Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
entgegnete Diana erschrocken. »Aber mein Flieger …«
    »Gibt es denn keine Möglichkeit, den Rückflug zu verschieben?«
    Diana wollte schon verneinen, doch auf einmal war es ihr, als würde ihr eine kleine Stimme zuwispern: »Warum nicht?«
    »Natürlich wäre es möglich …«
    Jonathan strahlte. »Bestens! Ohnehin bezweifle ich, dass wir auf die Schnelle etwas finden werden. Diese Schränke müssen gründlich durchsucht werden, wir wollen doch nichts übersehen, oder?«

Vannattuppucci , 1887
    Wie er es versprochen hatte, nahm Mr Stockton Henry mit in den berühmten Hills Club, wo er zahlreichen Plantagenbesitzern und anderen einflussreichen Leuten vorgestellt wurde. Sie zögerten nicht lange, ihn in ihre Mitte aufzu­nehmen und aus ihm ein reguläres Clubmitglied zu machen. ­Immerhin entstammte Henry Tremayne einer guten Familie, und das Unglück seines Bruders fand überall Anteilnahme.
    Zum Dank für die Vermittlung dieser ihm äußerst wichtig erscheinenden Mitgliedschaft und Kontakte, die sich gewiss in der Zukunft noch auszahlen würden, lud Henry Stockton mitsamt seiner ganzen Familie sowie einige andere Männer aus dem Club zu dem Einstandsempfang ein, den Claudia nun schon seit einer Weile plante.
    In den Tagen bis zum Empfang trieb Mr Wilkes die Dienstmädchen zu Höchstleistungen an und bat erfolgreich darum, einen Hausdiener einzustellen, einen jungen Tamilen, der vor kurzem die Schule verlassen hatte, die Henry großzügigerweise weiterhin betreiben ließ. Auch die Köchin kam in den Genuss von Mr Wilkes’ reichem Erfahrungsschatz. Er zeigte ihr, wie man Scones zubereitete und wie man das Rezept für Teekuchen abwandelte und an die heimischen Zutaten anpasste. Als dann schließlich der Lieferant mit dem gewünschten Gemüse und dem Fisch pünktlich eintraf, schien er im siebten Himmel zu schweben. Und Claudia mit ihm, würde sie doch den Stocktons, auch wenn sie Mr Stockton nicht sonderlich sympathisch fand, zeigen, dass es nicht auf die Kleider der Dienstmädchen ankam – die Uniformen waren noch immer nicht eingetroffen –, sondern auf das, was ein guter Gastgeber seinen Gästen zu bieten hatte.
    Zu diesem Empfang gehörte es natürlich auch, dass die beiden Töchter neue Kleider trugen – oder zumindest welche, die neu aussahen. Da die modischen Veränderungen der vergangenen Jahre bedingt durch finanzielle Mängel nicht umgesetzt werden konnten, musste Miss Giles mit Hilfe eines Magazins, das Wilkes in Colombo besorgt hatte, die Kleider abändern.
    Zwei junge Tamilinnen, die auf der Plantage neben ihrer Pflückarbeit auch die Kleider der anderen Arbeiterinnen ausbesserten, halfen ihr dabei. Grace war sicher, dass das Kichern der beiden, das sie bei der Arbeit immer wieder ausstießen, den in ihren Augen seltsamen Kleidern und Unterwäschestücken galt. Victoria hatte recht, die hiesigen Frauen trugen unter ihren bequemen Wickelgewändern keinerlei Mieder oder Korsett, die schwere Arbeit hielt sie schlank, und ihre dunkle Haut schien der Alterung besser zu trotzen als die Haut weißer Frauen.
    In den Augenblicken, als Miss Giles an ihr zerrte, um ihre Atemluft noch mehr einzuschränken, beneidete sie sie dafür.
    Um nicht ständig bei den Änderungen dabei sein zu müssen, verließ Grace den Raum unter dem Vorwand, sich etwas zu trinken holen zu müssen. Als Miss Giles eines der Dienstmädchen heranklingeln wollte, lehnte Grace mit der Begründung ab, dass sie ohnehin schon so viel zu tun hätten, und verschwand aus dem Raum.
    Tatsächlich machte sie sich auf den Weg nach unten in den Küchentrakt. Schon in Tremayne House hatte ihre Mutter es nicht gern gesehen, dass die Mädchen sich in der Küche blicken ließen, denn das bringe die Bediensteten, die es nicht gewohnt waren, dass die Familie sich bei ihnen aufhielt, aus der Fassung.
    Schon von weitem tönte ihr der Lärm entgegen. Die Köchin erteilte ihren Gehilfinnen Befehle in scharfem Tamilisch, das Grace zwar nicht verstand, doch sie spürte, dass sie alles andere als zufrieden mit den Mädchen war. Vorsichtig spähte Grace um die Ecke. Zum ersten Mal sah sie die Köchin, die vielleicht Anfang vierzig und selbst Tamilin war. Die Mädchen waren alle ungefähr in ihrem Alter und zuckten auf die Kommandos der Köchin schreckhaft zusammen. Mr Wilkes hielt sich vornehm zurück und beschränkte sich darauf, das Silber zu putzen.
    Nachdem sie das Treiben kurz beobachtet hatte, ohne dass die Angestellten sie bemerkten, fiel ihr unter

Weitere Kostenlose Bücher