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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Arthur«, meldete sich Scamandros nervös mit einem Seitenblick auf Dame Primus zu Wort, » erwarten ist ein so … wie soll ich sagen … ungenaues Wort –«
    »Da ist der Rekrutierungsoffizier«, unterbrach ihn Dame Primus. »Willkommen in Montags Tagraum, Leutnant!«
    Der Offizier nahm noch auf der Türschwelle Haltung an und salutierte zackig. Auf Arthur wirkte er wie aus den Seiten eines Geschichtsbuchs entsprungen. Er trug einen scharlachroten Waffenrock mit weißen Besätzen und einer Vielzahl goldener Knöpfe. Seine Beine steckten in einer schwarzen Hose mit zwei breiten, goldenen Längsstreifen, seine Füße in schwarzen Stiefeln mit Sporen, und ein hoch aufragender schwarzer Pelzhut mit blauen und weißen Federn machte ihn fast einen halben Meter größer. Dazu hatte er einen handgroßen Halbmond aus Bronze um den Hals hängen, in den Schnörkel und Zahlen eingraviert waren.
    Er blickte in die Runde und entdeckte Dame Primus, die unverkennbar die größte und wichtigste der Anwesenden war.
    »Ich bitte um Vergebung, Gnädigste«, ergriff der Leutnant das Wort. »Crosshaw ist mein Name, Rekrutierungsoffizier. Ich habe hier einen Einberufungsbescheid für einen gewissen Arthur Penhaligon, aber ich schätze, da muss ein Fehler vorliegen, denn darin hat dieser Arthur innerhalb des Hauses die Rangnummer … nun … sechs. Ich dachte, vielleicht fehlen da eine ganze Menge Nullen … Vielleicht gibt es jemand in Herrn Montags Stab, der Arthur Penhaligon heißt, damit ich das Einberufungsdokument auf seine Korrektheit prüfen kann?«
    »Es liegt kein Fehler vor«, erklärte Dame Primus und deutete mit einer pathetischen Handbewegung auf Arthur. »Bei der fraglichen Person handelt es sich um Lord Arthur Penhaligon, Herrscher des Unteren Hauses, Lord der Fernen Weiten, Herzog der Grenzsee, Sechster der Rangordnung innerhalb des Hauses. Ich bin Dame Primus, Teil Eins, Zwei und Drei des Vermächtnisses der Architektin.«
    Crosshaw schluckte vernehmlich, öffnete den Mund, schloss ihn wieder und blickte dann in seine Papiere. Dort schien er Kraft zu finden, denn gleich darauf sah er Arthur an und marschierte geradewegs auf ihn zu, bis er unmittelbar vor ihm mit klirrenden Sporen zum Stillstand kam.
    »Ich bitte um Vergebung, äh … Lord Arthur. Da ich bis zur gestrigen Übernahme meiner neuen Aufgabe in einem entfernten Außenposten im Großen Labyrinth stationiert war, wusste ich nicht, dass es Veränderungen, ahm, unter den Treuhändern gegeben hat. Die Sache ist die … ich weiß nicht recht, wie ich es sagen soll … Soweit ich weiß, seid Ihr eingezogen, wenn Euer Name auf dem Einberufungsbescheid steht. Ich muss ihn Euch aushändigen.«
    Der Leutnant hielt ihm ein großes, quadratisches Pergament vor die Nase, auf dem viel Kleingeschriebenes zu sehen war; Arthurs Name stand deutlich erkennbar in einem freien Feld in der Mitte.
    »Was passiert, wenn ich ihn nicht nehme?«, erkundigte sich Arthur.
    »Ich bin nicht ganz sicher«, antwortete Crosshaw. »Wenn Ihr ihn nehmt, werde ich Euch in einem Aufzug zum Großen Labyrinth geleiten, ins Rekrutencamp. Wenn Ihr ihn nicht nehmt, werden Euch, glaube ich, die dem Einberufungsdokument innewohnenden Kräfte trotzdem zum Rekrutencamp bringen … nur mit unangenehmeren Methoden.«
    »Dürfte ich einmal einen Blick auf das Schriftstück werfen?«, bat Doktor Seamandros, der herbeigekommen war und an Arthurs Schulter stand. Er setzte sich seine Brille mit den Kristallgläsern auf die Stirn, nicht auf die Nase, und betrachtete das Dokument. »Ah, ja, da haben wir’s. Höchst interessant. Wenn du nicht freiwillig gehst, Arthur, dann wird deine Gestalt umgewandelt, normalerweise in ein kleines Päckchen aus braunem Papier, das mit einer Schnur zugebunden wird, sodass es mit dem Postsystem des Hauses befördert werden kann … was bei den nach wie vor herrschenden Problemen im Unteren Haus keine besonders … äh … effiziente Art des Reisens wäre.«
    »Na gut, ich nehme ihn«, sagte Arthur resigniert. Er
     
     
    streckte die Hand danach aus und schrie entsetzt auf, als sich das Papier um seine Finger wickelte und begann, wie eine grauenhafte, fleischfressende Nacktschnecke seinen Arm hinaufzukriechen – allerdings verspürte er keinen Schmerz.
    »Seid unbesorgt!«, rief Crosshaw. »Es verwandelt sich nur in eine Rekrutenuniform!«
    Arthur wandte den Blick ab und versuchte, sich zu beruhigen. Das Papier schob sich weiter über ihn und raschelte dabei und bauschte sich auf.

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