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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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achtzehn. Arthurs Schwester. Die Jüngste. Michaeli.
    »Was machst du hier?«, fragte Michaeli. »Wer bist du?«
    »Freundin von Arthur!«, antwortete Blatt, aber ihr Mund funktionierte nicht richtig, weil Lippen und Zunge urplötzlich teilweise taub waren, sodass es wie »Feudi fo Afuur« klang.
    »Was?«, fragte das Mädchen nach. Sie hielt ein Handy in der Hand, und der Daumen schwebte wahrscheinlich über der Kurzwahltaste für die Polizei.
    »Arthur!«, wiederholte Blatt langsamer, um verstanden zu werden. »Ich bin eine Freundin von Arthur!«
    »Was machst du hier?«, fragte Michaeli noch einmal, aber sie hatte die Taste noch nicht gedrückt. »Und was stimmt nicht mit dir?«
    »Arthur hat mich geschickt«, antwortete Blatt. »Habe Graufleck.«
    Michaeli prallte entsetzt zurück und verließ das Zimmer so schnell, dass sie gegen die Flurwand lief.
    »Nicht ansteckend«, versuchte Blatt sie zu beruhigen, aber die Wirkung ihrer Worte ging verloren, als sie die Kontrolle über ihr Bein vollends verlor und zu Boden fiel, wo sie sich verzweifelt mit dem eigenen Körper ringend hin und her wand.
    Michaeli fing an zu schreien, jedoch nicht wegen Blatts Verrenkungen. Susi Türkisblau war im Flur materialisiert. Sie trug blassgelbe Flügel, die voll ausgebreitet waren; die Spitzen der Randfedern berührten Decke und Wände. Sie hielt den Schlagstock eines Metallportiers in der Hand, einen offenbar hölzernen Knüppel, über den blaue Funken krochen.
    »Was ist hier los?!«, kreischte Michaeli. Blatt bemerkte erfreut, dass ihr das Telefon aus der Hand gefallen war.
    »Ich bin eine Freundin von Arthur«, stellte Susi sich vor. Sie faltete die Flügel ein und beugte sich über Blatt, wobei sie mit dem Schlagstock gestikulierte. »Muss ich dich mit dem Ding hier k. o. schlagen, Blatt?«
    »Noch nicht«, schnatterte Blatt. Ihr Kiefer bewegte sich ohne ihr Zutun, aber der rechte Arm gehörte noch ihr. Sie versuchte, die Schachtel aus der Hosentasche herauszuziehen, aber ihre Beine schlugen fortwährend aus. »Danke … so schnell … gekommen …«
    »Ich habe dich durch die Sieben Zifferblätter beobachtet«, erzählte Susi. »Mit kurzen Unterbrechungen, nachdem die feinen Pinkel von der Armee mich abgewiesen haben. Muss was Nützliches tun, auch wenn die alte Primel dagegen ist.«



Jetzt steckte sie kurzerhand den Schlagstock in den Gürtel und stellte einen Stiefel auf Blatts Oberschenkel, um ihren Spasmen Einhalt zu gebieten. Dann langte sie hinunter und nahm die Plastikschachtel an sich.
    Blatt schlug mit den Armen um sich und versuchte, sie ihr wieder wegzuschnappen, was die schlimmste Befürchtung bestätigte: Der Skelettjunge konnte sehen, was Blatt sah. Es war wahrscheinlich nur noch eine Frage weniger Minuten, bis er ihren Körper völlig unter Kontrolle hatte.
    »Bring … zum Haus«, stammelte sie. »Schnell.«
    »Was wird aus dir?«, fragte Susi.
    »Schlag mich k. o.«, flüsterte Blatt. Ihre rechte Hand schickte sich an, über den Fußboden auf Susis Fuß zuzukriechen. »Sag Sylvie im Krankenwagen Bescheid. Soll … Beruhigungsmittel …«
    »Die alte Dame in dem Fahrzeug mit dem Licht obendrauf?«, fragte Susi nach, aber in Wirklichkeit redete sie nur, um Blatt abzulenken, während sie den Schlagstock wieder herausnahm und ihr damit auf die Schulter tippte. Man hörte ein heftiges Knacken, und ein Strom blauer Funken lief an Blatts Körper auf und ab, vom Scheitel bis zu den Fußsohlen, worauf sich alle Muskeln verkrampften und die Augen sich in den Höhlen verdrehten.
    »Du hast sie umgebracht!«, schrie Michaeli. Sie hatte irgendwoher einen Besen organisiert und schwang ihn mit einer Technik, die vergangenen Kendo-Unterricht oder vielleicht auch eine Rolle bei einer Schulaufführung von Robin Hood nahelegten.
    »Nein, hab ich nicht«, protestierte Susi und behielt den Besenstiel argwöhnisch im Auge. »Du bist Arthurs Schwester Michaeli, stimmt’s?«
    »Ja …«
    »Ich bin Susi Türkisblau. Man könnte sagen, ich bin Arthurs Chefassistentin.«
    »Seine was? Was geht hier vor sich?«
    »Keine Zeit für Erklärungen«, erklärte Susi lässig. »Könntest du zum … wie sagt ihr noch gleich … Krankenwagen draußen runterflitzen und der alten Dame sagen, dass man sich um Blatt kümmern muss. Ich muss nämlich schleunigst weg.«
    »Aber …«
    Michaeli ließ den Besen ein wenig sinken. Susi nahm das als Einladung und schlüpfte behutsam an ihr vorbei, wobei ihre Flügel ein bisschen flatterten. Ein paar

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