Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
zwei Dritteln im Wasser lag und die Fässer am vorderen Ende schon schwammen, steckte das hintere Ende im Schlamm fest.
    Arthur und Fred gingen in die Knie und stemmten sich mit aller Kraft dagegen, und diesmal wurden sie von Jarrow unterstützt. Das Floß glitt ein Stückchen vor und rührte sich dann keinen Zentimeter mehr von der Stelle.
    »Was ist das für ein Geräusch?«, keuchte Arthur zwischen zwei Stößen. Ein hoher Pfeifton war zu hören, wie vom Ultraschallbohrer eines Zahnarztes.
    »Plattenwanderung!«, rief Jarrow. »Ins Wasser, schnell!«
    Er packte Arthur und Fred und zerrte sie vom Floß weg in den See. Nach wenigen Schritten reichte den Pfeiferkindern das Wasser bis zur Brust, doch Jarrow ließ sie nicht los, sondern zog sie weiter hinter sich her, selbst als Arthur und Fred schon mit dem Kopf im Nacken nach Luft schnappten und strampelnd Halt suchten, weil ihre schweren Kettenhemden und die übrige Hordenausrüstung sie unter Wasser zu ziehen drohten.

Kapitel Einundzwanzig
     
     
    Als Arthur und Fred schon glaubten, ertrinken zu müssen, was nicht wesentlich besser gewesen wäre, als beim Plattenwechsel zerstückelt zu werden, verstummte das hohe Pfeifen. Jarrow blieb stehen und drehte sich um, machte aber keine Anstalten, ans Ufer zurückzugehen.
    »Hilfe!«, gluckste Arthur.
    »Hab keinen Boden mehr unter den Füßen«, keuchte Fred.
    Jarrow beschränkte sich weiterhin darauf, zum Ufer zu starren. Dann zog er Arthur und Fred langsam aus dem Wasser und ließ sie neben dem Floß einfach fallen. Nach einer Weile hektischen Hustens und Keuchens hatten sich die beiden Jungen so weit erholt, dass ihnen etwas Entscheidendes auffiel: Das Floß war noch heil – und das Bauerndorf am selben Fleck.
    Jarrow stand neben ihnen und blätterte in seiner Ephemeride. Er musste sich die Seiten dicht vor die Augen halten, um im schwindenden Licht noch etwas lesen zu können.
    »Die Platte hat sich nicht bewegt«, stellte Arthur fest.
    »Nein«, stimmte Jarrow ihm zu. Er schüttelte den Kopf. »Das hätte sie aber sollen. Das ist sehr ernst. Nur die tektonische Strategie hat die Neuen Nichtlinge davon abgehalten, sich zu einer überwältigenden Streitmacht zu massieren und diese in einer Entscheidungsschlacht gegen uns zu führen … Wir sollten uns am besten sofort zur Zitadelle begeben!«
    Er warf sich mit neuer Inbrunst gegen das Floß, und Arthur und Fred assistierten ihm schwächlich. Diesmal glitt ihr behelfsmäßiges Wasserfahrzeug ganz in den See und tanzte wie ein richtiges Schiff auf den Wellen. Zumindest wie ein richtiges Schiff, das steuerbords an einer dauerhaften Fünfzehn-Grad-Schlagseite leidet.
    Obwohl es keine zwei Kilometer bis ans andere Ufer waren, gingen Arthur und Fred die Kräfte aus, bevor sie nur die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten. Jarrow behielt eine mörderische Schlagfrequenz bei und gönnte ihnen keine Pause.
    »Sir, wenn wir ein paar Minuten –«, setzte Arthur an.
    »Paddelt!«, schrie Jarrow. »Ihr seid Soldaten der Architektin. Paddelt!«
    Arthur paddelte. Seine Arme und Schultern schmerzten so sehr, dass er sich auf die Lippen beißen musste, um nicht zu wimmern, aber er paddelte weiter. Auch Fred paddelte weiter, aber Arthur schenkte ihm keine Beachtung mehr. Seine Welt war klein geworden und bestand nur noch aus Schmerzen, dem Paddel und dem Wasser, das er teilen und wegschieben musste.
    Der Mond begann seinen zittrigen Aufstieg, als sie sich einer der äußeren Bastionen näherten, die sich in den See hinausschob. Sanfte Wellen schwappten an die Steinmauer, die den Uferdamm aus Erde umfasste. Das Mondlicht spiegelte sich auf ihren Helmen und Kettenhemden wider und lenkte die Aufmerksamkeit der Wachen auf sie.
    »Wer da?«, scholl der Ruf übers Wasser, begleitet vom Aufflackern einer Stoppine, als jemand eine Muskete oder kleine Kanone zum Feuern bereitmachte.
    »Leutnant Jarrow von der Horde mit zwei Kavalleristen«, rief Jarrow zurück. »Ersuche um Erlaubnis, am Kai anlegen zu dürfen.«
    »Stellt das Paddeln ein und wartet auf unser Kommando!«
    Jarrow zog sein Paddel aus dem Wasser. Arthur konnte fast nicht aufhören; seine Muskeln drängten auf Wiederholung des Bewegungsmusters. Nachdem er sein Paddel aus dem Wasser genommen und es quer über das Floß gelegt hatte, dauerte es noch eine Weile, bis er loslassen konnte.
    »Rudert zum Schleusentor vor!«
    »Beginnt zu paddeln!«, befahl Jarrow.
    Arthur und Fred nahmen mechanisch ihre Paddel wieder auf und

Weitere Kostenlose Bücher