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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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mich gezwungen, mit Noel und Deidre nach England zurückzukehren und die dortigen Pflichten zu übernehmen.
    Doch bevor ich gehe, gibt es etwas, das ich mir von der Seele s­chreiben muss. Etwas, das eigentlich niemals herauskommen sollte und das ich nur Dir anvertrauen kann. Ich möchte es nicht mit nach England nehmen und stattdessen hier lassen, an dem Ort, an dem ich Schuld auf mich geladen habe.
    Manchmal verfolgen mich die Bilder von damals, als seien sie erst gestern geschehen. Hin und wieder meine ich, Graces Stimme zu hören oder sie durch den Park wandeln zu sehen. Dann kommen mir die Tränen, denn die Erinnerung an unsere glücklichen Tage schmerzt einfach zu sehr.
    Alles wurde anders an dem Tag, als Grace zusammenbrach und der Arzt feststellte, dass sie schwanger sei. Die Identität des Vaters bereitete meinen Eltern großes Kopfzerbrechen, denn Grace schwieg und blickte einfach nur mit leerem Blick zur Decke, wenn sie gefragt wurde.
    Doch alle Wahrheit bahnt sich irgendwann ihren Weg.
    Es ging das Gerücht, dass Miss Giles meinem Vater Graces geheime Aufzeichnungen zugespielt haben soll, nachdem sie sie bei mir fand. Doch das stimmt so nicht. Zur Entlastung ihrer armen Seele gestehe ich, das Heft meinem Vater persönlich zugespielt zu haben. Ich wollte Grace damit nicht schaden, vielmehr sollte es Papa zeigen, was sie zu diesem Schritt, zu ihrer Liebe bewogen hat, von der ich schon seit einiger Zeit wusste.
    Ich hoffte, dass er verstehen würde, dass er Milde walten lassen würde, wo er doch so zornig war, dass Grace ihm den Vater ihres Kindes verschwieg.
    Doch letztlich war meine gut gemeinte Tat der Auslöser des Unglücks gewesen. Alles war in die Brüche gegangen, und ich habe meine Schwester wahrscheinlich für immer verloren.
    Auf den Brief, in dem ich ihr mitgeteilt habe, dass Vikrama zu ihr kommen würde, hat sie ebenso wenig geantwortet wie auf alle anderen Briefe, in denen ich um Verzeihung gebeten und meine Hilfe angeboten habe. Ich habe sie in einer kleinen deutschen Stadt ausfindig gemacht und erfahren, dass sie inzwischen geheiratet und eine kleine Tochter bekommen hat. Doch auf meine Briefe antwortet sie noch immer nicht. Wenn sie denn überhaupt erfahren hat, dass Vikrama zu ihr kommen wollte …
    Was das betrifft, so werde ich ihr wohl nie eine Antwort geben können, denn der schöne Tamile ist von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden. Ich nehme an, dass er nicht mehr am Leben ist, denn plötzlich wurde die Suche nach ihm eingestellt und Ruhe kehrte in Nuwara Eliya ein. Wahrscheinlich hat einer von Stocktons Bluthunden ihn gestellt und verschwinden lassen. Kein noch so großer Optimismus will mir eine bessere Erklärung liefern.
    Nun, es ist so weit, die Kutsche fährt vor. Ich übergebe diesen Brief nun dem Ort, an dem Grace immer nach ihrem Liebsten Ausschau gehalten hat und den ich als Erinnerung mit dem Zeichen unserer Plantage versehen habe, dem Schmetterling. Der kostbare Vorhang, der unser Zimmer schmückte, ist größtenteils verschlissen, doch ein Stück ist davon geblieben. Als Schal soll es mich an die Zeit hier erinnern.
    Leb wohl, Vannattuppucci, Du wirst mir fehlen!
    In Liebe
    Victoria Princeton, geb. Tremayne
    Stille umfing sie, als Diana den Brief beendet hatte. Weder sie noch Jonathan konnten etwas sagen. Während sie nebeneinander auf dem Bett saßen, lauschten sie dem Rauschen der Bäume, das wie ein fernes Flüstern der Vergangenheit wirkte.
    »Dann hat Victoria also ihre Schwester verraten«, brach ­Jonathan schließlich den Bann.
    Diana nickte. »Könnte man so sagen. Das war wohl die Schuld, die sie abtragen wollte. Die Schuld, um die Grace nicht wusste.«
    Jonathan legte den Arm um sie. »Damit solltest du alles beisammenhaben. Das Rätsel ist gelöst.«
    »Nicht ganz«, hielt Diana dagegen. »Wir haben immer noch das Palmblatt. Obwohl ich mir nicht mehr sicher bin, ob ich den Inhalt des Palmblattes wirklich wissen will. Bei all dem, was ich über meine Familiengeschichte erfahren habe, was soll da noch eine Prophezeiung?«
    »Du könntest nachprüfen, ob sie stimmte. Für den Fall, da ss du dir selbst ein derartiges Horoskop erstellen lassen willst.«
    Diana schmiegte sich an seinen Arm. »Will ich denn meine Zukunft wirklich kennen? Wissen, wann ich scheitern und wann ich Erfolg haben werde? Wovon sollte ich mich noch überraschen lassen?«
    »Ich glaube, dass diese Horoskope nur Hinweise für das Leben sind«, entgegnete Jonathan. »Wege der

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