Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

hindurchglitt.
    Der Junge hielt nicht an. Er trat noch einmal aus und schwamm durch den grauen Torbogen; im nächsten Moment fand er sich auf allen vieren auf einem nassen Steinboden wieder.
    »Was war das?«, fragte eine Stimme.
    Arthur setzte sich auf, bereit zu handeln. Er sah, dass er sich in einem großen Raum mit Holzwänden befand – mehr eine Scheune oder ein Schuppen eigentlich, denn die gegenüberliegende Seite war ganz offen und ließ helles Sonnenlicht herein.
    Vier Bürger saßen auf einer abenteuerlichen Sammlung von Stühlen unterschiedlichster Epochen um einen auf Hochglanz polierten Tisch, der selbst in Arthurs unerfahrenen Augen wie eine unbezahlbare Antiquität aussah. Die Bürger trugen samt und sonders eine grelle, schlecht sitzende Kluft, die sich aus Uniformjacken der Erde des zwanzigsten Jahrhunderts und glitzernden, klobigen, fremd aussehenden Helmen zusammensetzte. Jeder Zentimeter sichtbare Haut war tätowiert, und abgesehen von den kurzen Armbrüsten mit Pistolengriff, die neben den Stühlen auf dem Boden lagen, waren alle mit mindestens drei Messern bewaffnet, die aus ihren Gürteln ragten.
    »Was war das?«, fragte ein anderer Bürger ebenfalls.
    Arthur bewegte sich sehr langsam in Richtung Wand. Es gab überhaupt keine Deckung; der Raum enthielt nichts außer dem Tisch und den Stühlen; aber wo die Holzwand den Steinboden berührte, bildete sich ein schmaler Streifen Schatten.
    Einer der Bürger stand auf.
    »Ich meine, ich hätte etwas beim Schleusentor gehört.«
    Arthur kauerte sich in den Schatten.
    Es wird eine Weile dauern, bis die Ausstiegskammer leergepumpt ist und Susi nachkommen kann, dachte er. Aber vielleicht schwimmt sie schneller, als ich es getan habe. Wenn sie jetzt durchkommt, dann werden die Bürger sie sicherlich entdecken, selbst als Ratte …
    »Setz dich hin! Du bist dran!«
    Der Bürger ließ sich langsam wieder nieder und wandte seine Aufmerksamkeit dem zu, was auf dem Tisch lag. Irgendein Spiel, sah Arthur, das auf einem Brett mit glitzernden Figuren aus Gold und Edelsteinen gespielt wurde. Kein Schach, denn er kannte die Figuren nicht und es wurde zu viert gespielt. Jeder hatte Stapel von Papier vor sich liegen, die häufig den Besitzer wechselten, keine Banknoten, sondern arg zerrupfte Stücke, auf die irgendetwas gekritzelt war.
    Arthur kroch an der Wand entlang und dachte fieberhaft nach. Wenn Susi jetzt durch die Membran käme und die Bürger sie hörten, würde er versuchen, sie abzulenken.
    »Was war das?«
    Derselbe Bürger stand wieder auf. Arthur blickte sich um und sah eine Ratte aus dem Torbogen über den Boden huschen.
    »Eine Ratte!«
    Sämtliche Bürger sprangen so heftig auf, dass die Stühle umfielen. Als sie sich bückten, um nach ihren Armbrüsten zu greifen, rannte Arthur geradewegs auf sie zu. Da er nicht zu zögern wagte, sprang er auf den Tisch, trat das Spielbrett herunter, sprang auf der anderen Seite wieder herab und stürzte fast, als ihm trotz der stützenden Wirkung des Krabbenpanzers ein stechender Schmerz durchs Bein fuhr.
    »Noch eine Ratte!«
    »Die gehört mir!«
    »Hüte dich vor meiner Armbrust!«
    Ein Armbrustbolzen flog links an Arthur vorbei und wirbelte kleine Steinsplitter auf. Er lief im Zickzack, und ein weiterer Bolzen zischte ihm am Ohr vorbei. Dann war er draußen im hellen Sonnenlicht und stand auf sandigem Untergrund zwischen Felsblöcken. Ganz in der Nähe war ein kleiner Palmenbestand, der erste einer ganzen Reihe, die sich am Ufer der schmalen Halbinsel entlang zur eigentlichen Insel erstreckte.
      

     

Arthur stürzte auf die nächstgelegene Palme zu und behielt seinen Zickzackkurs bei, doch es kamen keine Armbrustbolzen mehr. Als er die Deckung des Stammes erreicht hatte, riskierte er einen Blick zurück.
    Die vier Bürger standen an der offenen Seite des Schuppens und waren damit beschäftigt, ihre Armbrüste neu zu laden. Sie machten nicht den Eindruck, als ob sie Arthur verfolgen wollten.
    Von Susi war nichts zu entdecken. Arthur schaute suchend über den Boden, und sein Atem ging allmählich stoßweise, während seine Angst wuchs, dass sie getroffen worden war. Nach ein paar Atemzügen, die nicht richtig in seiner Lunge ankamen, versuchte er sich zu beruhigen.
    Dies ist eine Blase aus den Sekundären Reichen, sagte er sich. Sie befindet sich im Inneren des Hauses, aber sie enthält ein Fragment aus einem Sekundären Reich. Vielleicht sogar von der Erde. Es sieht zumindest danach aus. Demnach kann ich