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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Nicht jeder der Morgigen Tage oder ihrer Diener befolgt den Vertrag des Vordereingangs peinlich genau, und Samstags Lakaien sind die gerissensten von allen.«
    Er kämmte sein langes, weißes Haar mit den Fingern zurück und wischte sich mit dem Frackärmel das Gesicht ab. Trotzdem sah er noch wüst aus; seine Wasserstiefel waren tropfnass, und auf dem rechten Ärmel hatte er Blutflecken. »Zweifelsohne wird er bald zurückkehren, möglicherweise nicht allein. Ich habe viele Türen im Haus geschlossen, aber das nützt wenig, wenn Samstag ihre Wiederöffnung befiehlt und Sonntag dazu weder ja noch nein sagt. Wohin möchtest du gehen, Susi?«
    »Ins Untere Hau –«, setzte sie an; dann besann sie sich eines Besseren.
    »Kann ich wirklich überall hin?«, erkundigte sie sich.
    »Der Vordereingang öffnet sich in alle Teile des Hauses, in unterschiedlicher Gestalt«, belehrte sie der Leutnant Hüter. »Nicht alle diese Türen sind sicher. Manche klemmen, andere sind verschlossen, wieder andere sind verloren gegangen, sogar für mich. Aber ich kann dir zu jeder Domäne eine öffnen, innerhalb gewisser Grenzen.«
    »Wisst Ihr, wo Arthur sich im Moment aufhält?«, fragte Susi. Sie hatte vorgehabt, die Hemdtasche zu Montags Tagraum zu bringen, aber es wäre besser, sie direkt zu Arthur zu schaffen, damit er sie ohne Verzögerung vernichten konnte.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte der Leutnant Hüter. »Komm, entscheide dich, wohin du gehen willst. Ich habe viel zu tun und kann nicht länger verweilen.«
    »Das Große Labyrinth«, beschloss Susi. »Ich will ins Große Labyrinth.«
    »Die einzige Tür, die ich vielleicht dorthin öffnen kann, befindet sich in der Zitadelle. Dort residiert Sir Donnerstag. Hast du dir das gut überlegt?«
    »Hab ich«, bekräftigte Susi.
    »Im Labyrinth gibt es großen Arger«, warnte der Leutnant Hüter. Er sah Susi direkt an, und seine blassen, eisblauen Augen begegneten den ihren. »Es ist möglich, dass dort bald alle Ein- und Ausgänge geschlossen werden. Und die Aufzüge auch.«
    »Warum?«
    »Weil eine Nichtlingsarmee kurz vor der Eroberung dieser Domäne steht. Wenn sie Sir Donnerstags Streitkräfte besiegen, dann werden die Verbindungen zum Großen Labyrinth zur Sicherheit für den Rest des Hauses gekappt werden. Deshalb frage ich dich noch einmal: Bist du sicher, dass du dorthin willst?«
    »Ich muss etwas zu Arthur bringen«, antwortete Susi und tätschelte die Schachtel unter ihren Westen. »Also schätze ich, dass ich wohl hinmuss. Außerdem, so schlimm wird es schon nicht sein. Ich meine, Nichtlinge tun sich doch nie zusammen, oder?«
    »Diese tun es«, erwiderte der Leutnant Hüter. »Nun, da du darauf bestehst, hier ist die Tür zum Großen Labyrinth und Sir Donnerstags Zitadelle.«
    Er gestikulierte mit seinem Schwert und sprach noch einmal ein Wort, das Susi den Magen umdrehte und ihre Ohren klingeln ließ. Es entstand ein Lichtkreis durch den ein hölzerner Laufgang entlang einer Steinmauer zu sehen war. Darauf patrouillierte ein Bürger in scharlachroter Uniform mit geschulterter Muskete, der ihr gerade den Rücken zuwandte.
    »Danke!«, sagte Susi. Sie schlug mit den Flügeln und wollte schon kopfüber in das Loch tauchen, als sie spürte, wie sie an den Spitzen zurückgehalten wurde.
    »Keine Flügel im Großen Labyrinth«, erklärte der Leutnant Hüter, worauf sie sich von ihrem Rücken lösten und in seinen Händen landeten. »Sie ziehen zu viele Blitze an. Hat etwas mit dem Plattenwechsel zu tun.«
    »Aber ich muss sie zurüüü –«
    Bevor Susi ihren Satz beenden konnte, bewegte sich der Eingang auf sie zu, und sie fiel hindurch. Sie fand sich bei Spätnachmittagssonnenschein und kühlem Wind hoch auf den Zinnen einer Bastion des Sternforts wieder, der inneren Verteidigungsanlage von Sir Donnerstags Zitadelle.
    Als Susi auf den Laufgang polterte, blieb der Wachtposten unvermittelt stehen, stampfte mit dem Fuß auf und vollführte eine Kehrtwendung. Er machte noch zwei, drei weitere Schritte und starrte Susi an, bis ihr Anblick in seinen Verstand durchsickerte. Er blieb stehen, fuchtelte mit der Muskete, um sie schließlich in Anschlag zu bringen, und platzte heraus: »Halt! Wer da? Ruft die Wachmannschaft! Alarm! Wachen! Korporal!«

Kapitel Zwanzig
     
     
    Von der Last des Doppelrittsacks befreit, galoppierten die Unpferde über die Ebene, und so wichen sie der Patrouille der Neuen Nichtlinge mühelos aus. Arthur, der das zum ersten Mal erlebte, war anfangs

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