Die-Schnaeppchenjaegerin
vorbeigehen. Kein Problem.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagt ein Mann in Jeans, der den Set betritt. »Aber ich muss das Sofa hier wegräumen.«
»Ja, natürlich«, sage ich und springe auf. In dem Moment begegne ich versehentlich wieder Derek Smeaths Blick. Er sieht mich unverwandt an. Er wartet auf mich. Oh, Gott.
Okay, keine Panik - einfach weitermachen. Einfach weitermachen und so tun, als hättest du ihn nicht erkannt.
Ich vermeide es also ganz bewusst, ihn anzusehen, während ich mich aufrichte, das Mikrofon abpule und forschen Schrittes den Set verlasse. Ich lasse mich überhaupt nicht beirren, marschiere weiter, blicke nicht nach links oder rechts. Alles, was ich sehe, sind die Doppeltüren. Nur noch ein paar Schritte, dann bin ich draußen. Nur noch ein paar Schritte...
»Miss Bloomwood.« Die Worte treffen mich wie Pistolenkugeln am Hinterkopf, und einen Moment überlege ich, sie zu überhören. Ich könnte einen Endspurt zur Tür hinlegen. Aber Zelda und Emma sind immer noch in der Nähe. Sie haben bestimmt gehört, wie er mich gerufen hat. Es gibt kein Entkommen.
Also drehe ich mich um und spiele die Überraschte, die ihn erst auf den zweiten Blick erkennt.
»Ach, hallo, Sie sind’s!«, begrüße ich ihn fröhlich. »Das ist aber eine Überraschung. Wie geht es Ihnen?«
Vielleicht können wir ja einfach ein bisschen Small Talk betreiben.
»Miss Bloomwood -«
»Schönes Wetter heute, finden Sie nicht auch?«
»Miss Bloomwood, unser Termin«, sagt Derek Smeath knapp.
Oh, Gott. Ich hatte gehofft, dass er den vielleicht vergessen hätte.
»Unser-Termin«, wiederhole ich nachdenklich. »Ahm...« Dann habe ich eine Eingebung. »Richtig, unser Termin! Morgen, nicht? Ich freue mich schon drauf!«
Derek Smeath sieht aus, als würde er gleich explodieren.
»Nein, nicht morgen! Unser-Termin war am Montag. Und Sie sind nicht gekommen!«
»Ach«, sage ich. »Ach, der Termin. Ja, das tut mir Leid. Ich wollte wirklich kommen. Es ist nur so, dass... Also...«
Aber mir fällt einfach keine gute Entschuldigung mehr ein. Ich habe schon alle verbraucht. Ich verstumme also und beiße mir wie ein ungezogenes Kind auf die Lippe.
»Miss Bloomwood«, sagt Derek Smeath müde. »Miss Bloomwood...« Er reibt sich über das Gesicht und sieht dann auf. »Wissen Sie eigentlich, wie lange ich Ihnen schon regelmäßig Briefe schreibe? Wissen Sie, wie lange ich schon versuche, Sie zu einem Gesprächstermin in die Bank zu bekommen?«
»Ahm... nein, nicht genau...«
»Seit einem halben Jahr«, klärt er mich auf und schweigt dann kurz. »Seit einem halben Jahr höre ich mir Ihre Entschuldigungen und Ausflüchte an. Wenn Sie sich mal bitte klar machen würden, was das für mich bedeutet. Das bedeutet unzählige Briefe. Zahllose Anrufe. Und hat nicht nur mich, sondern auch meine Assistentin Erica Parnell Zeit und Nerven gekostet. Ressourcen, die wir offen gestanden besser an anderer Stelle eingesetzt hätten.« Er fuchtelt mit dem Styroporbecher, den er in der Hand hält, herum und verschüttet etwas Kaffee auf den Boden. »Dann, endlich, kann ich Sie auf einen Gesprächstermin festnageln. Endlich glaube ich daran, dass Sie Ihre Situation ernst nehmen... Und dann erscheinen Sie nicht. Sie verschwinden ganz einfach. Ich rufe bei Ihren Eltern an, um herauszufinden, wo Sie sind, und werde auf äußerst unangenehme Weise beschimpft!«
»Ach, ja«, sage ich und setze ein entschuldigendes Gesicht auf. »Tut mir Leid. So ist mein Dad. Bisschen durchgedreht.«
»Ich hatte Sie aufgegeben«, sagt Derek Smeath und wird dabei nun lauter. »Ich hatte Sie aufgegeben und abgeschrieben. Und dann komme ich heute Morgen an einem Fernsehgeschäft vorbei - und wen sehe ich auf sechs Bildschirmen gleichzeitig? Die verschollene Rebecca Bloomwood, wie sie der Nation gute Ratschläge erteilt! Und in welcher Angelegenheit erteilt sie gute Ratschläge?« Er fängt an, sich vor Lachen zu schütteln. (Zumindest glaube ich, dass es vor Lachen ist.) »Im Umgang mit Geld! Sie erteilen Ratschläge im Umgang mit Geld!«
Ich sehe ihn wütend an. So lustig ist das nun auch wieder nicht.
»Hören Sie, es tut mir wirklich Leid, dass ich zu unserem Termin am Montag nicht gekommen bin«, bemühe ich mich, das Ganze wieder auf eine geschäftsmäßige Ebene zu heben. »Ich hatte in den letzten Tagen gewisse Schwierigkeiten ... Aber vielleicht könnten wir ja einen neuen Termin anberaumen...«
»Anberaumen!«, wiederholt Derek Smeath hysterisch, als wenn ich
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