Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag
Arthur aus. Jetzt fühlte ersieh schon sehr viel besser. Mit Susi an seiner Seite sah die Sache schon ganz anders aus. »Ja, ich will, dass du mich begleitest. Du heiterst mich immer auf, ganz zu schweigen von deiner Hilfe … ich schätze … wenn ich wirklich gehen muss, dann sollte ich es jetzt tun.«
Er stand auf, nahm den Dritten Schlüssel und ging zu Dame Primus. Sie glitt von ihrem Stuhl und verbeugte sich vor ihm. Als sie sich wieder aufrichtete, stellte Arthur verblüfft fest, wie sehr sie gewachsen war, seit sie drei Teile des Vermächtnisses enthielt. Sie war gut und gerne zwei Meter dreißig, vielleicht sogar zwei vierzig groß; aus der Nähe waren die winzigen Wörter zu erkennen, die über Haut und Kleider krochen. Da waren Tausende von kleinsten, altmodischen Druckbuchstaben in ständiger Bewegung und wechselten die Farbe, wenn sie zu Haut oder Kleidung wurden. Hier und da konnte Arthur ein Wort oder ein Satzfragment entziffern, Dinge wie: »Das Vermächtnis ist das Wort und das Wort ist …«. Das war wie bei einer Banknote, an der man auch nur alle Details erkennt, wenn man sie dicht vors Auge hält.
»Weißt du noch die Worte, Lord Arthur, mit denen du mich zum Verwalter eines Schlüssels ernennst?«
»Nein«, sagte Arthur. »Fangen Sie an, und ich spreche Ihnen nach.«
»Na schön. ›Ich, Arthur, Herzog der Grenzsee, Lord der Fernen Weiten, Herrscher des Unteren Hauses, Träger des Ersten, Zweiten und Dritten Schlüssels zum Königreich, übertrage meiner treuen Dienerin, den vereinten Ersten, Zweiten und Dritten Teilen des Großen Vermächtnisses der Architektin, all meine Befugnisse …‹«
Arthur wiederholte die Worte mechanisch; seine Gedanken waren anderswo. Der Skelettjunge machte ihm Angst, und er befürchtete, dass Blatt sich in Gefahr begab, ohne die geringste Aussicht auf Erfolg zu haben. Er hatte auch Angst um sich selbst. Schließlich war er nur ein Junge. Er sollte kein Rekrut in irgendeiner Armee sein, schon gar nicht wenn die aus unsterblichen Bürgern bestand, die viel zäher und stärker als er selbst waren.
Dame Primus nahm den Dreizack, und zum ersten Mal fiel Arthur auf, dass die Handschuhe, die sie trug, in Wirklichkeit die Panzerhandschuhe des Zweiten Schlüssels waren, die nur etwas damenhafter als vorher aussahen. Und das Schwert, das aus den Uhrzeigern bestand, die den Ersten Schlüssel bildeten, steckte in ihrem Gürtel, größtenteils verborgen durch die Schleppe ihres langen Kleides, die sie wie ein Mantel umhüllte.
»Danke, Arthur«, sagte Dame Primus. »Es ist wohl am besten, wenn ich den Atlas auch an mich nehme.«
»Vermutlich wird er mir ohne den Schlüssel nicht viel nützen«, meinte Arthur. Er schloss den Atlas, der daraufhin wieder zu einem kleinen grünen Buch wurde, und gab ihn zögerlich her. Ihm war, als hätte er gerade alles verloren, was ihm überhaupt noch helfen konnte.
»Ausgezeichnet! Ich werde unverzüglich mit der Arbeit an der Grenzsee beginnen«, kündigte Dame Primus an. »Wir werden auch keine Mühe scheuen, um den Vierten Teil ausfindig zu machen, und werden dich über unsere Fortschritte auf dem Laufenden halten.«
»An der Rekrutenschule wird nur zweimal im Jahr Post zugestellt«, gab Montags Mittag zu bedenken. »Und den Rekruten ist es nicht gestattet, zu telegrafieren oder zu telefonieren.«
»Wir werden Mittel und Wege finden«, sagte Dame Primus. »Und jetzt sollten wir den Rekrutierungsoffizier hereinbitten. Viel Glück, Arthur.«
»Mir gefällt das Ganze immer noch nicht«, sagte Arthur. »Ich will, dass Sie herausfinden, wie ich von der Armee freigestellt werden kann.«
»Wie du befiehlst, Lord Arthur.« Sie neigte den Kopf, doch verbeugte sie sich nicht, und Arthur beschlich einmal mehr das Gefühl, dass es dem Vermächtnis ganz recht wäre, ihn jahrhundertelang im Haus festsitzen zu sehen. Und wenn der Skelettjunge erst einmal seinen Platz zu Hause eingenommen hatte … nach seiner Entlassung aus der Armee würde Arthur vielleicht nichts anderes übrig bleiben, als ein Bürger zu werden.
»Ich werde zurückkehren«, erklärte Arthur mit grimmiger Entschlossenheit. »Und zwar als ich selbst, nicht als Bürger. Und wenn ich Teil Vier des Vermächtnisses selbst finden und Sir Donnerstag den Vierten Schlüssel selbst entreißen muss, so werde ich auch das tun. Und ich erwarte von allen hier, dass sie Blatt helfen, wo immer sie können, insbesondere, falls … wenn … sie mit der Tasche hier ankommt.«
»Ah, Lord
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