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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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am Vortag fertig gewesen war. »Ihr seid englische Ladies und keine Teepflückerinnen!«
    Grace bemerkte den Blick, den eines der Mädchen, das recht gut Englisch verstand, ihr auf diese Worte zuwarf. Doch selbst wenn ihre Mutter das bemerkt hatte, überging sie es geflissentlich.
    Wie ein Inspektor bei einer Feldbegehung schritt sie um ihre Töchter herum, begutachtete jeden Saum, den Sitz jeder Perle und die Länge der Röcke. Als sie damit fertig war, nickte sie der Gouvernante zu.
    »Sehr gute Arbeit, Miss Giles. Ich bin sicher, dass meine zauberhaften Töchter der glanzvolle Mittelpunkt des Empfangs sein werden.«
    Als das Fest direkt vor der Tür stand, wurde Vannattupp u cci in jenen Glanz getaucht, der auch das alte Tremayne House zu besonderen Anlässen verzaubert und aus ihm einen Ort gemacht hatte, an dem es keinen Verfall und keine Risse im Mauerwerk gab. Der Festsaal, wahrscheinlich lange ungenutzt, wurde von einem Heer von Bediensteten hergerichtet. Da nicht genügend Hauspersonal zur Verfügung stand, hatte Claudia kurzerhand einige Teearbeiterinnen aus dem Dorf angestellt. Auch wenn ihre Bedenken gegenüber diesem Ort noch längst nicht ausgeräumt waren, war sie sicher, einen großartigen Triumph feiern zu können.
    Am Ballabend saß Grace nervös vor dem Fenster. Da sie wusste, dass auch Dean Stockton mit seiner Familie anrücken würde, wäre sie am liebsten in den Garten geflohen und dort verschwunden.
    »Was meinst du, wird mich einer der Gentlemen zum Tanzen auffordern?« Victoria hob ihren rechten Arm und deutete eine Pirouette an.
    Grace wandte sich um. Wenigstens ihre Schwester schien Spaß zu haben. Aber sie war ja auch noch nicht im heirats­fähigen Alter.
    »Eigentlich könntest du diesen Ball als dein Debüt betrachten«, wandte Victoria ein, in der Absicht, ihre Schwester ein wenig aufzumuntern. »Immerhin wirst du der Gesellschaft von Nuwara Eliya vorgestellt.«
    »Und wahrscheinlich wird mich Mr Stockton gleich an den Arm seines Sohnes hängen.«
    »Vielleicht hat er einen hübschen Sohn. Auch wenn du ihn nicht leiden kannst, kannst du nicht abstreiten, dass sein Vater gut aussieht.«
    »Als ob du davon schon Ahnung hast«, murmelte Grace, und während sie ihren Blick wieder aus dem Fenster richtete, fragte sie sich, was Mr Vikrama wohl an diesem Abend anstellte. Er war ganz sicher nicht eingeladen worden, immerhin zählte er nur zum Personal. Bei den Cahills war es schon etwas anderes, Mr Cahill hatte ihren Vater gefragt, ob es ihn stören würde, wenn seine Frau und seine Töchter kommen würden. Aus Höflichkeit und auch weil er sich dem Advokaten verpflichtet fühlte, hatte Henry zugestimmt. Doch lieber traf Grace sich mit den beiden Mauerblümchen, auf die sie bei einem ihrer Spaziergänge getroffen war, als mit Stockton und seinem Sohn.
    Bevor Victoria eine Diskussion darüber beginnen konnte, dass sie recht wohl Augen im Kopf habe und wüsste, wann ein Mann gut aussähe und wann nicht, erschien Miss Giles. Als Gouvernante hatte sie nicht die Möglichkeiten, mit den eleganten Damen mitzuhalten, doch aus dem, was ihr zur Verfügung stand, hatte sie das Beste gemacht.
    Zwar waren sie und Mr Norris auch Angestellte, da sie allerdings die Erziehung der Töchter überwachten, war ihnen gestattet worden, bei dem Ball zu erscheinen.
    »Sie sehen hinreißend aus, Miss Giles!«, sagte Victoria, während sie um ihre Gouvernante herumtänzelte. »Mr Norris wird Sie wahrscheinlich gar nicht vom Tanzboden weglassen!«
    Eigentlich hatte Miss Giles ihnen wieder einen Vortrag über gutes Benehmen auf dem Ball halten wollen, doch Victorias Schmeichelei brachte sie so sehr aus dem Konzept, dass sie errötete. Bis sie sich wieder gefangen hatte, waren wertvolle Augenblicke verstrichen, und schließlich sah sie ein, dass der Vortrag dazu führen würde, dass sie zu spät kamen.
    Als Grace sich vom Fensterbrett erhob, verspürte sie ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend. Der Abend wird schon vergehen, sagte sie sich. Ich werde mich benehmen, wie es sich für eine Dame der Gesellschaft gehört, und versuchen, meiner Familie keine Schande zu machen.
    An der Treppe wurden sie bereits von ihren Eltern erwartet. Claudia trug ein Kleid aus blauem Taft, das mit weißen Spitzen verziert war. Henry wirkte in seinem grauen Gehrock, zu dem er eine schwarze Weste und einen dunkelroten, von einer Perlennadel zusammengehaltenen Krawattenschal trug, sehr festlich.
    Beide musterten ihre Töchter prüfend, dann

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