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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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aus einem gestochen scharfen Hologramm, das ein Tier darstellte, von dem sie sicher war, dass es auf der Erde nicht existierte.
    »Wenn Ihr möchtet, können wir versuchen, einen Blick auf Euren Bestimmungsort zu werfen, bevor Ihr geht«, bot Nieser an. Er begab sich zu einer Reihe von Bücherregalen und zog an der Schnur, die an einem herabhing. Irgendwo läutete eine Glocke, und die ganze Wand der vom Boden bis zur Decke reichenden Regale rollte zurück und glitt zur Seite, um ein siebeneckiges Zimmer freizugeben, das mit dunklem Holz ausgekleidet war. Im Zentrum waren sieben große Standuhren so im Kreis angeordnet, dass ihre Zifferblätter auf den Mittelpunkt blickten.
    »Was ist das für ein Geräusch?«, fragte Blatt. Sie hörte ein eigenartiges, dunkles Brummen und spürte dessen Schwingung, doch ein Ticken war von den Uhren nicht zu vernehmen.
    »Die Perpendikel der Uhren«, erklärte Nieser. »Der Herzschlag der Zeit. Dies sind die Sieben Zifferblätter, Fräulein.«
    »Ich möchte Ihren Vorschlag annehmen«, sagte Blatt. »Können Sie mir zeigen, wo der Skelettjunge ist?«
    »Wir können es ja mal versuchen«, antwortete Nieser. Er tippte sich mit einem langen Finger an die Nase und lächelte. Während seiner Zeit in Montags Diensten wäre dies eine schauderhafte Geste gewesen, vollführt von einer schmutzigen Hand mit langen Fingernägeln gegen eine mit Furunkeln übersäte Nase, aber jetzt war Niesers Hand sauber und manikürt und sein Riechorgan, wenngleich immer noch lang und hakenförmig, sah gesund aus. Sogar das lange, weiße Haar am Hinterkopf war gepflegt und mit einer dunkelblauen Samtschleife zurückgebunden, die farblich zu seinem langen Frack passte. »Bitte betretet den Kreis der Uhren erst, wenn ich es Euch sage, Fräulein Blatt.«
    Der Butler holte tief Luft, trat dann rasch zwischen die Uhren und begann, die Zeiger der nächststehenden zu bewegen. Danach rannte er von einer zur anderen und verstellte auf jedem Zifferblatt die Zeit. Nachdem er die siebte Uhr eingestellt hatte, verließ er hastig den Kreis.
    »Wir sollten jeden Moment etwas sehen können«, erklärte Nieser. »Anschließend werde ich die Einstellungen ein wenig justieren und Euch zurückschicken. Ich fürchte aber, ich kann Euch nicht zu einem früheren Zeitpunkt als einundzwanzig Minuten nach zehn am Donnerstag nach dem Mittwoch, an dem Ihr aufgebrochen seid, zurückkehren lassen. Ah – es beginnt!«
    Ein Tornado aus weißem Nebel schraubte sich aus dem Boden und wurde langsamer und breiter, je höher er stieg. Nach wenigen Sekunden füllte er den Kreis der Standuhren vollständig aus. Während Blatt noch fasziniert zusah, durchdrang ein silberner Glanz die Wolke und wurde so hell, dass sie die Augen zusammenkneifen musste.
    Dann verblasste das Silber, und die Wolke wurde durchsichtig. Blatt blickte plötzlich auf ein Zimmer in einem Krankenhaus hinab, als wäre sie eine Fliege an der Decke. Es war ein typisches Einbettkrankenzimmer. In dem Bett lag Arthur – oder vielmehr, rief Blatt sich hastig in Erinnerung, war es der Skelettjunge, der darin lag. Er sah genau wie Arthur aus, und sie erschauderte, als sie sich eingestehen musste, dass sie keinen Unterschied bemerkt hätte, wenn sie nichts davon wüsste.
    Als Nächstes sah sie die Uhr an der Wand. Sie zeigte 10:25 an, was beruhigend war. Hoffentlich war es noch Donnerstag …
    Die Tür ging auf, und ein Arzt kam herein. Blatt zuckte zusammen, denn sie hatte nicht damit gerechnet, etwas zu hören. Aber das Geräusch der sich öffnenden Tür und die Schritte des Arztes waren so deutlich, als ob sie die Szene wirklich von der Decke des Zimmers aus miterlebte.
    »Hallo, Arthur«, sagte der Doktor. »Erinnerst du dich an mich? Dr. Naihan. Ich will nur kurz einen Blick auf deinen Verband werfen.«
    »Tun Sie das«, sagte der Skelettjunge. Blatt erschauderte erneut, denn die Stimme des Nichtlings klang genau wie die Arthurs.
    Der Doktor lächelte und zog die Bettdecke zurück, um sich den Hightechverband am Bein des Skelettjungen anzusehen. Bereits nach wenigen Augenblicken richtete er sich wieder auf und kratzte sich überrascht am Kopf.
    »Das ist … das verstehe ich nicht … der Verband scheint mit deinem Bein verschmolzen zu sein … aber das ist unmöglich. Ich hole besser Professor Arden.«
    »Was stimmt nicht mit dem Verband?«, wollte der Skelettjunge wissen. Er setzte sich auf und schlüpfte aus dem Bett, während Dr. Naihan den Hörer des Wandtelefons

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