Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
glauben, dein Wunsch ist, zu einer rein sterblichen Existenz zurückzukehren, solltest du dies als Gelegenheit betrachten. Unterzeichne einfach auf der gepunkteten Linie unten, und für alles weitere wird gesorgt.
    Samstag, Erhabenste Bürgerin des Oberen Hauses
    Arthur las den Brief noch einmal, doch er wurde nicht schlau daraus. Er war ein Kind des Pfeifers. Welche Eltern und Familie er auch gehabt haben mochte, sie waren schon vor langer Zeit gestorben, irgendwo in den Sekundären Reichen. Und soweit er wusste, verspürte er auch kein Bedürfnis, zu irgendeiner Art von sterblicher Existenz zurückzukehren.
    »Das ist gut«, sagte Fred und tippte auf seinen eigenen Brief. »Von meinen alten Kumpels in der Vergolderwerkstatt Siebzehn. Da werden Erinnerungen wach! Von wem ist dein Brief, Helios?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Arthur. »Mir scheint, da erlaubt sich jemand einen üblen Scherz mit mir. Nur … da regt sich durchaus was in meinem Gedächtnis, aber ich bekomme es nicht zu fassen. Irgendetwas mit Schlüsseln …«
    »In Ordnung, genug gefaulenzt!«, bestimmte Feldwebel Helve. »Es ist noch sauber zu machen, und der morgige Tag muss vorbereitet werden.«
    Arthur stopfte den Brief in seine Tasche und stand auf. Gerade rechtzeitig, denn Helve bellte unvermittelt »Stillgestanden!«, fuhr auf dem Absatz herum und salutierte einem Offizier, den Arthur zwar kommen gesehen, aber als eine der geisterhaften Gestalten abgetan hatte.
    »Danke, Feldwebel«, sagte der Offizier. Von Nahem war unschwer zu erkennen, dass es sich um einen der Leutnants handelte, die vor der Schlacht mit Oberst Huwiti gesprochen hatten. Sein Helmbusch war jetzt ziemlich zerzaust, und er hatte eine lange Schnittwunde am rechten Arm davongetragen, die von der Schulter bis zum Handgelenk blau verschorft und von Brandflecken umgeben war. Bei einem Sterblichen hätte eine solche Verletzung zur Dienstuntauglichkeit geführt. Den Leutnant schien sie wenig zu stören; er erwiderte Helves Gruß mit einer nur leichten Ungelenkigkeit.
    »Ich komme Eure zwei Pfeiferkinder holen«, sagte der Leutnant. »Die Befehle sind unmittelbar vor der Schlacht eingetroffen. Von ganz oben. Alle Pfeiferkinder sofort im GHQ melden. Haben sie ihre Unpferd-Reitstunden schon gehabt?«
    Nein, haben wir nicht, dachte Arthur entmutigt.

Kapitel Siebzehn
     
     
    »Nein!«, schrie Blatt in die Sprechmuschel. »Keine Nachricht – aber he! Legen Sie nicht auf! Stellen Sie mich zu Fräulein Susi Türkisblau durch, bitte.«
    »Bitte wartet«, sagte die Vermittlung.
    Währenddessen spürte Blatt hinter dem rechten Auge einen stechenden Schmerz, und ihre linke Hand zappelte ziellos hin und her. Es war schrecklich, so als ob der Hand urplötzlich ein Eigenleben eingehaucht worden wäre. Aber Blatt wusste genau, was geschah. Der Schimmelpilz hatte sich in ihrem Gehirn eingenistet und prüfte, wie viel Gewalt er über sie hatte. Der Skelettjunge war vielleicht schon in der Lage, ihre Sinneswahrnehmungen zu empfangen.
    »Hallo. Susi hier.«
    »Susi! Hier ist Blatt. Ich habe die Tasche, aber der Pilz … der Schimmelpilz des Skelettjungen ist in meinem Kopf! Und ich kann nicht zurück zum Haus!«
    »Gut gemacht!«, sagte Susi. Ihre Stimme wurde leiser, und Blatt hörte sie sagen: »Sie hat sie, Nieser. Stell die Zifferblätter ein!«
    »Ich brauche Hilfe«, sagte Blatt. »Ich weiß, dass du eigentlich nicht –«
    Ihre linke Hand zappelte wie ein Fisch auf dem Trocknen, aber noch war kein anderes Körperglied betroffen. Der Schmerz hinter dem Auge war nicht schlimmer geworden … aber auch nicht besser.
    »Wen kümmert das!«, rief Susi vom Hörer abgewandt und sprach dann wieder mit Blatt. »Ich komme durch. Beeilung, Nieser!«
    Die Verbindung wurde abrupt unterbrochen, und der Wählton kehrte zurück. Blatt stellte das Telefon in sein Kästchen und nahm die rechte Hand zu Hilfe, um ihren wild rudernden linken Arm zu bändigen, bevor sie sich selbst verletzte. Ihr Arm kämpfte zwar nicht gegen sie, wie Blatt schon halb befürchtet hatte, doch die merkwürdige Empfindung, die sie zuerst darin gespürt hatte, machte sich jetzt auch im rechten Bein bemerkbar.
    »Mach schon, Susi!«, flüsterte sie. Sie hatte eine Idee, wie sie sich retten konnte, aber zuerst musste sie die Tasche loswerden. Der Pilz riss so schnell die Kontrolle an sich!
    Die Tür ging auf, und Blatt erstickte ein Aufstöhnen, denn es war nicht Susi. Es war ein Mädchen von vielleicht siebzehn oder

Weitere Kostenlose Bücher