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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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ungetrübt. Als sie das flache Stück erreichten, ließ Jarrow anhalten und hielt, mit der Hand die Augen abschirmend, Ausschau.
    Arthur und Fred schauten nicht, sie stierten; ihre Münder standen weit offen und hätten für jedes Insekt, das sich zufällig in der Gegend aufhielt, leicht zur tödlichen Falle werden können.
    Vor ihren Augen erstreckte sich ein kilometerbreiter See, der sich im Norden und Süden auf andere Platten ausdehnte und schließlich den Blicken entschwand. Sein östliches Ufer reichte an den Rand der Dorfplatte, der durch eine Reihe Pinien markiert war, von denen viele ihrer westlichen Äste beraubt waren.
    Hinter dem See lag, wie eine riesenhafte Hochzeitstorte, die Festung. Die äußere Linie winkelförmiger Bastionen – die zunächst wie kurze, dreieckige Türme aussahen – bildete den Boden der Torte, dann folgte hundertfünfzig Meter weiter innen und fünfzig Meter höher die zweite Linie, und weitere hundertfünfzig Meter zur Mitte hin und wieder fünfzig Meter höher die dritte Linie. Hinter dieser erhob sich ein Hügel aus weißem Fels, und darauf ein sternförmiges Fort. Jeder seiner sechs Zacken wurde von einer Bastion gebildet, die mit einem halben Dutzend Kanonen bestückt und mit zirka zweihundert Verteidigern bemannt war. Genau im Zentrum des Sternforts stand ein uralter Bergfried, ein quadratischer Steinturm von fünfzig Metern Höhe.
    Im Südwesten über der äußersten Verteidigungslinie hing eine gewaltige grüne Rauchwolke.
    »Feuerwellenrauch«, stellte Jarrow grimmig fest. »Es muss irgendwann heute Morgen ein Angriff stattgefunden haben. Aber ich habe keine Kanonen gehört … offenbar sind wir äußerst knapp an Nichtspulver. Wir reiten ins Dorf zurück – wir werden ein Floß bauen müssen.«
    »Können wir der Zitadelle nicht irgendwie eine Nachricht übermitteln?«, schlug Arthur vor. »Sir?«
    »Ich habe keine Kommunikationsfiguren«, entgegnete Jarrow. »Es konnten keine für mich entbehrt werden. Wenn wir mit Rauch oder einem Spiegel Signale senden, könnten die Neuen Nichtlinge es bemerken und einen Stoßtrupp entsenden. Sie müssen ihre Streitmacht auf den westlichen Ebenen gesammelt haben. Ich habe noch nie eine so große Feuerwellenwolke wie die hier gesehen.«
    Der Bau des Floßes war nicht so schwierig, wie Arthur befürchtet hatte. Sie nahmen sich einfach ein Dutzend Fässer und drei Türen aus der nächsten Schenke und suchten sich in der Schmiede etwas Seil, Pech und einige Nägel, außerdem ein paar Werkzeuge. Unter Jarrows Anleitung wurden die Fässer aneinandergebunden, die Stellen, die für ein Leck anfällig schienen, mit Pech abgedichtet und anschließend darauf die Türen genagelt.
    Zusammengesetzt wurde das Floß am Seeufer, in unmittelbarer Nähe der Plattengrenze. Arthur war sich dessen voll und ganz bewusst, aber er verkniff es sich, ständig den Stand der Sonne zu überprüfen, und er fragte Jarrow auch nicht, wo das Dorf bei Sonnenuntergang hinwandern würde.
    Doch je näher der Nachmittag kam, desto nervöser wurde er. Es fehlte noch eine halbe Stunde bis zum Anbruch der Dämmerung, als sie fertig wurden; den letzten Schliff bildeten drei Paddel aus Brettern, die sie aus den Bänken der Schenke angefertigt hatten.
    Das Floß war vortrefflich gelungen, aber es sah nicht groß genug aus für drei Unpferde, einen Bürger und zwei Pfeiferkinder.
    »Nehmt den Tieren alles Geschirr und Zaumzeug ab und ladet es auf das Floß«, wies Jarrow sie an. Auch er schaute jetzt prüfend nach der untergehenden Sonne. »Wir werden sie rasch abreiben und einölen, bevor wir sie wegschicken.«
    »Wohin werden sie gehen, Sir?«, wollte Fred wissen. Sein Unpferd, das laut der Gravur auf den stählernen Vorderkappen seiner Zehen Skwidge hieß, war ihm sehr ans Herz gewachsen.
    »Sie werden den Weg zu ihren Freunden finden«, beruhigte Jarrow ihn. Er nahm Skwidge die Satteltaschen ab und packte sie aufs Floß, das jetzt halb im Wasser lag. »Beeilt euch! Wir müssen von der Plattengrenze weg sein, bevor das Dorf wandert!«
    Die Sonne war nur noch als dünner Strich über dem Sternfort zu sehen, als das letzte Unpferd sich mit einem Abschiedswiehern auf den Weg machte. Arthur und Fred warfen hastig ihre Bürsten und Reinigungstücher aufs Floß und schickten sich an, es ganz in den See zu schieben.
     

     »Stemmt euch mit dem Rücken dagegen!«, trieb Jarrow sie zur Eile an, ohne die schwindende Sonne aus den Augen zu lassen. Doch während das Floß bereits zu

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