Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub
Motte weder eine Flasche noch einen Agenten, aber ich werde jemanden schicken, um herauszufinden, ob Mittwochs Morgengrauen sich noch am Tripel aufhält«, meinte Langschwanntz. Er öffnete die Tür und sprach schnell mit der Ratte, die dort bereitstand.
»Zauberei …«, sagte Arthur. Plötzlich fiel ihm wieder ein, dass Scamandros ihm etwas zugesteckt hatte. Arthur hatte es eigentlich in seinen Stiefeln verstauen wollen, damit es nicht verloren gehen konnte, hatte es aber vergessen. Ob es noch da war? Er griff in die Tasche und dachte im ersten Moment, es sei nicht mehr da. Dann schlossen sich seine Finger um etwas Kaltes, Metallisches in der hintersten Ecke.
Auf einmal bemerkte er, dass Langschwanntz und Monckton ihn neugierig ansahen; rasch zog er die Hand heraus. Die Ratten waren wahrscheinlich vertrauenswürdig, aber sie brauchten nicht alles zu wissen, insbesondere wenn sie mit ihm Informationen tauschten, als wären es Waren. Arthur musste ein paar Geheimnisse in Reserve behalten.
»Möchtet Ihr in Eure Kajüte geführt werden?«, erkundigte sich Langschwanntz. »Es wird zirka eine Stunde dauern, bis der Dampfdruck aufgebaut ist, anschließend werden wir uns auf den Weg machen. Falls der Wind dreht und wir segeln können, auch schon früher. Für die Strecke nach Mittwochshafen steht er momentan gegen uns, aber das kann sich ändern.«
»Danke.« Arthur sagte sich, dass er sich in der Kajüte ansehen könnte, was Doktor Scamandros ihm gegeben hatte, und vielleicht ließe sich mit der Schale und dem Spiegel feststellen, wie es Blatt ging.
»Ihr werdet meine Kajüte haben; sie liegt gegenüber«, sagte Langschwanntz, öffnete die Tür und zeigte auf die andere Seite des Ganges. Dort stand bereits eine zusätzliche Wache, die beiseitetrat und salutierte. Das Rattenschiff wurde viel disziplinierter als die Motte geführt, bemerkte Arthur.
Er verbeugte sich vor dem Wachtposten, überquerte den Gang und ging in seine Kajüte. Sie war kleiner als der Raum, in dem er gerade gewesen war, nicht mehr als fünf Meter lang und vier Meter breit; an einem Schott befand sich eine hochgeklappte Koje, und ein heruntergeklappter Schreibtisch und ein Stuhl standen an der Wand.
Arthur ließ sich nieder und zog seine Stiefel aus, um an den Atlas, Mittwochs Einladung, die Schale und den Spiegel zu kommen. All diese Dinge steckte er in die Innentaschen seines Rocks und nahm dann den Metallgegenstand heraus, den Scamandros ihm gegeben hatte.
Er war eiförmig und aus Gold; an der Seite befand sich ein kleiner, gebogener Schalter. Arthur schnippte ihn hoch, und das Ei öffnete sich. Die eine Hälfte enthielt eine Uhr mit Elfenbeinzifferblatt und Zierziffern, die aus winzigen Smaragden gearbeitet waren. Die beiden Zeiger bestanden aus irgendeinem schwach leuchtenden, blauen Metall. Die andere Hälfte barg ein Miniaturporträt Doktor Scamandros’. Es war sehr lebensnah. Als Arthur sich das Gemälde genauer ansah, begannen sich die Tätowierungen auf dem Gesicht zu bewegen, der blassblaue Himmel dahinter veränderte sich und füllte sich mit dunklem Rauch und schwach beleuchteten Gestalten, die zu tanzen oder zu kämpfen schienen. Plötzlich drehte das Porträt den Kopf, wie um einen Blick über die Schulter zu werfen.
Arthur schnappte überrascht nach Luft. Im nächsten Moment blickte er in die angstvollen Augen des Doktors.
»Arthur!«, kreischte es aus dem Ei, übertönt von lautem Geschrei, Explosionen und Waffengeklirr. »Hilfe! Gib mir deine Hand!«
Ohne auch nur einen Moment nachzudenken, berührte Arthur die Miniatur mit dem Finger. Der wurde sofort gepackt und in das Bild hineingezogen, zusammen mit den anderen Fingern und dann der ganzen Hand. Arthur spürte die Umklammerung deutlich. Von panischem Schrecken ergriffen zog Arthur den Arm so heftig zurück, wie er konnte.
Es war, als ob er versuchte, ein sehr schweres Gewicht zu heben – Arthur spürte, wie sich die Gelenke an Ellbogen und Schulter dehnten. Er lehnte sich nach hinten und stemmte die Füße gegen die Wand, zog mit aller Kraft. Dann lag er plötzlich auf dem Rücken, und Doktor Scamandros wälzte sich neben ihm am Boden.
»Schließ die Uhr!«, schrie der Zauberer. »Schließ die Uhr!«
Arthur sprang auf. Im selben Moment, als er nach der Uhr griff, hörte er ein seltsames Zischen, und eine lange, ölige Flamme schoss aus dem offenen Ei und prallte an die eiserne Decke; das Feuer verbrannte die Farbe und erfüllte die ganze Kajüte mit einer dichten
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