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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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eine unglaubliche Erleichterung über ihr Erscheinen, und gleichzeitig erreichte seine Besorgnis einen neuen Höhepunkt. Susis Eintreffen eilte normalerweise ernsthaften Schwierigkeiten und großem Chaos nur um Minuten voraus.
    »Susi! Haben sie dich schließlich doch angenommen?«, flüsterte er aus dem Mundwinkel. »Und du hast es schon bis zum Korporal gebracht?«
    »Wie man’s nimmt«, erwiderte Susi. »Es ist ein bisschen kompliziert, aber kurz gesagt bin ich hierhergekommen, und sie hatten ein paar Probleme, sich darüber klar zu werden, was sie mit mir anfangen sollten. Ein paar Stunden lang wollten sie mich als Spionin erschießen, aber dann hat sich herausgestellt, dass ich tatsächlich früher mal in der Armee war; ich habe meinen Militärdienst vor vierhundert Jahren geleistet und war seitdem ununterbrochen in der Reserve! Nicht, dass ich mich daran erinnern könnte, obwohl allmählich ein paar Fetzen zurückkommen. Ich hab ihnen weisgemacht, dass ich gerade zwischen den Ohren gewaschen worden und ein bisschen durcheinander bin, und dann kam dieser Befehl, dass sich alle Pfeiferkinder melden sollen, ohne Ausnahme, also sagte sich der Major, dem ich unterstellt bin, die wären wir glücklich los, und schickt mich hierher. Das Wichtige dabei ist, Arthur, ich habe –«
    »Stillgestanden!«
    Ein Regimentshauptfeldwebel in makelloser Uniform, deren scharlachrote Ärmel mit Lorbeerkränzen und gekreuzten Schwertern geschmückt waren, hatte das Zimmer betreten. Sie marschierte hinüber zu den Pfeiferkindern, kerzengerade, die Stiefel in perfektem Rhythmus auf dem Boden klappernd, einen Offiziersstock mit Silberspitze unter dem Arm.
    »Schließ diese Lücke, Soldat!«, fuhr sie ein Pfeiferkind an und zeigte auf den freien Platz, den Susi zurückgelassen hatte. Sie hielt vor den beiden Reihen an, vollführte eine Kehrtwendung und salutierte vor dem Bürger, der gerade hinter ihr den Raum betreten hatte.
    Er war nicht so prächtig anzuschauen wie der RHF, denn er trug eine Uniform, die der Regiments-Gefreitenuniform Arthurs aufs Haar glich bis auf zwei schwarze Epauletten, die jeweils mit einem Kreis aus sechs winzigen, goldenen Schwertern geschmückt waren. Das kam Arthur eigenartig vor, denn laut Des Rekruten Freund waren für einen Marschall nur fünf vorgesehen. Der einzige andere Unterschied zu einer Gefreitenuniform war der, dass der Bürger statt eines Pillboxhutes eine Art schwarzes Barett trug, an dem ein goldenes Abzeichen steckte. Das Abzeichen wirkte zu groß für das Barett und stellte eine stilisierte Hand und ein halbes Schwert dar, um dessen Heft sich eine Schlange wand.
    Er hatte kleine, tief liegende Augen und sah für einen solch hochrangigen Bürger nicht sonderlich gut aus. Er war auch gar nicht so groß, vielleicht eins achtzig oder so, und um die Schultern herum ungefähr halb so breit wie Feldwebel Helve. Alles in allem war er körperlich nicht unbedingt Furcht einflößend. Aber da lag etwas in diesen dunklen Augen, und er hatte einen Zug um den dünnlippigen Mund mit dem vorgereckten Kinn, der Arthur vom ersten Moment an Angst machte.
    »Lasst sie bequem stehen«, wies dieser Bürger den RHF an.
    »Rührt euch!«, kommandierte der RHF mit der mehrfachen Lautstärke des anderen.
    Die Pfeiferkinder gehorchten, und keines geriet dabei außer Takt. Sogar Susi bekam es hin.
    »Ich bin Sir Donnerstag«, sagte der Bürger, und ein fast unmerkliches Beben durchlief die Reihen, doch nicht mehr.
    Arthur starrte geradeaus und wagte nicht einmal mit der Wimper zu zucken. Doch wenn er nach außen hin auch ruhig war, so raste sein Verstand, um zu erraten, was geschehen mochte und was er tun könnte.
    »Ich werde euch jetzt mit meinem Plan vertraut machen«, fuhr Sir Donnerstag fort. »Anschließend werde ich nach Freiwilligen fragen.«
    Er ging ein paarmal auf und ab, blieb plötzlich stehen und sah aus dem Fenster auf der anderen Seite des Zimmers.
    »Ursprünglich sollte Marschall Mittag den Plan erklären, aber er leidet zurzeit an einer Unpässlichkeit. Er wird vielleicht später noch zu uns stoßen. Hauptfeldwebel! Die Kartenwand!«
    Der RHF marschierte quer durchs Zimmer, hob den schwarzen Wandschirm hoch und marschierte zurück zu einer Stelle vor den Pfeiferkindern, wo sie ihn absetzte. Dann marschierte sie ans Ende der Reihe und stellte sich neben Susi, sodass sie der Vorführung folgen konnte.
     Sir Donnerstag ging zu Arthur und zog das Bajonett aus dem Franzmann an dessen Gürtel. Arthur

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