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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Mund trocken werden. Wie gern wäre er an der Stelle dieses Bastards da vorn gewesen!
    Dann rief er sich wieder zur Ordnung. Er brauchte einen klaren Kopf, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    Also drängte er alle sündigen Gedanken beiseite und konzentrierte sich nur darauf, möglichst wenige Geräusche zu machen. Vikrama schien keinen Argwohn zu hegen. Die Teeplantage, die seit seiner Kindheit sein Zuhause war, schien ihm Sicherheit zu geben. Beinahe hätte Cahill bitter aufgelacht. Er spürt nicht, dass ihm der Tod folgt. Oder doch? Ahnte er etwas?
    Eine plötzlich durch seinen Körper ziehende Hitzewelle überzog seinen gesamten Körper mit Schweiß. Es war wie ­damals, als er seinem Herrn den Berg hinauf gefolgt war, in der Überzeugung, Vannattupp u cci damit zu retten. Wenn Master Richard nicht vorgehabt hätte, sich seinem Sohn zu of­fenbaren und ihm die Leitung der Plantage zu übertragen – einem Halbwilden, dachte Cahill noch immer entsetzt –, hätte er noch leben können.
    Cahill hatte es als seine Pflicht angesehen, die Plantage nicht in die Hände eines Tamilen gelangen zu lassen. Alles Reden hatte dabei nichts genützt. Nachdem er ihn auf dem Adams Peak eingeholt hatte, waren sie in Streit geraten, der damit endete, dass Master Richard in einen Abgrund stürzte.
    Cahill hatte wieder den zerschmetterten Körper vor Augen, doch in der Überzeugung, dass nur der Tod Master Richard davon abhalten konnte, eine große Dummheit zu begehen, hatte er keine Anstalten gemacht, um den Abgestürzten zu retten. Letztlich, hatte er sich eingeredet, war das das Glück der Plantage gewesen – und ihre Rettung, denn wer hätte mit einer Plantage handeln wollen, die in der Hand ­eines Eingeborenen war?
    Jetzt war es ähnlich, wieder würde er der Retter sein, indem er den Beweis von Richard Tremaynes Untreue und seinen rechtmäßigen Erben auslöschte. Grace konnte er damit nicht mehr helfen, aber vielleicht Vannattupp u cci .
    So leise wie möglich zog er den Hahn des Revolvers zurück.
    Ob ich diesem Mischling sage, dass er seine Cousine geschwängert hat? Dass er der Bastard von Richard Tremayne ist?
    Nein, das könnte er dazu nutzen, mich ähnlich schlimm zusammenzuschlagen wie Tremaynes Leute.
    Er atmete tief durch und zog den Abzugshahn.
    Das Krachen hallte wie Donner von den Bergen wider. Wer mochte den Schuss gehört haben? Einen bangen Augenblick lang sah Cahill seinen Kopf schon in der Schlinge stecken, doch dann fiel ihm ein, dass er hier im Auftrag seines Herrn handelte. Dass dieser ihm dankbar sein würde für die Tat, die seine Männer fürs Grobe nicht zustande gebracht hatten.
    Der Schuss fällte Vikrama wie einen Baum. Mit einem unter dem Schussecho kaum wahrnehmbaren Stöhnen brach er zusammen.
    Cahill starrte ihn ungläubig, ja beinahe geschockt an. Dann besann er sich darauf, dass er den Leichnam wegschaffen musste. Weit weg, so dass niemand ihn finden konnte. Die Verzweiflung, die Angst vor Strafe ließ ihn schnell einen Weg finden.
    Er brauchte einen Spaten. Und er wusste auch, wo er ihn finden konnte.
    Mit rasendem Herzen rannte er zurück zum Haus. Niemanden hatte der Schuss geweckt. Die Fenster des Herrenhauses waren allesamt dunkel.
    Auf einmal erschien ihm das Teefeld feindselig, die Schatten ringsherum wisperten Vorwürfe in sein Ohr, und der Wind sang ein Klagelied für das Leben, das hier genommen worden war. Der sauber ausgegrabene Teebusch wirkte wie ein Wächter, der nicht vorhatte, sein Amt gut zu verrichten.
    Es war eine Sache, einen Menschen zu töten, und eine andere, die Leiche beiseitezuschaffen. Auch wenn er den Leichnam in ein Tuch eingewickelt hatte, schienen ihn seine Augen zu verfolgen.
    Nun schuftete Cahill unter der Beobachtung des Toten und meinte, seine Stimme wispern zu hören. Du hast mir meinen Vater genommen, meine Liebe, mein Leben. Kannst du dir vorstellen, welche Strafe darauf steht?
    »Keine Strafe«, murmelte Cahill vor sich hin. »Niemand wird es wissen. Alle werden die Geschichte glauben, die dein Herr verbreitet.«
    Nachdem die Grube tief genug war, richtete er sich auf und löste das Hemd von seiner Haut, das durch den Schweiß angeklebt war. Angenehme Kühle strich über seinen Rücken.
    Es ist gleich vollbracht. Mach dir keine Sorgen. Morgen wird dein Herr dich dafür belohnen. Er packte den Toten bei den Beinen und zerrte ihn an den Rand des Lochs. Dabei löste sich das Tuch, das er über ihn geschlagen hatte. Die toten Augen starrten ihn

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