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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Blatt.«
    »Einen Augenblick, bitte.«
    Die Stimme verschwand, und das Knacken wurde lauter. Blatt bearbeitete ungeduldig den Boden mit den Füßen und umklammerte den Hörer des Telefons noch fester.
    »Dame Primus ist zurzeit nicht erreichbar«, meldete sich die Vermittlung nach mindestens einer Minute. »Kann ich eine Nachricht übermitteln?«

Kapitel Sechzehn
     
     
    Der Energiespeer hatte kaum seine Hand verlassen, da wurde Arthur auch schon vom Gedränge der Leiber nach vorn getragen, weil die Reihen der Bürger sich vorschoben, um die Verluste im Schildwall der vordersten Reihe zu ersetzen. Alles war unglaublich laut, Furcht einflößend und verwirrend. Manchmal war sich Arthur nicht einmal sicher, welche Richtung überhaupt vorwärts war, denn die Reihen waren in ständiger Bewegung und verlagerten sich, und er musste mit seinen Nachbarmännern mitziehen, wenn er nicht niedergetrampelt werden wollte.
    Unwillkürlich hatte er sein Barbarenschwert aus der Scheide gerissen und benutzte es auch. Es waren Momente intensiver Furcht, wenn er nach einem Nichtling hieb, der plötzlich vor ihm auftauchte, oder wenn er verzweifelt versuchte, einen Speer abzublocken, der Blitze sprühend wie aus dem Nichts direkt auf ihn zugezischt kam.
    Einmal stand er für ein paar Augenblicke als Einziger in der Mitte eines zwei Meter großen Kreises von Schwerverwundeten, während ringsherum die Schlacht tobte. Die Sterbenden stöhnten und röchelten zu seinen Füßen. Das waren die leisen Töne einer Schlacht, die gleich wieder im Kampflärm untergingen, als Arthur von seinen Kameraden mitgerissen wurde, Töne, die von Verwirrung und Entsetzen und Endgültigkeit sprachen und die er nie vergessen würde.
    Der Lärm war allgegenwärtig und endlos. Metall klirrte auf Metall. Waffen prallten dumpf auf Rüstungen und Fleisch und Knochen. Die Trommeln schlugen ohne Unterlass. Bürger und Nichtlinge brüllten und heulten. Blitze sprühten, zischten und krachten. Rauch und grauenhafte Gerüche von Verbranntem stiegen auf und waberten durch das Getümmel.
    Arthurs Verstand hielt der Angst und dem Schrecken nicht stand. Er funktionierte wie ein Roboter, bewegte sich nur noch gemäß seiner Ausbildung und seinen Befehlen, kein intelligentes Bewusstsein schien ihn zu steuern. Ihm war, als hätte sich sein eigentliches Selbst in einen Bunker zurückgezogen und würde aufzeichnen, was Augen, Ohren und Nase wahrnahmen. Er würde sich später ansehen und darüber nachdenken, was seine Sinne ihm berichteten. Im Moment konnte er das Erlebte nicht bewältigen.
    Die Wellen der Schlacht wogten vor und zurück, ohne dass Arthur die verstrichene Zeit hätte abschätzen können, denn da reihten sich Sekunden tiefsten Schreckens und plötzlichen Handelns aneinander und kamen ihm in seiner Erschöpfung vor wie Stunden.
    Dann, wie das Meer im Gezeitenwechsel, zogen sich die Nichtlinge zurück. Die Rekruten schickten sich an, sie zu verfolgen, wurden aber mit lauten Kommandos zurückgehalten und mussten sich zehn Meter weiter vorn neu formieren, wobei sie über tote Feinde und gefallene Kameraden trampelten. Gegen diese Flut der Vorwärtsbewegung drängte ein steter Strom von verwundeten Bürgern an, die aufeinander gestützt unterwegs nach hinten waren, doch kein noch kampffähiger Rekrut verließ die Reihen.
    Die Sonne war schon fast untergegangen, als sich die Nichtlinge endgültig zurückzogen. Sie flohen zur Plattengrenze, um sie zu überqueren, bevor das letzte Stückchen Sonne hinter dem Horizont verschwand und die Wüstenplatte sich irgendwo anders hinbewegte.
    Arthur befolgte stumpfsinnig die Kommandos, die rings um ihn gerufen wurden. Die entsetzlichen Eindrücke wurden nicht weniger, vom schrecklichen Gefühl in blauem Bürger- und ölig-schwarzem Nichtlingsblut zu waten, bis hin zu den krächzenden Schreien der schwerverletzten Gegner, die nicht mehr fliehen konnten.
    Zuflucht war nur zu finden, indem er geradeaus starrte und an nichts anderes dachte als an die Ausführung der Befehle. Der nächste lautete marschieren; also stapften sie vorwärts und verfolgten in gleichmäßigem Tempo die Streitmacht der Nichtlinge bis zur Plattengrenze.
    Zweimal drehte sich ein Nichtlingstrupp um, um zu kämpfen, sodass der Befehl zum Gegenangriff gegeben wurde, aber es kam nicht zu Gefechten nach allen Richtungen. Die Rekruten blieben einigermaßen in Reih und Glied, während sie im Schnellschritt und unter Kriegsgeschrei, dem Feind entgegenstürmten.
    Dennoch

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