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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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zogen unbeachtet an Grace vorbei, während sie sich einzureden versuchte, dass es schon nicht so schlimm werden würde. Immerhin hatten sie auch schon in England unangenehme Besuche bei Leuten, von denen sich ihr Vater Geld gepumpt hatte, absolviert. Und Stockton würde sie gewiss nicht beißen – jedenfalls dann nicht, wenn sie bei ihrer Familie blieb.
    Nach etwa einstündiger Fahrt tauchte die Stockton-Plantage vor ihnen auf. Das dreistöckige Herrenhaus prangte wie eine Perle auf grünem Samt. Die Pflanzungen waren noch wesentlich größer als auf Vannattupp u cci , und es standen auch mehr Wirtschaftsgebäude herum. Umgeben wurde der Herrensitz von einem hoch aufragenden, kunstvoll verzierten Zaun, der Henry zu dem Ausruf hinriss: »Das ist die beste Schmiedearbeit, die ich je gesehen habe!«
    »Unser Zaun ist ebenso schön«, konnte sich Grace nicht verkneifen, anzumerken. Das Haus mochte vielleicht prächtig sein, aber für ihren Geschmack war es eindeutig zu protzig für einen Mann, der nicht einmal einen Adelstitel hatte. Die Tremaynes, die ebenso wenig adelig waren, hielten ihre Häuser immerhin bescheiden zweistöckig.
    Als die Kutsche auf das Rondell vor der ausladenden Eingangstreppe rollte, sah Claudia den Moment für eine Ermahnung gekommen. »Ihr beide werdet euch anständig betragen und keine merkwürdigen Bemerkungen machen. Du, Victoria, wirst die Tochter des Hauses nicht mit irgendwelchen Geschichten über die Malaria behelligen, und du, Grace, wirst ein freundlicheres Gesicht als dieses aufsetzen und dich gegenüber den Stocktons anständig benehmen.«
    Wann hätte ich mich schon mal nicht anständig betragen, ging es Grace durch den Sinn, doch sie behielt die Worte für sich, denn sie wollte nicht auch noch Streit mit ihrer Mutter haben.
    In dem Augenblick, als sie beide pflichtschuldig nickten, brachte der Kutscher das Gefährt zum Stehen.
    Die Stocktons, inklusive der schwächlichen Tochter und des blassen Sohnes, der trotz seiner schlanken Gestalt wirkte, als würde ihn der silberfarbene Ascot Tie würgen, erwarteten sie in der Halle, wohin sie von dem recht hochnäsigen Butler geführt wurden.
    »Meine Lieben!«, flötete Alice Stockton mit ausgebreiteten Armen, während ihr Mann Henry kräftig die Hand schüttelte und dabei wie zufällig die Augen zu Grace wandern ließ, die seinen Blick wie eine unangenehme Berührung auf ihrer Wange spürte.
    Nach der Begrüßung, bei der Grace nicht umhinkam, einen Handkuss von Dean Stockton hinzunehmen, wurden sie in den Salon geführt, einen prachtvollen runden Raum, der sich hinter einer bleiverglasten Schiebetür versteckte. Nicht nur Claudia staunte über die wunderschönen Rattanmöbel und die kostbaren Teppiche und Gemälde, die ganz hinreißende Landschaftsszenen zeigten.
    Der Tee wurde aus einem chinesischen Service eingenommen, das Teegebäck war vollendet. Grace bemerkte, dass ihre Mutter beinahe neidvoll die Scones betrachtete, bevor sie hin­einbiss.
    Sie selbst kam sich vor, als hätte sie einen Stein gegessen, was eindeutig nicht an den Scones lag, sondern an dem Kreuzfeuer von Blicken, die George und Dean Stockton ihr zuwarfen. Einmal ertappte sie George, wie er sich über die blassen Lippen leckte, eine Geste, die ihr einen Schauder über den Rücken jagte. Rasch wandte sie sich ihrer Teetasse zu, nur um im nächsten Augenblick von Dean Stockton gefragt zu werden: »Sie vermissen doch sicher die Saison in London, nicht wahr? Um diese Zeit finden dort schließlich rauschende Bälle statt.«
    »Um ehrlich zu sein, vermisse ich London schon«, entgegnete Grace kühl. »Doch der Anblick der Natur und das Leben auf Vannattupp u cci entschädigen mich hinreichend dafür.«
    Diese Antwort war völlig unbedarft gekommen, und eigentlich hätte niemand daran Anstoß finden können. Das tat auch keiner der Anwesenden, doch Dean Stockton riss es zu der Bemerkung hin: »Warum lassen Sie sich nachher nicht einfach von George die Plantage zeigen? Als zukünftiger Herr dieses Fleckens Erde wäre es ihm sicher eine Freude.«
    »Aber natürlich«, entgegnete sein Sohn und lief dunkelrot an. »Wenn Sie das wünschen?«
    Was blieb Grace da anderes übrig, als zuzustimmen, zumal ihre Mutter und ihr Vater sie ansahen, als wollten sie sie zur Höflichkeit ermahnen. Als sie, wie es erwartet wurde, zustimmte, nickten sie sich lächelnd zu.
    Zu allem Überfluss grinste Victoria ihre Schwester in einem unbemerkten Moment breit an.
    Dem Geplauder bei Tisch folgte

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