war eine entsetzliche Reise, eine, die Tage zu dauern schien, auch wenn er wusste, dass es sich nur um Stunden handelte. In gewissen Abständen tauchte Morgengrauen für einen langen Gleitflug aus dem Wasser auf und rief »Atmen!«.
    Dann holte er Luft, und anschließend tauchten sie wieder ein. Die Wassertemperatur wechselte, war aber immer eher kalt als warm. Auch das Licht veränderte sich, oft ziemlich drastisch, von Tageslicht verschiedener Farben bis zu völliger Dunkelheit. Arthur wurde klar, dass Morgengrauen sie durch mehrere Sekundäre Reiche beförderte. Wie sie das anstellte, wusste er nicht, denn es gab keine offensichtlichen Portale, und sie benutzten auch nicht den Vordereingang. Er vermutete, dass es etwas mit der Natur der Grenzsee und Mittwochs Morgengrauen zu tun hatte. Vielleicht konnte sie sich überallhin begeben, wo es irgendeine Art von Meer gab.
    Arthur überstand dieses Erlebnis, indem er in einen Zustand glitt, der weder Wachen noch Schlafen war. Die meiste Zeit hielt er die Augen geschlossen, und sein Verstand zog sich in eine Art Halbbewusstsein zurück; dann hatte er nahezu keine zusammenhängenden Gedanken oder Erinnerungen an einen bestimmten Teil der Reise. Es fühlte sich alles wie ein gespenstischer, durch Übermüdung hervorgerufener Tagtraum an.
    Schließlich schnellte Morgengrauen aus der See. Arthur hörte krachenden Donner, und am gesamten Horizont hinterließen Blitze ihre gezackte Visitenkarten. Er presste die Augen zu und drückte das Kinn fest an die Brust; so blieb er, während der Donner immer lauter wurde und das grelle, weiße Licht sich hinter seine Augenlider drängte. Es war nicht zu ertragen und dann … war es vorbei.
    Sie hatten das Band der Stürme passiert und waren im Haus; sie schraubten sich in einer Spirale höher und höher in den Himmel, bis sie viele Tausend Meter hoch waren. Arthur fing schon an, sich Sorgen wegen der Decke zu machen, doch es stellte sich heraus, dass sie hier viel höher war als in den Teilen des Hauses, die er kannte.
    Zum Glück war es nicht kalt. Genau genommen schien es sogar warm zu sein, was Arthur eigenartig vorkam, bis er sich sagte, dass beim Fehlen einer Sonne die Decke – egal wie fern sie sein mochte – für Licht und Wärme sorgen musste. Er konnte auch nicht feststellen, ob der Luftdruck abnahm, denn er atmete noch immer nicht. Die Klammer saß fest auf seiner Nase, und den jüngsten Atemzug hatte er erst vor zwanzig Minuten getan.
    »Fast da«, sagte Morgengrauen, und aus dem gezähnten Hairachen klang ihre Stimme seltsam und schrecklich. »Seht nach links!«
    Arthur schaute nach unten. Da war meilenweit nur Meer zu sehen, eine blaue Fläche mit weißen Tupfern hier und dort. Als ihm von dem schneidenden Gegenwind schon die Augen zu tränen begannen, erkannte er plötzlich etwas Langes, Weißes, das am Horizont emporwuchs. Eine Bergkette. Nein, eine gebirgige Insel. Sie war lang und schmal und der zentrale Grat mit Schnee bedeckt.
    »Wir fliegen zu einer Insel?«, rief er; die Worte gingen in dem ständigen Flügelrauschen fast unter.
    Aber Morgengrauen lachte; ein spöttisches Lachen, das Arthur schaudern ließ. Ein Lachen von einem geflügelten Hai – das hatte etwas grundlegend Falsches.
    Aber als Arthur noch einmal hinsah, musste er zugeben, dass es Grund für ihren Spott gab. Was er für eine Insel gehalten hatte, bewegte sich! Er konnte das gewaltige weiße Kielwasser erkennen, das von weitem wie die Brandung an einem sehr langen Riff ausgesehen hatte. Auch veränderten sich Form und Größe der vermeintlichen Insel, denn sie stieg im Wasser auf und ab.
    Es war keine Insel, es war ein riesiger weißer Wal. Ein Leviathan. Einhundertsechsundzwanzig Meilen lang. Ein Behemoth. Zweiunddreißig Meilen im Durchmesser. Ein zehn Meilen breiter und zwei Meilen hoher Rachen –
    Morgengrauen hörte auf, mit den Flügeln zu schlagen und glitt langsam nach unten.
    Nach unten auf Kalter Mittwoch zu.
    »He!«, rief Arthur. »Sie haben gesagt, Mittwoch würde in menschlicher Gestalt sein!«
    »Das wird sie auch. Sie isst bis zum letzten Moment Tonnen von Fisch und Krill, um ihren Hunger zu stillen. Seht Ihr das Schiff vor ihr?«
    Arthur spähte angestrengt. Er konnte einen winzigen braunen Fleck mindestens hundert Meilen vor dem gewaltigen weißen Wal ausmachen. Er wirkte etwa wie ein Staubkorn vor einem gierigen Industriestaubsauger.
    »Ja!«
    »Mylady hat bereits begonnen abzunehmen und wird vollends menschliche

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