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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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einzudämmen. Jetzt wartete da niemand, sämtliche Stühle waren mit Plastikfolien überzogen, und in der Luft hing der verräterische Geruch von kürzlich versprühten Desinfektionsmitteln. Beunruhigend war jedoch, dass sich vor der Station statt der üblichen zwei Sicherheitsleutejetzt vier Wachmänner des Krankenhauses, ein halbes Dutzend Polizisten in voller ABC-Montur und ein paar Soldaten in Tarnschutzanzügen aufhielten.
    Bevor sie sich wieder in den Aufzug zurückziehen konnte, hatte sie schon sämtliche Blicke auf sich gezogen.
    »Keinen Schritt weiter!«, brüllte einer der Wachmänner. »Die ganze Etage ist Quarantänezone! Wie bist du hierhergekommen?«
    »Ich bin einfach in den Aufzug gestiegen«, antwortete Blatt mit kindlicher Unschuldsmiene.
    »Der sollte doch gar nicht mehr hochfahren«, grummelte der Wachmann. »Geh wieder rein und fahre ins Erdgeschoss.«
    »Ich werde mir doch nichts einfangen, oder?«, fragte Blatt.
    »Fahr wieder runter!«, herrschte der Wachmann sie an.
    Blatt wich in den Aufzug zurück und drückte den Knopf. Offensichtlich war in der Zeit, während sie weg gewesen war, einiges passiert. Dass das gesamte Quarantänestockwerk jetzt vom Rest der Klinik abgeschottet war, ließ nichts Gutes ahnen.
    Der Aufzug hielt im Erdgeschoss. Blatt trat hinaus und fand sich in einem aufgeregten Gedränge wieder. Überall wimmelte es von Menschen, im Eingangsbereich, in den Gängen und in den Wartezonen. Die dort saßen sahen jedoch wie Krankenhausangestellte aus, nicht wie Besucher, und ein rascher Blick nach allen Seiten ergab, dass überhaupt keine Patienten da waren.
    Sie begann sich durch die Menge zu schieben und überlegte fieberhaft, wie sie weiter vorgehen sollte. Als Erstes hatte sie festzustellen, welcher Tag heute war und was hier eigentlich vor sich ging. Dann würde sie sich den Weg zum Wäschelager suchen, in dem der Skelettjunge vermutlich Arthurs Hemdtasche versteckt hatte, diese dann aus dem Krankenhaus schaffen und die Manifestation des Hauses ausfindig machen, von der Arthur ihr vor Eiszeiten mal erzählt hatte, sie sei neben seinem Haus erschienen und habe dort mehrere Blöcke eingenommen …
    Dort hinzukommen würde sehr schwierig werden, stellte Blatt fest, als sie die Türen des Haupteingangs sah. Sie waren geschlossen und mit schwarzgelbem Quarantäneband versehen. An den Fenstern klebten Schilder, die, wie Blatt schon von Weitem erkennen konnte, mit den Worten CREIGHTON-ERLASS überschrieben waren, der gesetzlichen Grundlage, die der Regierung die Einrichtung einer Quarantänezone erlaubte sowie den Einsatz letaler Mittel, um die Eingeschlossenen an der Flucht zu hindern.
    Draußen vor den Fenstern, auf dem Parkplatz des Krankenhauses, standen vier oder fünf gepanzerte Fahrzeuge und eine Unmasse Soldaten in biologischen Schutzanzügen. Dazwischen liefen einige orange gekleidete Gestalten hin und her mit drei neongelben Buchstaben auf dem Rücken: FBA, die Abkürzung für Federal Biocontrol Authority.
    Blatt schaute sich um, ob sie irgendjemand kannte. Aber da waren keine vertrauten Gesichter. Schließlich entdeckte sie einen Pfleger, mit dem sie gesprochen hatte, als Ed und der Rest ihrer Familie eingeliefert worden waren. Er saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt und nippte erschöpft an einer Tasse Kaffee. Rechts und links dösten zwei Schwestern mit dem Kinn auf der Brust, und vor ihnen auf dem Boden lagen leere Kaffeebecher und halb aufgegessene Sandwichs.
    Blatt bahnte sich ihren Weg durch die Leute und blieb vor dem Pfleger stehen.
    »Hi«, sagte sie. Sie konnte sich nicht an seinen Namen erinnern, und das Schild an seinem Hemd hing schief, sodass es nicht zu lesen war.
    Der Pfleger blickte auf. Einen Moment lang schienen seine Augen durch sie hindurchzusehen. Er schüttelte den Kopf, fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht und lächelte.
    »Oh, hi. Hat es dich hier erwischt, als sie uns zur Q-Zone deklariert haben?«
    »Jau«, bestätigte Blatt. »Nur dass ich in dem Wartezimmer … äh … dort drüben geschlafen habe, und jetzt bin ich gerade wach geworden und habe keine Ahnung, was passiert ist. Ist die Schlafseuche wieder ausgebrochen?«
    »Nein, es ist etwas anderes«, sagte der Pfleger. Er reckte sich, und Blatt konnte seinen Namen lesen. Pflegedienstleiter Adam Jamale. »Vielleicht ist es auch gar nichts, weißt du, aber sie wollen kein Risiko eingehen.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Ich blicke selbst nicht durch.« Jamale schüttelte den Kopf.

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