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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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heftig mit den Flügeln, um an Höhe zu gewinnen, als sie sie sah. Drei Gestalten, die langsam etwa fünfhundert Meter vom Vordereingang entfernt im Kreis flogen. Im Augenblick spielten sie ein Spiel mit einer der Flugmaschinen der Sterblichen und ließen sich reihum vor die Pilotenkanzel fallen, sobald die Maschine auf ihrem Rundflug um das Krankenhaus knatternd an ihnen vorbeikam. Die Tatsache, dass der sterbliche Pilot sie nicht sehen konnte und auch nicht wissen würde, was ihn getroffen hatte, wenn sich einer von ihnen verschätzte, war offensichtlich der besondere Nervenkitzel bei dem Spiel.
    Susi wusste nicht genau, um welche Nichtlingsart es sich handelte. Sie sahen annähernd menschlich aus, doch einer hatte den Kopf eines Nagetiers, ein anderer den einer Schlange, und der Schädel des Dritten erinnerte an eine angematschte Avocado mit Augen und einem Mund mit Pferdegebiss. Ihre Gliedmaßen waren recht normal, abgesehen von einer großen Mannigfaltigkeit der Finger. Alle drei trugen ausrangierte Bürgerhemden, Westen und Bundhosen, ähnlich den Kleidern, die Susi für sich selbst bevorzugte; allerdings hatten diese Nichtlinge keine Hüte auf. Sie waren auch mit sehr edel aussehenden, rotfiedrigen Schwingen ausgestattet, nicht mit dem billigen Papierzeug. Wahrscheinlich besaßen diese Flügel ähnliche Eigenschaften wie Susis, obwohl Nichtlinge sich ohnehin in den Sekundären Reichen unsichtbar machen konnten.
    Sie waren mit Dreizacken bewaffnet, was nahelegte, dass sie einmal in Mittwochs Diensten gestanden hatten, aber das war sicherlich eine Irreführung. Susi wusste zu viel über sie, um darauf hereinzufallen. Die traurige, von Fresssucht geplagte Treuhänderin hätte keine Nichtlinge beschäftigt. Die drei hier mussten für einen der Morgigen Tage arbeiten, von denen noch vier übrig waren.
    Susi gewann weiter an Höhe, während sie sie beobachtete, und beschrieb einen Kreis, um die Sonne in den Rücken zu bekommen. Die Nichtlinge waren in ihr Spiel vertieft, aber sie konnten sich jeden Moment an ihre Pflicht erinnern und aufblicken. Die Sonne würde sie in einem gewissen Maß vor ihren Blicken verbergen.
    Der Portiersschlagstock wäre nicht besonders nützlich, falls es zu einem Luftkampf kommen sollte, sagte sich Susi. Sie konnte es zwar aus der augenblicklichen Entfernung nicht erkennen, aber sie war sicher, dass die Dreizacke magischer Natur waren und entweder vor Hitze rot glühten oder Elektrizität absonderten oder, wenn sie großes Pech hatte, Nichtsprojektile verschossen.
    Ich kann nicht gegen drei bewaffnete Nichtlinge kämpfen, dachte Susi.
    Sie fasste unter sich das Haus ins Auge und versuchte zu erkennen, ob sich in der Nähe des Vordereingangs weitere Nichtlinge oder sonstige unangenehme Überraschungen befanden. Es war von so weit oben schwer zu sehen. Sie flog in mindestens dreitausend Fuß Höhe, und die vielen bizarren Überhänge, Strebepfeiler, Auskragungen, Zinnen, Vordächer und Anbauten warfen tiefe Schatten.
    Ihre einzige Chance bestand in einem Sturzflug, den sie im allerletzten Augenblick direkt vor dem Vordereingang bremsen würde. Wenn sie schnell genug fiel und den Sturz im richtigen Moment auffing, ohne sich dabei den Hals zu brechen, würde es ihr vielleicht gelingen, durch den Eingang zu kommen, bevor die Nichtlinge ihr dazwischenfunken konnten.
    Sie schob die kostbare Schachtel mit dem Stückchen Hemdstoff tiefer in die Uhrtasche ihrer drittobersten Weste, knöpfte die beiden Westen, die sie darüber trug, bis zum obersten Knopf zu und verschnürte ihren Mantel bis zum Kinn.
    Die Nichtlinge spielten weiter mit der knatternden Flugmaschine. Susi schwebte noch einen Moment in der Luft und vergewisserte sich, das Kinn fast auf der Brust, dass sie senkrecht nach unten freie Flugbahn hatte.
    »Hey, ho, kein Sprung für ’nen Floh«, murmelte sie vor sich hin. Sie faltete in klassischer Tauchmanier die Hände überm Kopf, warf sich in die Tiefe und hörte auf, mit den Flügeln zu schlagen.
    Einen Augenblick lang hielten sie ihre ausgebreiteten Schwingen in ihrer Position, obwohl ihr Körper fast lotrecht in der Luft hing. Dann legte sie die Flügel an und brauste nach unten wie ein Meteorit, der vom Himmel stürzt.

Kapitel Achtzehn
     
     
    An diesem Abend erhielt Arthur eine ausgesprochen beschleunigte Lektion im Unpferd-Reiten. Er und Fred wurden, nach der außerordentlichen Überraschung eines Händedrucks und einiger netter Worte von Feldwebel Helve, in aller Eile vom

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