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Die Schluesseltraegerin - Roman

Die Schluesseltraegerin - Roman

Titel: Die Schluesseltraegerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Irmingard war bereits klug und machtlüstern, doch gegen diese Zweite ist sie eine wahre
Heilige. Wenn du mich fragst, war es nicht richtig, dass man sie nach ihrem Tode so sehr verdammt hat. Sie hatte lediglich die falschen Berater. Umtriebige Mönche. Darunter einen widerlichen Hofcapellan und einen jungen, recht ansehnlichen Mönch mit braunen Locken. Habe den übrigens vor weniger als einer Stunde wiedererblickt. Hier, bei euch, in eurem Sachsenkloster. Hält sich versteckt, weil er sich am Hofe des Kaisers nicht mehr sehen lassen darf.«
    Inga wurde stutzig. Eigentlich wollte sie Karlmann darüber befragen, wie und wem sie am besten ihren Vorschlag unterbreiten konnte, den Bero Meinradsohn zum Verwalter über die augenscheinlich öd liegenden, enormen Besitzungen der Hilgerschen zu ernennen, nachdem man Ansgar überredet hätte, den Hof der Kirche zu vermachen. Aber nun sprach er offensichtlich über Agius, und was er da andeutete, interessierte sie sehr viel mehr.
    »Sprichst du etwa von einem Mönch namens Agius?«, fragte sie den Mann, und sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme dabei verdächtig bebte.
    »Ich glaube, so heißt er. Ein Südfranke ist das, adeliger Herkunft. Woher kennst du den?«
    »Man hat in der Gegend, aus der ich stamme, versucht, eine kleine Kirche zu errichten. Zwei Brüder lebten eine Zeitlang auf einem Berg nahe dem Hof meiner Eltern. Einer von diesen beiden Brüdern war der Mönch Agius.«
    Karlmann zuckte mit den Schultern: »Ja, vielleicht ist er das. Hat es gut getroffen. Andere hätte man für seine Tat entmannt. Da gibt es selbst für Mönche keine Ausnahme.« Und dann grunzte er laut. »Kann denen ja auch gleich sein. Brauchen das Ding ohnehin nur zum Pissen.«
    Inga versuchte mitzulachen, doch es gelang ihr nicht.
    »Er ist also wieder im Kloster, der Bruder Agius?«

    »Ja, da habe ich ihn gesehen. Läuft da herum. Ist dünner und natürlich älter als früher, aber er war es. Ganz eindeutig war er es, denn Wala begrüßte ihn freundlich.«
    Er war also noch hier. Hier in diesem Kloster. Und er würde auch bleiben, denn offenbar konnte er es nicht wagen, dem Kaiser unter die Augen zu treten. Was immer er auch mit der toten Gemahlin des Ludwig angestellt hatte, Inga war glücklich, ihn doch so nahe zu wissen. Aber dann fragte sie doch:
    »Es würde mich brennend interessieren, was dieser Mönch und die edle Frau, was die miteinander hatten.«
    »Na, da brauchst du es nur ein bisschen in deinem schönen Köpfchen spielen lassen. Wenn du magst, zeige ich dir heute Nacht, was die beiden so getrieben haben.«
    Also war er kein Unschuldslamm, dieser Agius. Inga war ein wenig empört, hatte sie doch gedacht, die erste Frau für diesen keuschen Gottesmann gewesen zu sein. Und jetzt musste sie erfahren, dass sie ihn sich mit niemand Geringerem als der verstorbenen Frankenkönigin teilte. Sie war sich noch nicht sicher, ob diese Feststellung sie ärgerte oder gar mit Stolz erfüllte.
    Wie dem auch sei, sie hatte noch andere Dinge auf dem Herzen. Schnell wechselte sie das Thema, auch deswegen, weil die eindeutige Botschaft des Karlmann ihr zu heikel wurde.
    »Das Land, das die Leute dem Kloster geben, gehört das dann dem Kaiser oder der Kirche?«
    »Früher war das anders, aber heute kann ich dir eindeutig antworten: der Kirche.«
    »Und kann man es jemals zurückbekommen?«
    »Besitzt du etwa Land, kleine Frau?«
    »Nicht ich, aber mein Bruder.«
    »Und er will es abgeben?«
    »Man sagt, das bringe großen Vorteil.«

    »Das mag sein. Aber es kostet ihn auch die Freiheit, und die wird er nicht wiedererlangen, das ist gewiss.«
    »Wenn aber doch Kirche und Kaiser sich nicht in allem einig sind, wie du sagst, so könnte es doch sein, dass sich die Zeiten eines Tages wieder ändern.«
    »So kann nur ein Mädchen aus der Hinterwelt denken«, lachte Karlmann. »Du hoffst also, dass dein Bruder der Kirche sein Land vermacht …«
    »In Teilen, nicht alles«, unterbrach ihn Inga.
    »… na gut, in Teilen. Dass er also Vasall des Klosters wird, zusätzliches Land zum Lehen erhält, trotzdem frei bleibt und irgendwann, wenn die mächtigen Parteien mal wieder aneinandergeraten, seinen Vorteil daraus ziehen und sich alles zurückerobern kann.«
    »Es könnte doch so sein, oder?«
    »Wenn er ein Edler wäre, dann könnte das durchaus so sein.« Karlmann lachte schallend, nahm seine Hände von Ingas Schenkeln und klatschte stattdessen auf die eigenen. »Du bist schlau, aber trotzdem dumm wie

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