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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Tamilen schon immer als Schreibpapier verwendet wurden, wurde auch die Vorhersage für R. Vikrama auf einem Palmblatt niedergeschrieben.«
    »Es ist Vikramas Hochzeitshoroskop?«
    »Ja, das ist es. Wahrscheinlich wollte er es mitnehmen, um Grace in England zu heiraten. Wenn sich Mr Vijita nicht irrt, ist dieses Blatt höchstens hundertzwanzig Jahre alt.«
    Das Erste, was Diana dazu in den Sinn schoss, war, dass Michael sich über die Ergebnisse der Altersanalyse sicher kräftig gewundert hatte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie seit Beginn ihrer Arbeit im Archiv von Vannattupp u cci nicht mehr ihre Mails gecheckt hatte.
    »Schade«, sagte sie ein wenig geknickt. »Schade, dass Vikrama nicht mehr dazu gekommen ist, sie zu heiraten.«
    »Ja, das ist es wirklich.« Jonathan überlegte eine Weile, dann lächelte er. »Aber andererseits bin ich froh, dass die Dinge so gekommen sind, wie sie sind.«
    »Warum?«
    »Wenn Vikrama deine Ahnin wirklich geheiratet hätte, wie wäre dann euer Leben verlaufen? Du wärst mir bestimmt nicht über den Weg gelaufen, weil du nach deiner Familien geschichte suchst. Und das wäre verdammt schade gewesen.«
    Nur einen Tag später, nach einem kurzen Aufenthalt in Jonathans Wohnung, ging Dianas Flieger. Jonathan ließ es sich nicht nehmen, sie zu begleiten, um noch ein paar Stunden mit ihr zu haben. Sie hatten in der vergangenen Nacht viel geredet, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
    Diana hatte sich schwindelig gefühlt, aber auch glücklich. Endlich war das Rätsel der Tremaynes gelöst. Sie hatte Emmelys Wunsch erfüllt und konnte nun weitergehen, mit dem Wissen über ihre ungewöhnliche Herkunft.
    Die Stunde des Abschieds zerriss ihr fast das Herz.
    »Ich werde dich so sehr vermissen. Dich und Sri Lanka.«
    »Deine Heimat, wenn man so will.«
    »Ja, meine Heimat, jedenfalls zu einem kleinen Teil.«
    »Wir werden uns wiedersehen«, sagte Jonathan und küsste sie leidenschaftlich. »Ordne du dein Leben, und ich werde sehen, dass ich mein Buch fertigbekomme. Dann schauen wir, was aus uns wird.«
    Noch einen Moment hielten sie sich, dann musste Diana los. Hinter der Absperrung winkte sie ihm noch einmal zu, dann wandte sie sich um, damit er ihre Tränen nicht sah.
    Während des Fluges sah Diana noch einmal alle Unterlagen durch, die sie gesammelt hatte und dank Mr Manderley als Fotokopie besaß. Mr Green würde Augen machen!
    Als der Flieger in Berlin aufsetzte, hatte sie einen Entschluss gefasst. Sie würde für eine Weile nach England gehen und dort nicht nur die Fakten ihrer Familiengeschichte ordnen, sondern auch versuchen, sich auf englisches Recht zu spezialisieren. Dass Eva das Büro in Berlin hervorragend führen konnte, hatte sie während ihrer kleinen Auszeit bewiesen. Nachdem der Vorhang der Geheimnisse ein Stück weit geöffnet war, wurde es Zeit, ein neues Leben anzufangen.
    Glücklicherweise war Philipp nicht da, als sie nach Hause kam. Versonnen blickte sie an der Fassade des Gebäudes hoch, eine Fassade, die den Untergang ihrer Ehe gut versteckt hatte. Doch damit war jetzt Schluss. Obwohl ihr Herzblut in dem Haus steckte, wollte sie sich keinen Augenblick länger als ­nötig hier aufhalten. Sie hatte in den vergangenen beiden Wochen so viel Licht in die Schatten ihrer Familie gebracht, dass sie selbst auch nicht im Schatten verbleiben wollte.
    Sie telefonierte also mit einem Kommilitonen, der sich auf Familienrecht spezialisiert hatte, und bat um einen Termin, den er glücklicherweise schon am nächsten Tag hatte. Dann meldete sie sich bei Eva und kündigte ihr Kommen für den Nachmittag an.
    Als sie durch die Schlafzimmertür trat, um sich umzuziehen, stockte sie kurz. Auf der Bettdecke lag ein Höschen. Nichts Besonderes, ein normaler blassgrüner Slip mit Spitze, Größe S, schätzte Diana. Da es unwahrscheinlich war, dass Philipp zum Damenwäscheträger mutiert war, musste diese Trophäe wohl von seinem Mädchen stammen.
    Hätte dieser Anblick sie noch vor Wochen zur Weißglut getrieben, lächelte sie jetzt nur, bestätigt in ihrem Vorhaben, und machte sich daran, ihren Kleiderschrank auszuräumen und die Stücke, die sie behalten wollte, in einen Koffer zu packen. Alles andere wanderte in einen großen Müllsack, den sie auf dem Weg zum Hotel in einem Rotkreuz-Container entsorgen wollte.
    Nachdem sie Koffer und Kleidersack in ihrem Mini verstaut hatte, ging sie hinauf in ihr Arbeitszimmer. Philipp hatte ihr einige Briefe auf den Schreibtisch gelegt. Ein paar

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