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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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seinen Mut zusammen und fragte: »Müsste trocken sein, Sir, aber ist es vielleicht nicht?«
    »Ja, er könnte gefüllt worden sein«, erklärte Jarrow. »Zwar hat sich die tektonische Strategie wie immer als überlegen erwiesen, doch sind so viele Neue Nichtlinge in der Gegend, dass einige wohl oder übel in der Nähe der Zitadelle landen mussten, und so haben sich verschiedene Gruppen auf der Ebene unterhalb des Berges vereinigt … eine wahre Plage. Es ist jedoch keine echte Belagerung, keineswegs.«
    »Wie sieht die Zitadelle eigentlich aus, Sir?«, fragte Arthur.
    »Sie ist eine mächtige Festung, Grün. Vier konzentrische Ringe von Bastionen, Ravelins und Demi-Lunes, alle so platziert, dass es keinen toten Winkel gibt und sie sich gegenseitig mit Musketen und Kanonen unterstützen können; die Zugangsrampen werden von Feuerwellenwerfern bestrichen. Dann ist da noch, im dritten Ring, die Innere Zitadelle, eine Sternfestung, die auf einem Felshügel errichtet wurde. Die Innere Zitadelle hat Erdwälle von fünfundzwanzig Metern Stärke, die eine dreizehn Meter hohe Mauer schützen, und ist mit sechzehn Kartaunen, zweiunddreißig Basilisken und zweiundsiebzig kleinen Kanonen bewaffnet, die von den Artilleristen Falkonetts genannt werden. Allerdings herrscht ein schlimmer Engpass beim Geschützpulver, seit Grimmiger Dienstag von diesem neuen Lord Arthur abgesetzt worden –«
    Jarrow unterbrach sich, als Arthur plötzlich vor Schmerzen aufwimmerte und die Hände an den Kopf presste. Er fühlte sich, als wäre im Zentrum seines Gehirns eine Rakete eingeschlagen und in einem Schauer von Erinnerungen explodiert. Bilder, Klänge, Gerüche und Gedanken füllten seinen Kopf, so viele, dass ihm für einen Augenblick übel wurde und er die Orientierung verlor. Alles Erlebte – von dem Tag an, wo er seinen gelben Elefanten verloren hatte, bis zur Begegnung mit den drei Badezimmeraufsehern -überlagerte sich verrückt gemischt zu einem spontanen Rückblick.
    Der Schmerz verschwand so unvermittelt, wie er gekommen war, und die Erinnerungen zogen sich langsam in tiefere Regionen seines Verstandes zurück, wobei sie sich selbst sortierten, wenn auch nicht in perfekter Reihenfolge. Jedoch wusste er jetzt, wer er war und was geschehen war und dass er sich durch Sir Donnerstag in großer Gefahr befand.
    »Geht es dir gut, Kavallerist?«, erkundigte sich Jarrow.
    »Jawohl, Sir«, flüsterte Arthur.
    »Erinnerungsschmerz«, sagte Fred. »Ich habe mir deswegen einmal selbst auf den Mund geschlagen. Hat mir ’ne dicke Lippe eingetragen. Hast du dich an was Nützliches erinnert, Helios?«
    »Vielleicht«, antwortete Arthur zurückhaltend. Er war in einer schwierigen Lage. Er hätte Fred zwar gern alles erzählt, aber damit würde er ihn nur der gleichen Gefahr aussetzen. »Jedenfalls muss ich über ein paar Dinge nachdenken.«
    »Ihr zwei ruht euch aus«, befahl Jarrow. Er erhob sich, lockerte den Tulwar in seiner Scheide und begann seinen Rundgang um die Insel. »Ich werde Wache halten.«
    »Braucht Ihr nicht mal etwas Schlaf, Sir?«, fragte Fred.
    »Auch ich habe über vieles nachzudenken«, erwiderte Jarrow. »Und ich muss mich noch nicht ausruhen. Pfeiferkinder benötigen mehr Schlaf als einberufene Bürger, und diese Bürger brauchen mehr Schlaf als reguläre Soldaten wie ich, die von der Architektin fürs Kriegshandwerk geschaffen worden sind. Doch wer sogar noch weniger schläft als ich, sind unsere glutäugigen Kameraden hier, die überhaupt nur in ihren Ställen schlummern, und auch das nur einmal alle sieben Tage. Ich werde euch vor Morgengrauen wecken oder wenn es Anzeichen für Schwierigkeiten gibt.«
    Die Nacht verlief ohne Zwischenfälle; dennoch wachte Arthur mehrmals auf, woran entweder irgendein Geräusch oder seine unbequeme Lage auf dem Boden schuld war, da er nur einen Sattel als Kopfkissen und eine grobe, verfilzte Decke als Bettzeug hatte.
    Richtig geweckt wurde Arthur von Leutnant Jarrow im frühen Morgengrauen, als die ersten Sterne verblassten. Da sie kein Frühstück benötigten und ihnen das Rasieren im Feld erlassen war, sattelte das Trio in aller Eile die Unpferde und machte sich auf den Weg. Die zwei Jungen bissen die Zähne zusammen, um still die Schmerzen zu ertragen, die vom Ritt des Vortags und der auf dem Boden verbrachten Nacht herrührten.
    Arthur schenkte weder diesen Schmerzen noch dem Sumpf, durch den er ritt, besondere Beachtung. Er war vollauf mit der Überlegung beschäftigt, was er tun

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