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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Sie ihm Geld zustecken.«
    »Ich weiß eben, wie man sich Freunde macht.«
    Diana betrachtete ihn eine ganze Weile, dann sagte sie: »Habe ich Ihnen eigentlich schon für alles, was Sie bisher getan haben, gedankt?«
    »Ich glaube nicht, dass das jetzt schon nötig ist«, gab Jonathan zurück. »Immerhin haben wir das letzte Puzzleteil noch nicht gefunden.«
    Diana lächelte versonnen in sich hinein. Wäre Philipp nur halb so freundlich wie er, würde sie es noch einmal mit ihm versuchen. Doch je mehr Zeit sie mit Jonathan verbrachte, desto klarer wurde ihr, dass es bei ihrer Rückkehr nach Deutschland kein Zurück mehr für sie geben würde.
    Und was dann?, fragte eine kleine Stimme. Wirst du je wieder an einem Mann Gefallen finden?
    Das habe ich schon, antwortete Diana im Stillen. Das habe ich schon längst.
    Zurück auf Vannattupp u cci , fühlte sie sich wie gerädert – aber gleichzeitig elektrisiert. Das Geheimnis erschien ihr zum Greifen nahe, und doch entzog es sich noch immer.
    Nachdem sie mit Jonathan rasch zu Abend gegessen hatte, begaben sie sich wieder in den Keller.
    »Sie sagen mir, wenn Sie etwas Bahnbrechendes gefunden haben, nicht wahr?«, fragte Jonathan, der es sich auf seinem Stuhl gemütlich machte und für ein paar Augenblicke die Augen schloss.
    »Natürlich«, sagte Diana knapp, griff dann zur Lupe und setzte ihre Lektüre fort.

Vannattuppucci , 1887
    In der Nacht zwei Tage nach dem Besuch bei den Stocktons beschloss Grace, zu Vikrama zu gehen. Die Erlebnisse auf der Stockton-Plantage gaben ihr das Gefühl zu bersten. In dieser Situation benötigte sie den Rat eines Freundes, keiner Schwester, die noch nicht alt genug für diese Dinge war, und auch nicht den Rat einer fernen Freundin, deren Antwort wahrscheinlich erst eintreffen würde, wenn die Verlobung schon beschlossen war.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Victoria tief und fest schlief, warf sie sich ihren blausamtenen Morgenmantel übers Nachthemd und öffnete so geräuschlos wie möglich das Fenster.
    Ihre anerzogene Scham ließ sie einen Moment zögern – es gehörte sich nicht, dass eine junge Dame in Nachtkleidung herumlief –, doch dann raffte sie Hemd und Morgenmantel und kletterte aus dem Fenster.
    Noch nie war sie nachts allein auf der Plantage unterwegs gewesen. Während sie sich in Tremayne House nicht ohne Begleitung in den Park gewagt hätte, aus anerzogener Angst, dass die alten Hausgeister des Nachts dort umhergingen, wunderte sie sich, dass sie an diesem Ort, der im Dunkeln auch nicht wesentlich freundlicher wirkte, so gar keine Angst hatte. Wem sollte sie hier auch begegnen?
    Am Rand des Parks angekommen, fiel ihr ein, dass sie gar nicht wusste, wo sie Vikrama suchen sollte. Sie vermutete sein Haus im Dorf bei den anderen, doch sicher war sie sich dessen nicht. Vielleicht hatte er auch ein Zimmer im Verwaltungsgebäude. Seltsam, dass sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht hatte.
    Sie entschied sich schließlich, ins Dorf zu laufen und notfalls nach ihm zu fragen, sollte ihr Instinkt sie nicht zu ihm führen. Sie folgte eine Weile dem Weg durch den Busch, wobei sie sich auf ihre Erinnerung verlassen musste, denn sehen konnte sie nahezu nichts.
    Irgendwo hörte sie Stimmen. Offenbar war im Dorf noch jemand wach. Oder waren das Vikramas Freunde, die zur Kampfübung aufbrachen?
    Als vor ihr eine weiß gekleidete Gestalt auftauchte, lief sie kurzerhand auf sie zu und rief »Vikrama teedureen!«, was so viel bedeutete wie »Wo kann ich Vikrama finden?«.
    Die Gestalt wirbelte herum. »Miss Grace, was suchen Sie denn hier?«
    Erschrocken stellte sie fest, dass es sich um Vikrama handelte, der offenbar auf dem Weg zu seinem Übungsplatz war.
    »Ich … ich habe Sie gesucht«, sagte sie kleinlaut, während sie verlegen die Ärmelspitze ihres Nachthemdes durch den Ärmel des Morgenrockes zog. »Ich wollte … ich wollte Sie nur sprechen.«
    Vikrama legte den Kopf ein wenig schief, dann entspannte sich sein Körper wieder. Das in weißes Tuch eingeschlagene Päckchen legte er auf den Boden.
    »Ist es wegen des Unterrichts? Ihr Vater nimmt mich derzeit dermaßen stark in Beschlag, dass ich kaum Zeit zum Luftholen habe.«
    Grace schüttelte den Kopf. »Nein, es ist nicht wegen des Unterrichts. Ich …«
    Sie stockte. War es wirklich gut, ihm davon zu erzählen? Wahrscheinlich würde auch er meinen, dass es gut für eine Frau sei, zu heiraten. Auch in seinem Dorf bereiteten sich wieder ein paar junge

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