Die Schnapsstadt
bringen und mich selbst wieder auf den Weg in die Schnapsstadt zu machen. Während Sie, meine Damen und Herren, die reizvolle Aussicht von Jiuguo genießen, das duftende Aroma seiner Schnäpse einatmen und ihren köstlichen Geschmack probieren, hören Sie mir bitte zu und genießen von vollem Herzen die Trinklieder unserer lieblichen Jungfrauen. Tun Sie sich keinen Zwang an! Wenn gute Freunde gemeinsam trinken, sind auch tausend Schälchen noch zu wenig. Wenn das Gespräch nicht munter fließt, ist schon ein halber Satz zu viel. Auf der Theke vor Ihnen sind die edelsten Brände von Jiuguo versammelt, auf dem Tisch dahinter türmen sich die Delikatessen. Essen und trinken Sie, soviel Sie können, soviel Sie wollen. Es ist alles gratis. Als Leiter der Werbeabteilung des Vorbereitungskomitees hatte ich ursprünglich geplant, von jedem von Ihnen fünfzig Cent als symbolischen Beitrag zu unserem Festmahl einzusammeln, aber die Bürgermeisterin hat gesagt, das sei reine Heuchelei und käme darauf hinaus, einen Gedenkbogen für die Keuschheit einer Prostituierten zu errichten, da fünfzig Cent nicht einmal für einen halben Eselspimmel reichen. Wenn du kein richtiges Geld nimmst, hat sie gefragt, warum willst du überhaupt Geld nehmen? Überdies sind Sie alle von weit her angereiste Ehrengäste, und wenn wir Geld von Ihnen nehmen würden, würden die Leute über uns lachen, bis ihnen die Zähne aus dem Mund fallen, und davon hätten nur die Zahnärzte etwas. Übrigens: Dabei fällt mir ein, dass eine Arbeitsgruppe der Akademie für Zahnheilkunde von Jiuguo ein Material für Zahnfüllungen entwickelt hat, das ein Leben lang hält. Wenn jemand von Ihnen also zahnärztliche Behandlung braucht, bieten wir während Ihres Aufenthalts in Jiuguo kostenlose Behandlung an. Dieses Material ist widerstandsfähig gegen Kälte, Hitze, saure und süße Nahrungsmittel. Nie wieder wird irgendeine Speise, egal wie zäh, Ihren Zähnen Widerstand leisten können. Aber zurück zum Thema! Hier in Jiuguo wurde, wie archäologische Funde beweisen, schon vor dreitausend Jahren Schnaps gebrannt. Ich darf Sie bitten, unser Video zu beachten: Unter diesem Grabungshügel, der als Hügel von Yueguang bezeichnet wird, liegen die Ruinen einer alten Stadt. Bei den Grabungen sind mehr als dreitausend Objekte geborgen worden, die Hälfte davon Trinkgefäße: Das hier ist ein Kelch, das hier ein Krug, das hier ein Schenkgefäß, das hier eine Schnapsschale, das hier ein Becher und das hier ein Trinkgefäß in Dreifußform … Was immer Sie nennen können, hier ist es. Experten schätzen das Alter der Grabungsstätte auf dreieinhalbtausend Jahre, was sie in die späte Shang-Dynastie datiert. Schon damals, vor langer Zeit, war dies eine Stätte, an der fröhliches Gläserklirren erklang und der Duft von erlesenen Getränken in der Luft hing. Neuerdings hat sich jedoch eine verabscheuungswürdige Mode in der Welt der geistigen Getränke ausgebreitet: Anscheinend versucht fast jeder, aus seiner Hausflagge ein Tigerfell zu machen. Wenn sich in grauer Vorzeit der mythische Kaiser Yu an deinem Schnaps betrunken hat, dann hat sich im siebzehnten Jahrhundert Kaiser Kangxi an meinem Schnaps betrunken. Wenn die kaiserliche Konkubine Yang Guifei von deinem Brand begeistert war, dann geriet der Han-Kaiser Wudi ins Taumeln, als er von meinem getrunken hatte … und so weiter, und so weiter. So entsteht eine absurde Tradition, die großen Schaden anrichten kann. Wir hier in Jiuguo suchen die Wahrheit in den Tatsachen und stellen keine unbewiesenen Behauptungen auf. Liebe Freunde, richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf diesen Ziegel! Das ist kein gewöhnlicher Ziegelstein. Nein, es ist ein Gemälde aus der Zeit der östlichen Han-Dynastie, das hier in Jiuguo ausgegraben wurde. Es stellt die Herstellung von Branntwein dar, und mit Freude können wir ihm entnehmen, dass die Produktion alkoholischer Getränke in unserer Stadt sich schon damals im zweiten Jahrhundert auf genossenschaftliche Arbeit stützte. Die Frau oben im Bild hält mit der linken Hand einen großen Topf über ein Schnapsfass und rührt mit der rechten das Kühlwasser um. Rechts von ihr erhitzt ein Mann das Wasser in dem Fass. Der Mann, der links neben der Kühlschlange steht, beobachtet sorgfältig den Flüssigkeitsstrom. Unten im Bild sehen Sie einen Mann, der zwei Eimer an einer Tragstange trägt. Er ist verantwortlich dafür, dass immer genug Wasser da ist … Dieses Gemälde vermittelt uns ein Bild davon,
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