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Die Schluesseltraegerin - Roman

Die Schluesseltraegerin - Roman

Titel: Die Schluesseltraegerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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sodass es in hundert Stücke zerbrach und sich sein giftiger Inhalt in den Staub ergoss.
    »Wollt ihr mich etwa auf die Probe stellen, ihr Ratten? Mir erneut eine Falle bauen? Das hättet ihr euch so gedacht.« Inga war außer sich.
    »Es ist uns ernst. Ganz wahrhaftig ernst, Inga. Glaube uns.« Beide gingen sie vor der Schwägerin auf die Knie und blickten sie flehentlich mit ihren dummen Augen an.
    »Verschwindet, und seht alleine zu, wie ihr euch Abhilfe schafft. Schade nur um den armen Arnulf, wenn es tatsächlich stimmen sollte, was ihr sagt. Entmannen werden sie ihn,
wie ein Ferkel, das ist gewiss. Doch auch das ist nicht meine Sache.«
    »Du bist eine gnadenlose Unholdin, Inga. Es geht dich nichts an, sagst du? Aber dennoch hast du es eilig genug, das Zeug zu zerstören. Du hast es gebraut, und wir werden dich der Hexerei bezichtigen, wenn du uns nicht hilfst. Ja, das werden wir.«
    »Dazu habt ihr keinen Grund.«
    »Da irrst du dich. Totgeburten gibt es immer wieder. In zwei Tagen kommen wir zurück. Dann hast du einen neuen Trank bereitet. Falls nicht, erzählen wir allen, die es hören wollen, dass du den Schwangeren ihre Kindlein neidest und schon so manche behext hast, damit sie vor der Zeit niederkomme.«
    »Oh ja!«, mischte sich nun auch Berta ein. »Sigrid, die Nichte des Liudolf, hat erst vor wenigen Tagen gleich zwei tote Kindlein geboren.«
    Voll Abscheu und Hass schaute Inga die beiden Schwestern an. Dann ging sie ruhig ins Haus, verschloss die Tür und schob den Riegel von innen vor.
    Einige Male noch pochte es gegen die Türe, dann hörte sie Giselas Stimme:
    »Wir kommen wieder. In zwei Tagen kommen wir wieder.«
     
    Sprachen sie die Wahrheit?
    Im Grubenhaus hatten sie es gefunden. In der kleinen Nische war es versteckt. Eben jener mit Abfall gefüllten Nische, in der auch die ausgerissenen Haare Utas verborgen gewesen waren. Uta, das wusste Inga, war nicht aus freien Stücken in den Brunnen gesprungen. Und dieses Gebräu – konnte man den Zwillingen glauben – hatte bewirkt, dass die Hündin einen Tag nach Verabreichung des Getränks tote Welpen geworfen hatte.
    War es Utas Zaubertrank? Hatte sie ihn entwickelt, um ihr
eigenes Kind zu töten? Nein, sie hatte das Kind gewollt, es war ihr wertvollstes Gut. Der einzige Erbe des Rothger.
    Was, zum Teufel, hatte es nur mit diesem Gift auf sich? Ein Gift, das zu Totgeburten führte. Totgeburten, wie auch Inga selbst sie vier Mal hatte erleben müssen.
    Sie traute es ihnen nicht zu, aber es schien so, als ob die Zwillinge einen teuflischen Plan schmiedeten. Sie wollten die Schwägerin erpressen, indem sie ihr unterstellten, eine Giftmischerin zu sein. Wahrscheinlich hatten sie damals doch bemerkt, dass Inga die schwarzen Haarbüschel der toten Uta gefunden hatte. Und nun hatten sie diesen Trank hinzuerfunden. Einen Trank, den es gar nicht gab, den zubereitet zu haben sie Inga jedoch böswillig unterstellten, weil sie ahnten, dass sie etwas verheimlichte. Ja, sie verheimlichte ihr Wissen über den Mord an Uta.
    Und dieser Trank, so würden die Zwillinge behaupten, den hatte Inga nicht nur sich selbst ständig verabreicht, um keine Kinder großziehen zu müssen, nein, sie hatte ihn auch der Rivalin einflößen wollen. Diese jedoch hatte sich gewehrt und musste schließlich im Brunnen sterben. Und nicht nur das: Aus Gram darüber, dass Inga ihre eigenen Kinder getötet hatte, gönnte sie fortan auch anderen Frauen ihre Kindelein nicht.
    Alle Totgeburten der letzten Jahre wollten sie ihr anlasten, das hatten sie bereits verkündet. Und wahrscheinlich auch den Tod zweier Säuglinge von Ada und Ansgar.
    Je mehr Gedanken sie sich machte, je mehr sie sich ausmalte, welche Ränkespielchen hinter all dem stecken könnten, desto mehr wurde Inga bewusst, dass sie schon längst in der Falle saß.
    Sie musste dieser dummen Gans Berta helfen und das noch unreife Kind entfernen. Das war nicht schwierig. Ein Aufguss aus Mutterkorn, Gartenraute, Rainfarn- und Petersilienöl, Wacholder, Mägdebaum sowie anderen Kräutern, und die Frucht
würde, begleitet von Durchfall und Erbrechen, davongespült. Kein ungewöhnliches Vorgehen und sehr verbreitet. Die Zwillinge mussten wirklich äußerst dumm sein, dass sie sich nicht selbst zu helfen wussten.
    Aber sollte sie sich tatsächlich erpressen lassen?
    Und was würde geschehen, wenn sie ihr Versprechen nicht hielten?
    Wenn sie sie danach doch nicht in Frieden ließen?
    Sie konnte ihnen helfen – ja, das konnte sie.
    Doch

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